Beim ersten Spatenstich packten jetzt neben dem Vorstandsvorsitzenden Sebastiaan van Buijtenen, Chief Operating Officer (COO) Michael Hoffmann, und dem technischen Leiter Thomas Stümper auch der amtierende Andernacher Oberbürgermeister Achim Hütten und sein Nachfolger Christian Greiner tatkräftig mit an.
Man habe sich gegen ein freistehendes Gebäude und für den Anbau an ein bestehendes Produktionsgebäude entschieden, hatte Thomas Stümper im Vorfeld erläutert. Schließlich gehe es bei der Erweiterung nicht zuletzt darum, Synergien zu schaffen. In dem Gebäude wird das neue Technikum angesiedelt – ein Technologie- und Innovationscenter, in dem die Bereiche pharmazeutische Entwicklung, Technik und Herstellung gemeinsam an neuen Produkten arbeiten.
Produktion von Wirkstoffpflastern
Die LTS entwickelt und produziert in Andernach Wirkstoffpflaster – sogenannte transdermale therapeutische Systeme – sowie orale Wirkstofffilme – dünne Plättchen, die sich im Mund auflösen und ihren Wirkstoff über die Mundschleimhaut abgeben. Das Nikotinpflaster dürfte zu den bekannteren Produkten der LTS gehören, dabei stellt das Unternehmen auch Pflaster und Wirkstofffilme zur Behandlung von Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson oder für die Schmerztherapie her. Abnehmer der von der LTS gefertigten Produkte sind Firmen aus der Pharmabranche, die diese vertreiben.
Mit dem Neubau wolle man einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Marktführerschaft leisten, erläuterte COO Michael Hoffmann. Seit mehreren Jahren arbeitet eine Entwicklungsgruppe, die aus vier Ingenieuren und wechselnden Studierenden besteht, intern an neuen Produktideen. Im Technikum sollen diese den Freiraum haben, um Zukunftstechnologien marktfähig zu machen. Der Anbau bietet außerdem Platz für eine Erweiterung der Produktionsflächen sowie einen Showroom, in dem sich Kunden und Besucher einen Einblick in die Neuentwicklungen des Unternehmens verschaffen können.
Planungen laufen seit drei Jahren
Seit drei Jahren laufen intern die Planungen für das Großprojekt, berichtet Hoffmann. Angesichts der in diesem Zeitraum stark gestiegenen Baupreise habe man sich die Entscheidung für eine Umsetzung nicht leicht gemacht. Die Vorteile, die sich durch die Zusammenführung von pharmazeutischer Forschung, Prozessentwicklung und Produktion in einem Gebäude ergeben, hätten aber letztendlich den Ausschlag gegeben. Mit der jetzt anstehenden Großinvestition werde man weiteres Wachstum generieren, ist Hoffmann überzeugt.
Besonders auf den interaktiven Austausch mit den Studierenden, die in dem Unternehmen an ihren Abschlussarbeiten arbeiten, lege man großen Wert, betont er – nicht zuletzt im Hinblick auf die Nachwuchswerbung. Den allgemeinen Fachkräftemangel habe man bei der LTS direkt noch nicht zu spüren bekommen. Man biete den rund 1000 Mitarbeitern am Standort Andernach attraktive Arbeitsbedingungen, eine gute Bezahlung und ein modernes Arbeitsumfeld: „Dadurch kriegen wir gute Leute.“ Außerdem rekrutiere man durch Ausbildungsplätze junge Nachwuchskräfte, die dann im Unternehmen bleiben.
Lebensgefühl lockt mach Andernach
Auch der Unternehmensstandort in Andernach, an dem sich die LTS zehn Jahre nach ihrer Gründung in Neuwied im Jahr 1994 ansiedelte, habe Vorteile, sagt Hoffmann: „Das Lebensgefühl lockt Fachkräfte nach Andernach.“ Im Gegensatz zu den großen Pharmakonzernen biete man Nachwuchstalenten außerdem die Möglichkeit, etwas bewegen zu können und in Entscheidungen mit eingebunden zu sein.
In den Krisen der vergangenen Jahre habe sich das Unternehmen gut geschlagen. Trotz Pandemie und gestörter Lieferketten lief die Produktion weiter wie bisher.
Neueste energetische Standards
Die im Zuge des Ukraine-Kriegs deutlich gestiegenen Energiekosten machten sich allerdings bemerkbar. Deswegen setze man beim Neubau auf die neuesten energetischen Standards. Der Anbau werde mit Klima- und Wärmepumpentechnik ausgestattet, zusätzlich wird die Errichtung einer Fotovoltaikanlage geprüft. Erst kürzlich habe man sich schließlich dazu verpflichtet, die Immissionen, die am Standort Andernach sowie den beiden Standorten in den USA verursacht werden, bis 2030 zu halbieren.