Den Eheleuten Hannelore Dilling und Werner Bitterlich, die jahrzehntelang die Tanzschule Bitterlich in Andernach betrieben, lagen junge Menschen stets am Herzen: Generationen jugendlicher Tanzschüler lernten in dem legendären Tanzsaal in der Kirchstraße nicht nur Wiener Walzer und Foxtrott, sondern auch, wie man sich in Gesellschaft zu benehmen hat. Das Erbe der Eheleute ermöglicht es nun, dass die Bürgerstiftung Andernach erstmals ein Stipendienprogramm für Studierende auflegt. Bewerbungen dafür werden ab sofort entgegengenommen.
Bereits vor ihrem Tod im Jahr 2021 hatten Hannelore Dilling und Werner Bitterlich den Kontakt zur Stadtverwaltung gesucht und den Wunsch kundgetan, ihren Nachlass der Bürgerstiftung zu vermachen. Gemeinsam mit deren Geschäftsführerin Barbara Vogt entwickelten sie die Idee, ihr Erbe „zur Förderung von bedürftigen, leistungswilligen Studenten zu verwenden“, wie es im Testament des Ehepaars heißt.
10.000 Euro fließen in die erste Förderrunde
In einem wahren Kraftakt bemühte sich die Bürgerstiftung in den vergangenen Jahren dann darum, den Nachlass der Eheleute zu veräußern, um aus dem Vermögen dann jährliche Mittel für ein Stipendienprogramm zu generieren. Mit Erfolg: Die Einnahmen aus dem Verkauf der Habseligkeiten des Paars sowie des ehemaligen Tanzschulgebäudes konnten zinstragend angelegt werden, sodass jetzt im ersten Jahr rund 10.000 Euro zur Unterstützung Andernacher Studierender ausgeschüttet werden können, informierte der Vorsitzende der Bürgerstiftung, Oberbürgermeister Christian Greiner, in einer Pressekonferenz.
Man sei den Eheleuten sehr dankbar dafür, dass man mithilfe ihres Nachlasses dieses Stipendienprogramm auflegen kann, und freue sich darüber, künftig junge Andernacher im Studium unterstützen zu können, betonte er. Die Richtlinien für die Vergabe der Stipendien habe man bewusst schlank gehalten, um bei der Auswahl geeigneter Bewerber einen gewissen Spielraum zu haben. Der neunköpfige Stiftungsrat, dem Vertreter der Stadtverwaltung sowie der Ratsfraktionen angehören, hat sich für ein Stufenmodell entschieden.

Studierende oder Studienanfänger, die sich um das Stipendium bemühen wollen, müssen in Andernach geboren oder wohnhaft, bedürftig und leistungswillig sein. Sind diese Kriterien erfüllt, werden Bewerber bevorzugt, die sich ehrenamtlich engagieren. Nicht gefördert werden Studierende, die bereits andere Fördermittel, zu denen auch Bafög gehört, in Höhe von mehr als 150 Euro im Monat erhalten.
Der Antrag für ein Stipendium umfasst neben den Nachweisen dafür, dass die Förderkriterien erfüllt sind, ein persönlich unterschriebenes Motivationsschreiben und einen tabellarischen Lebenslauf. Die Bewerbungsfrist für die erste Runde des Stipendienprogramms läuft bis zum 30. Juni, dann wird der Stiftungsrat darüber entscheiden, wie viele Stipendien vergeben werden und wer diese erhält. „Wir sind gespannt, wie viele sich bewerben“, sagte Vogt.
Bindung Studierender an Andernach stärken
Die Auszahlung der ersten Stipendien erfolgt dann ab September monatlich über den Zeitraum von einem Jahr, die darauf folgenden Förderperioden sollen dann jeweils im Januar beginnen. Die Stipendien werden zunächst für ein Jahr bewilligt, eine Verlängerung ist aber möglich, wenn die Studierenden weiterhin die erforderlichen Kriterien erfüllen.
Von diesem Stipendienprogramm, das für Kommunen beispielhaft ist, erhoffe man sich nicht zuletzt, die Bindung lernwilliger Studierender zur Stadt zu stärken, erklärt Stadtchef Greiner: „Es gehen viele weg aus Andernach, aber es kommen auch einige wieder zurück, um hier zu arbeiten und zu leben.“
Interessierte können ihre Bewerbung und ihre Fragen direkt an die Bürgerstiftung Andernach, Geschäftsstelle, Läufstraße 11, 56626 Andernach, E-Mail buergerstiftung@andernach.de, richten.