Designierter Intendant Alexander May stellt im Kulturausschuss seinen Spielplan vor - SPD kritisiert das Programm
Spielplan steht trotz Kritik: Das bringen die Mayener Burgfestspiele 2022 auf die Bühne
Volle Ränge und beste Laune im Publikum, so wie auf diesem Archivbild, wünscht sich sicher auch der designierte Intendant der Mayener Burgfestspiele, Alexander May. Im Kulturausschuss hat er jetzt das Programm vorgestellt, mit der er dieses Ziel erreichen möchte. Foto: Andreas Walz/Archiv
Andreas Walz

Mayen. Die Mayener Burgfestspiele können im kommenden Jahr mit einer Uraufführung glänzen. Das sieht der Spielplan des designierten Intendanten Alexander May vor, der 2022 seine erste Spielzeit in der Eifelstadt verantwortet. Unumstritten war seine Stückauswahl aber nicht.

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„Mehr Emotionen, mehr Gefühl“ wolle er dem Publikum bieten, sagte May, als er dem städtischen Kulturausschuss am Donnerstagabend sein Programm erläuterte. Dort stießen Mays Pläne aber nicht auf ungeteilte Zustimmung. Zwar gab der Ausschuss am Ende grünes Licht für den Spielplan 2022. Die SPD, die sich in der Debatte mehrfach kritisch geäußert hatte, enthielt sich bei der Abstimmung jedoch.

Die Spielzeit 2022 steht unter dem Motto „Querköpfe“. Das Motto soll sich in den Stücken widerspiegeln. Dabei will May, wie man es von den Burgfestspielen kennt, sowohl die Hauptbühne im Innenhof der Genovevaburg als auch die Kleine Bühne im Alten Arresthaus bespielen. Darüber hinaus soll es wieder Festspiel-Extras geben. Folgendes ist geplant:

1 Die Aufführungen in der Genovevaburg: Nach einer Eröffnungsveranstaltung beginnt der Theaterreigen am Sonntag, 5. Juni 2022, mit dem Kinderstück. Alexander May hat „Aschenputtel“ auf den Spielplan gesetzt. „Mir schwebt eine moderne Fassung vor“, sagte der designierte Intendant im Kulturausschuss. Darin trifft Aschenputtel eines Tages einen Fremden, der behauptet, auf der Flucht vor einer lebenslangen Strafe zu sein. „Ohne zu ahnen, dass es sich um den Prinzen handelt, der seinem Schicksal als König zu entkommen sucht, freundet sich Aschenputtel mit dem Eindringling an und beschließt, ihm zu helfen“, heißt es in der Stückbeschreibung. Mit viel Witz und Komik nehme Aschenputtel ihr Schicksal selbst in die Hand.

Für das erwachsene Publikum folgt am Samstag, 18. Juni 2022, die Premiere der Komödie „Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)“ von Adam Long, Daniel Singer und Jess Winfield. Die Autoren haben aus Shakespeares Opus eine knapp zweitsündige Komödie entwickelt, in der drei Schauspieler in alle Shakespeare-Rollen schlüpfen. „In Sekundenschnelle verwandeln sie sich von Romeo, Julia und Pater Lorenzo in Macbeth und Macduff oder in Hamlet und Ophelia“, heißt es in der Stückbeschreibung.

Am Samstag, 2. Juli 2022, steht schließlich die Uraufführung eines Musicals auf dem Programm: „Brigitte Bordeaux“. Das Stück basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Sergej Gößner und wird in Mayen erstmals in einer Musicalfassung auf die Bühne gebracht. Die Musik schreibt Tom van Hasselt, der Text stammt von Gößner und Alexander May. Inhaltlich geht es um einen Winzer und Familienvater, der beschließt, fortan als Frau leben zu wollen. „Die Familie ist entsetzt, die Freunde und Nachbarn empört“, heißt es in der Stückbeschreibung. „Und als wäre das alles nicht schon schlimm genug, möchte Brigitte, wie Papa jetzt genannt werden will, auch noch Weinprinzessin werden.“

2 Die Aufführungen im Alten Arresthaus: Auf der Kleinen Bühne sind zwei Stücke in eigener Inszenierung geplant. In der sogenannten Box, einem Raum mit weißen Wänden ohne Bühnenbild, feiert am Samstag, 11. Juni 2022, Goethes „Ur-Faust“ in einer komprimierten Fassung seine Premiere. „Im Zentrum der Inszenierung stehen die Sprache und die Spieler“, heißt es in der Sitzungsvorlage für den Kulturausschuss. Die Box solle zeigen, wie modern und kraftvoll die Klassiker sind. Und für Jugendliche gibt es das Schauspiel „Der talentierte Mr. Ripley“ nach Patricia Highsmith, das am Samstag, 9. Juli 2022, Premiere feiert.

3 Die Festspiel-Extras: Den Spielplan für das kommende Jahr komplettieren diverse Sonderveranstaltungen. So wird es eine Eröffnungsveranstaltung zum Auftakt der Saison und eine Benefiz-Gala zum Abschluss geben. Darüber hinaus sind unter anderem Gastspiele, ein Comedy-Abend und Lesungen geplant.

Im Kulturausschuss stieß dieser Spielplan auf gemischte Reaktionen. Für die CDU hob Rainer Dartsch den Daumen. „Ich finde, dass das interessante Dinge sind“, sagte er. Seine Fraktion gehe davon aus, dass ein starker und verantwortungsvoller Intendant seinen Spielplan vorlege. Das sei bei Alexander May der Fall. „Von uns bekommen Sie das Go“, sagte Dartsch.

Eine Nachfrage zum Kinderstück richtete Walter Scharbach (AfD) an den designierten Intendanten. „Aschenputtel findet einen Mann vor, der vor einer lebenslangen Strafe steht“, zitierte Scharbach aus der Stückzusammenfassung und schloss daraus: „Die Frau betreibt Fluchthilfe.“ Für ihn sei Mays „Aschenputtel“ kein Märchen mehr, sondern ein politisches Stück. „Für wen ist dieses Stück geschrieben?“, wollte Scharbach wissen.

„Ich verstehe, was sie sagen“, entgegnete Alexander May. „Aber das wird nicht das sein, was wir erzählen wollen.“ Er wolle nicht „mit der Konzeptionskeule“ einen politischen Aspekt vermitteln. Vielmehr stehe für ihn im Mittelpunkt, dass das Stück zeige, wie die Liebe unabhängig von äußeren Faktoren gesellschaftliche Hürden überwinden kann.

Deutliche Kritik am Spielplan äußerte Stephan Wagner (SPD). Als er gesehen habe, welche Stücke auf der Hauptbühne gespielt werden sollen, „da war ich schockiert. Da hatten wir uns etwas anderes vorgestellt“, sagte Wagner. Er habe nichts von dem wiedergefunden, was May für seine erste Spielzeit ursprünglich geplant hatte. In seiner Bewerbung um den Job des Intendanten wollte May als Musical noch „Aida“ inszenieren, und als Schauspiel war „Shakespeare in Love“ vorgesehen. „Das wäre mir lieber gewesen“, sagte Wagner.

„Aida“, erklärte May, sei nicht zu realisieren gewesen. „Da hat Disney jetzt die Hand drauf.“ Und „Shakespeare in Love“ habe er schon konzipiert. Für das Stück brauche man aber zwölf Darsteller, „das wäre zu aufwendig geworden“, sagte May. „Dass es nicht funktionieren, ist mir erst bewusst geworden, als die Bewerbung schon raus war.“

Stattdessen stehen nun „Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)“ und „Brigitte Bordeaux“ auf dem Programm. Vor allem beim Musical hatte Stephan Wagner Bedenken. „Mit Uraufführungen haben wir in Mayen schon unsere Erfahrungen gemacht“, sagte er mit Blick auf das Genoveva-Musical aus der Saison 2015, das zum Teil schlechte Kritiken erhalten hatte. „Ob es eine gute Idee ist, als neuer Intendant mit so einem Risiko zu starten?“, fragte er.

Alexander May warb um Vertrauen. „Das wird ein großes Glamour-Musical werden“, versprach er. „Es wird komisch sein und den Menschen ans Herz gehen.“

Die SPD ließ sich davon nicht vollends überzeugen. Während alle anderen Ratsleute ihre Zustimmung signalisierten, enthielten sich die SPD-Ausschussmitglieder bei der Abstimmung.

Von unserem Redakteur Hilko Röttgers

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