Internet Was Forscher der Hochschule Koblenz in ihrer Studie herausgefunden haben
Studie: Mayener Handel kann online mehr tun
Koordiniert von Andreas Hesse (Hochschule Koblenz), wurde die Studie durchgeführt. Foto: Heyer
Hans-Jürgen Hey

Mayen. Die bisherigen Online-Angebote der Mayener Einzelhändler werden überwiegend kritisch eingestuft. Das ist ein Ergebnis einer Studie zur Digitalisierung des lokalen innerstädtischen Einzelhandels in Mayen. MY-Gemeinschaft und Stadt Mayen hatten die Untersuchung gemeinsam angestoßen. Koordiniert wurden die Erhebung im Zeitraum April bis Juni sowie die Auswertung von Andreas Hesse (Hochschule Koblenz).

Untersucht wurden verschiedene Aspekte, die bei der Entscheidung bezüglich einer weiteren gemeinsamen Internet-Plattform der Mayener Innenstadt-Händler eine Rolle spielen. Dazu gehören unter anderem Marktentwicklungen und Vergleichsprojekte anderer Städte. Im Mittelpunkt der Studie stand die Befragung von Händlern und Kunden, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt Mayen.

Bei der Befragung gab etwa ein Drittel der mehr als 400 Teilnehmer an, bereits seltener in die Stadt zu kommen und vermehrt Internetservices zu nutzen. Hinsichtlich einer gemeinsamen Internetplattform der Händler zeigten sich die Befragungsteilnehmer eher unentschlossen. Angebotsinformationen und Serviceprozesse wie „Retouren abgeben“ oder „Nachlieferung nicht vorhandener Produkte“ wurden als interessanter eingestuft als Kaufprozesse, Bestellmöglichkeiten oder taggleiche Lieferung.

„Mayener Innenstadtkunden nutzen bereits heute digitale Angebote und dabei die großen Plattformen“, erklärt Andreas Hesse. Der Handlungsbedarf für die Unternehmen, auch online präsent zu sein, werde dadurch sehr deutlich. „Lokale Einzelhändler sollten ihren Kunden in Ergänzung zum stationären Angebot zumindest grundlegende Informationen im Internet anbieten. Im Idealfall können Kunden frei entscheiden, wann sie welchen Vertriebskanal oder welches Informationsangebot nutzen.“ Internetangebote ergänzten den stationären Handel, ersetzten ihn aber allenfalls teilweise.

Mittels Suche im Internet, in sozialen Netzwerken und App-Stores wurde überprüft, wie die Einzelhändler der Mayener Innenstadt für ihre Kunden in digitaler Form präsent sind. Basierend auf existierenden Modellen, wurde in Zusammenarbeit mit Marie-Christine Mai (Hochschule Koblenz) eine Kategorisierung des digitalen Reifegrades aus Kundensicht entwickelt und angewendet.

Hesse fasst die Ergebnisse zusammen: „In der Mayener Innenstadt findet man einige Händler, deren digitale Angebote fortgeschritten sind. Auf der anderen Seite sind allerdings auch etwa ein Drittel der Unternehmen nicht oder nur sehr eingeschränkt im Internet über die gängigen Suchmaschinen auffindbar.“ Verglichen mit dem Bundesschnitt liege Mayen „gar nicht mal schlecht im Rennen“, sagt Hesse. „Dennoch sind fast die Hälfte aller Händler eher noch passiv im Internet unterwegs, und nur die wenigstens bieten den Kunden komplett verzahnte und beliebig nutzbare Kontaktpunkte.“ Die Heterogenität der digitalen Reife sei – wie erwartet – sehr hoch. „Das heißt, das firmenspezifische Ausgangspositionen und Weiterentwicklungsbedarfe sehr unterschiedlich sind, was eine Lösung, die für alle passt, schwieriger macht“, erklärt Andreas Hesse. Der Erfolg einer Digitalisierungsstrategie für den Mayener Einzelhandel ist laut Hesse vor allem von der finanziellen und aktiven Unterstützung der Gewerbetreibenden selbst abhängig.

In Zusammenarbeit mit Sabrina Teske (Hochschule Koblenz) wurden 15 Unternehmer interviewt. Ihre Antworten lassen sich fast durchweg in zwei eher gegensätzliche Lager aufteilen.

Die einen sehen hohen Handlungsbedarf, die eigenen Internetaktivitäten werden als strategisch bedeutsam eingestuft. Einer weiteren gemeinsamen Internetpräsenz der Mayener Händler stehen einige durchaus offen gegenüber, wenn Kosten und Nutzen vertretbar sind.

Auf der andere Seite heben viele Gesprächspartner die Stärken des Handels am Ort hervor. Diese Gruppe äußert eher Skepsis an einer weiteren Internetplattform, da kaum Hoffnung bestehe, Kunden dadurch in den stationären Handel zu leiten.

Für Hesse zeigt die Untersuchung vier Dinge:

  • Es besteht Handlungsbedarf für jedes einzelne Unternehmen im Netz und auf den Geräten der Kunden präsent zu sein, mindestens grundlegende Informationen anzubieten und diese zunehmend um intelligente passende Services anzureichern.
  • Die Ausgangssituation ist vielfältig.
  • Viele Mayener Kunden sind längst im Netz angekommen und damit zumindest abwanderungsgefährdet.
  • Es gibt keine Lösung aus dem Regal, die man einfach einkauft. Die Unternehmen müssen sehr viel beitragen und die meisten Schritte selbst gehen.

„Keines dieser Ergebnisse ist wirklich überraschend“, sagt Hesse. Dennoch böten sie eine gute Entscheidungsgrundlage für die weitere Ausrichtung. Aktuell werden Handlungsempfehlungen, die sich aus der Studie ergeben, auf Umsetzbarkeit, Kosten, Fördermöglichkeiten und Akzeptanz geprüft. Ende Oktober werden die Ergebnisse und konkrete Handlungsempfehlungen den Mitgliedern der MY-Gemeinschaft in einem Workshop vorgestellt.

Wolfgang Schlags, Erster Vorsitzende der MY-Gemeinschaft, sagt dazu: „Wir haben nun einige belastbare Aussagen, die uns helfen werden, die richtigen Schritte zu gehen.“ Mayens Oberbürgermeister Treis ist der Ansicht: „Es war richtig, die Untersuchung professionell durchführen zu lassen, da wir nun faktenbasiert zu Entscheidungen kommen können.“

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