Gemeinsam mit dem Betriebsrat habe man ein Konzept für ein vorgelagertes Freiwilligenprogramm ausgearbeitet und umgesetzt, informiert Werkleiterin Ulla Budday. Dieses Programm habe es den Mitarbeitern ermöglicht, „sich zu melden, wenn sie bereit sind zu gehen“. Dies geschehe in gegenseitigem Einvernehmen. Betriebsratsvorsitzender Josef Adams sagt, dass dieser Teil des schmerzhaften Verkleinerungsprozesses „professionell über die Bühne gegangen“ sei. Betriebsrat, dessen Rechtsbeistand, Gewerkschaftsbeauftragter Tobias Paulus und die Geschäftsführung hätten in einem 13er-Gremium „konstruktiv“ zusammengearbeitet.
Teil des Sozialplans ist, dass 60 weitere Ontex-Mitarbeiter bis zum Ultimo dieses Monats ausscheiden. Dies werde, so ein Sprecher der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie – sie hat den Prozess begleitet –, wohl mit Kündigungs- und Aufhebungsverträgen der Fall sein.
Ein Teil der ehemaligen Beschäftigten wird gemäß der Vereinbarungen in eine Transfergesellschaft überwechseln, in der diese eine Weile beschäftigt sein werden. Dort werden sie die doppelte Zeit ihrer Kündigungsfrist über untergebracht sein, mindestens aber vier Monate. Bezahlt werden sie von der Agentur für Arbeit mit den üblichen 60 bis 66 Prozent des letzten Nettolohns. Der Arbeitgeber habe sich bereit erklärt, dieses Transfergeld um 20 Prozent aufzustocken.
Für Betriebsratschef Josef Adams ist der Sozialplan „okay“. Die Sozialauswahl betreffe überwiegend junge Mitarbeiter, die gehen müssten. Dies sei bitter. Aber, so Adams, „wenn wir die 480 Arbeitsplätze mit diesem Schnitt hier in Mayen halten können, ist dies auch ein kleiner Erfolg.“ Insbesondere vor dem Hintergrund, dass Industriearbeitsplätze in Deutschland immer teurer würden. „Das Problem bei uns sind die horrenden Stromkosten. In Deutschland kostet Strom dreimal so viel wie in Tschechien“, merkt Adams kritisch an.
Anonyme Kritik wurde von einem Mitarbeiter darüber laut, dass nicht öffentlich über den Sozialplan verhandelt worden ist. Adams verteidigt diese Marschroute, indem er sagt: „Wir wollten nicht Bruchstücke an die Belegschaft geben, sondern ein fertiges Gesamtpaket.“ Dies sei in Betriebsversammlungen kommuniziert worden. Werkleiterin Ulla Budday zeigt „volles Verständnis“, dass eine solche Standortverkleinerung Fragen und Bedenken hervorrufe. „Wir halten die Mitarbeiter und andere Interessengruppen auf dem Laufenden.“
Mit der Umstrukturierung endet im Mayener Ontex-Werk die Produktion von Tampons. Deren rapide sinkender Absatz in Zeiten der Pandemie insbesondere in den USA und auch in Deutschland habe zu der Misere am Markt mit den drastischen Folgen geführt.
Seit Bekanntwerden der Stellenstreichungen im Februar steht Oberbürgermeister Dirk Meid im Austausch mit der Ontex-Geschäftsleitung. „Ich bedauere außerordentlich, dass es zu den Entlassungen gekommen ist“, sagt Meid. Seine Hoffnung bestehe angesichts des robusten Arbeitsmarktes darin, dass „alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schnellstmöglich wieder eine Beschäftigung finden“. Die Firma Ontex habe laut OB Meid angeboten, bei der Vermittlung zu unterstützen, falls Unternehmen aus der Region Mitarbeiter suchen. Erste Anfragen habe es daraufhin wohl schon gegeben.