Die Pläne für den Neubau des Andernacher Stadtmuseums zu Füßen des Runden Turms scheiterten Ende 2023 an der mangelnden Unterstützung für das Millionenprojekt im Stadtrat. Dass sich das im Haus von der Leyen angesiedelte Stadtmuseum weiterentwickeln muss, darüber herrscht in den städtischen Gremien hingegen große Einigkeit: Ein Planungsbüro erarbeitet derzeit eine Machbarkeitsstudie, die auslotet, welche Potenziale in der Kultureinrichtung schlummern. In der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses wurde nun ein Zwischenstand vorgestellt.
Christian Koch vom beauftragten Büro Bok + Gärtner war per Videoschalte dabei und gab einen Überblick über die bisher erfolgten Überlegungen. Woran das Stadtmuseum an seinem derzeitigen Standort krankt, fasste er noch mal zusammen: Die Räumlichkeiten im Erd- und Obergeschoss des Hauses von der Leyen sind zu klein, um die Stadtgeschichte vertiefend darzustellen, zudem sind die Ausstellungsflächen im Obergeschoss nicht barrierefrei erreichbar. „Hier wird Potenzial verschenkt“, urteilte Koch.
„Hier wird Potenzial verschenkt.“
Fachplaner Christian Koch über das jetzige Stadtmuseum
Um den verschiedenen Epochen der Stadthistorie und den entsprechenden Exponaten mehr Raum zu verschaffen, schlägt der Fachplaner vor, das Haus von der Leyen künftig als rotierendes Museum zu betreiben: Dort würden dann künftig lediglich Ausstellungsstücke aus einer Epoche gezeigt, in regelmäßigen Abständen wechselt die komplette Ausstellung und die anderen Epochen kommen nach und nach zum Zug.
Dies ermögliche es, Themen ausführlicher aufzubereiten, außerdem bleibe das Museum für die Besucher attraktiv, wenn dort in regelmäßigen Abständen neue Exponate zu sehen sind. Ausstellungsstücke, die man in Andernach gerade nicht zeigt, könnte man dann beispielsweise Museen in der Region leihweise überlassen.
Andernach. Häufig wurde in den Andernacher Gremien in den vergangenen Wochen über den ursprünglich geplanten Museumsneubau Culinacum gestritten. Die kritische Situation im jetzigen Stadtmuseum im Haus von der Leyen spielte dabei bisher lediglich am Rande eine Rolle. Auf Antrag der CDU beschäftigte ...Depotchaos und Aus für Sonderausstellungen: Hat das Andernacher Stadtmuseum noch eine Zukunft?
Was die inhaltliche Neuausrichtung angeht, werden Kulturinteressierte, die die Entwicklungen rund um das einst geplante Culinacum verfolgt haben, ein Déjà-vu erleben: Auch die jetzt beauftragten Planer sehen das fürs Culinacum erarbeitete Konzept, Stadt- und Ernährungsgeschichte miteinander zu verknüpfen, als vielversprechend an. In den gegenüber des Hauses von der Leyen gelegenen Räumen der Bagatelle, die das Stadtmuseum seit einigen Monaten für Sonderausstellungen nutzt, könnte Raum für museumspädagogische Angebote rund um die Ernährungsgeschichte und die Essbare Stadt entstehen. Dort sind beispielsweise Kochevents für kleine Gruppen denkbar.
Zudem nehmen die Planer die bisher als Parkplatz genutzten Flächen hinter der Bagatelle in den Blick: Dort könnte ein Pavillon als zentrale Infoanlaufstelle für die Essbare Stadt errichtet werden, außerdem ließen sich die Außenflächen mit essbaren Pflanzen gestalten und Picknickplätze schaffen. Auch eine permanente Bühne für Veranstaltungen und kleine Konzerte wäre möglich. Um die Epochen der Stadtgeschichte auch außerhalb des Museums erlebbar zu machen, regen die Planer an, auf im Stadtgebiet verteilten Stelen über einzelne Themen zu informieren.
„Wir haben Ihnen die komplette Salami präsentiert. Jetzt stellt sich die Frage: Wie können wir die aufteilen?“
Bürgermeister Claus Peitz (CDU)
Ein Déjà-vu dürfte Kulturinteressierten im Übrigen nicht nur die inhaltliche Neuausrichtung, sondern auch der Kostenrahmen bereiten: Ähnlich wie das Culinacum wird auch die Umsetzung der jetzt vorgestellten Pläne eine Millionensumme verschlingen. Für die Umgestaltung des Hauses von der Leyen mit barrierefreiem Ausbau werden voraussichtlich rund 850.000 Euro fällig, allein der Pavillon für die Essbare Stadt im Hinterhof der Bagatelle würde mit 420.000 Euro zu Buche schlagen.
Anders als bei einem Museumsneubau habe man nun aber die Möglichkeit, die angedachten Projekte je nach Haushaltslage nach und nach umzusetzen, betonte Bürgermeister Claus Peitz (CDU): „Wir haben Ihnen die komplette Salami präsentiert. Jetzt stellt sich die Frage: Wie können wir die aufteilen?“ Die Fraktionen wollen nun intern über den vorgestellten Sachstand beraten, bevor über die nächsten Schritte entschieden wird.