Das an der Ecke zur Neugasse gelegene Gebäude in der Mauerstraße 26 in Andernach macht von außen zunächst einen unscheinbaren Eindruck. Dabei handelt es sich nach Auffassung der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) um ein ganz besonderes Wohnhaus. Die Denkmalschützer planen sogar, das Gebäude in die Denkmalliste des Landes aufzunehmen. Damit können sich allerdings weder die Stadt Andernach, in deren Besitz sich das historische Anwesen befindet, noch eine Mehrheit im Planungsausschuss anfreunden. Sie wollen die GDKE davon überzeugen, von einer Unterschutzstellung abzusehen.
Die GDKE hatte zuvor in einem zweiseitigen Schreiben an die Untere Denkmalschutzbehörde des Kreises dargelegt, warum das Gebäude Mauerstraße 26 auf die Denkmalliste gehört: Es ist zum einen das Alter des Gebäudes, das für die Andernacher Altstadt außergewöhnlich ist: Im Scheitelstein des Rundbogenportals ist die Jahreszahl 1616 eingeprägt. Somit hat das Wohnhaus als eines der wenigen Gebäude die verheerenden Stadtbrände der Jahre 1632 und 1689 überstanden. Es kündet damit als eines der wenigen seiner Art von der wirtschaftlichen Blütezeit Andernachs vor dem Dreißigjährigen Krieg und der Wohnkultur der Andernacher Oberschicht in der frühen Neuzeit, heißt es seitens der GDKE.
Über die Jahrhunderte hinweg gab es viele bauliche Veränderungen an dem Gebäude. Dabei seien bemerkenswerte Elemente der verschiedenen Epochen erhalten worden, erklären die Denkmalschützer. So verfüge das großzügige Treppenhaus über eine aufwendig gestaltete barocke Holztreppe mit prächtigen Zierelementen. Im Erd- und Obergeschoss sind filigrane Stuckdecken nach Art einer Kölner Decke erhalten. Von außen werde der Bau von einem seltenen Rundbogenportal in Renaissanceformen geprägt, führen die Denkmalschützer aus.
Das bürgerliche Haus ist von großer Bedeutung für die baugeschichtliche Entwicklung der Stadt und ihrer verschiedenen Haustypen, urteilt die GDKE. „So handelt es sich bei dem Gebäude um ein besonderes Zeugnis des künstlerischen und handwerklichen Wirkens sowie historischer Entwicklungen, an dessen Erhaltung und Pflege aus geschichtlichen, wissenschaftlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen ein öffentliches Interesse besteht“, heißt es in dem Schreiben an die Kreisverwaltung.
Als Verwaltung erkenne man die besondere historische Bedeutung des Gebäudes zwar an, spreche sich aber dennoch gegen eine Unterschutzstellung aus, hieß es in der Vorlage zur jüngsten Sitzung des Planungsausschusses. Man habe ein Wertgutachten sowie ein Gutachten zum Sanierungsbedarf beauftragt. Das Gebäude befinde sich in einem sehr schlechten baulichen Zustand, der Sanierungsaufwand sei unverhältnismäßig hoch. Mehrere Interessenten hätten von einem Kauf bereits Abstand genommen, als sie von der geplanten Unterschutzstellung erfahren haben.
Dieser Auffassung schloss sich eine Mehrheit im Planungsausschuss an: „Der beste Denkmalschutz hilft nichts, wenn es niemanden gibt, der das instand setzt“, sagte Jens Groh (SPD). Als Mann vom Fach gehe er von einem Sanierungsaufwand in Höhe von 2 bis 2,5 Millionen Euro aus, erklärte Oliver Ackermann (FWG): „Das ist irreparabel. Jeder, der da rangeht, erlebt sein blaues Wunder.“
Die besondere historische Bedeutung des Gebäudes gehe in der Vorlage der Verwaltung unter, kritisierte hingegen Simon Schmitz (Grüne). Ein solcher historischer Gebäudebestand lasse sich schließlich auch touristisch nutzen. „Man sollte vielleicht noch die ein oder andere Extrarunde drehen, um doch noch einen Käufer zu finden“, schlug er vor. Auch Hans-Georg Hansen (CDU) tat sich mit der städtischen Stellungnahme gegen eine Unterschutzstellung schwer. Es sei furchtbar, wie heruntergekommen das Gebäude ist. „Wir müssen es auch ermöglichen, dass unsere Historie gewürdigt wird“, betonte Hansen.
Schlussendlich folgte die Mehrheit im Ausschuss dem Vorschlag der Verwaltung. Die GDKE wird die Argumente der Stadt in ihre Entscheidung über eine Aufnahme auf die Denkmalliste mit einbeziehen.
„Der beste Denkmalschutz hilft nichts, wenn es niemanden gibt, der das instand setzt.“
Jens Groh (SPD)
„Man sollte vielleicht noch die ein oder andere Extrarunde drehen, um doch noch einen Käufer zu finden.“
Simon Schmitz, Grüne