Acht Musicals in atemberaubenden zweieinhalb Stunden und vier Dekaden Musikgeschichte: Glücklich schätzen können sich all diejenigen, die im Vorverkauf Karten für eines der beiden Frühlingskonzerte des Stadtorchesters Andernach ergattern konnten. „So schnell wie in diesem Jahr waren wir noch nie ausgebucht“, resümiert Walter Spurzem, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. „Wir jonglieren mit kurzfristig freigewordenen Plätzen und ständigen Nachfragen aus der Warteliste.“
Unter dem Motto „Let’s Go Broadway“ erlebten die Zuhörer am Wochenende in der Mittelrheinhalle Musik rund um Katzen, Züge, Löwen, Vampire und vielem mehr. Das Programm ließ (fast) keine Wünsche offen. Einen Vorgeschmack auf das Konzert lieferte der hoch motivierte Nachwuchs, das sogenannte Vor-Orchester, unter der Leitung von Valerie Podschadly im Foyer der Halle. Die Leistungen der Mädchen und Jungen wurden mit herzlichem Beifall honoriert.

Und dann hieß es Bühne frei für das Stadtorchester. Der Klangkörper präsentierte zunächst mitreißende Musik aus Andrew Lloyd Webbers weltweit gefeierten Meisterwerk „Cats“. Mit zahlreichen Awards ausgezeichnet und mit mehr als 73 Millionen Zuschauern hat das Musical alle Rekorde gebrochen. „Für die Aufführung hat Ihr Stadtorchester unter der Leitung von Bertram Kleis ebenfalls einen Award verdient“, erklärte Moderator Frank Kastor. Anstelle eines solchen Ehrenpreises, den nur die Besten der Besten für herausragende Leistungen bekommen, gab es einen frenetischen Applaus vom Publikum. Sicher ein erhabener Moment für den Musikdirektor und seine Musiker.

Als Nächstes wurde das Publikum aufgefordert: „Alle einsteigen, anschnallen und los geht’s mit dem ‚Starlight Express’.“ Vom Herzen des Ruhrgebiets aus führte der musikalische Trip dann in die farbenprächtige Welt Afrikas – zu dem jungen Löwen Simba. Er möchte in die Fußstapfen seines Vaters Mufasa, dem König der Löwen treten. Besonders gut kam beim Publikum die Botschaft des Stücks „Hakuna Matata“ an, was übersetzt „Keine Sorgen“ bedeutet. „Statistisch gesehen wurde das Musical im Hamburger Hafen von jedem achten Deutschen besucht“, betonte Frank Kastor in seiner sehr informativen und kurzweiligen Moderation.

Mit großen Gefühlen ging es weiter. Die Zuhörer tauchten mit den Instrumentalisten und Gastsängerin Caroline Mhalanga mit den fünf größten Hits der legendären Sängerin Whitney Houston, die zu ihrer Zeit auch die „Queen of Pop“ genannt wurde. Sängerin Caroline Mhalanga aus dem Rhein-Main-Gebiet, die sich als eine der vielseitigsten Stimmen der europäischen Musikszene etabliert hat, legte all ihr Gefühle in die wundervollen Klassiker.
Nach der Pause entführte das Orchester seine Gäste in ein düster-fröhliches Abenteuer: in die Welt der Vampire. „Die Handlung des Musicals „Tanz der Vampire“ basiert auf dem gleichnamigen Kult-Film vom Roman Polanski aus dem Jahr 1967“, unterstrich Kastor. „30 Jahre später entstand daraus dieses Musical, das auch in vielen europäischen Ländern, den USA und Japan erfolgreich ist.“

Richtig verrückt wurde es bei „The Rocky Horror Picture Show“ des Komponisten Richard O'Brian. „Tanzen Sie mit mir den ‚Time Warp’ im Mittelgang“, forderten Kastor und Dirigent Bertram Kleis die Besucher auf, die sich nicht zweimal bitten ließen. „Andernach bewegt sich“, lobte Kleis anerkennend. Weiter ging es mit Aladdin in den Orient, ehe das Publikum eine Reise durch die Musikgeschichte mit der Rockröhre des Abends antrat. Als Tina Turner („Forever“ – bearbeitet von Rainer Peters) riss Caroline Mhalanga mit Christoph Müller als Solist am Tenorsaxofon und auch Jörg Breuer mit seiner außerordentlichen Stimme das Publikum von den Stühlen.
Nach der letzten Darbietung verlangten die Zuhörer schließlich nach Zugaben. „Sie wollen also noch mehr?“, wandte sich Dirigent Bertram Kleis an das Publikum. „Wir entführen Sie mit dem Titel ,Never enough’ in die Welt von „The Greatest Showman“. Wer will schon genug, wenn man alles haben kann?“ Last but not least gab es beim allerletzten energiegeladenen Song „You can’t stop the beat“ aus dem Musical „Hairspray“ eine weitere kleine Tanzlektion: „Hände in die Luft und lasst uns aus dem Saal tanzen“, forderte Kleis auf. Der Song wurde in der Broadway-Version mit modernen Rhythmen aufgepeppt. Und dann war das Konzert nach einem fast nicht endenden wollenden Beifall dann doch leider viel zu schnell zu Ende.