Anlieger lassen Dampf ab 
Sperrung der L117 löst in Plaidt Verkehrschaos aus
Wenn Lkw in die Straße einfahren, wird der Begegnungsverkehr extrem schwierig.
Gaby Faßbender

Seitdem die L117 dicht ist, rollt der gesamte Verkehr über die Dr.-Kurt-Schumacher-Straße und die Kretzer Straße durch Plaidt. Anwohner berichten von gefährlichen Situationen und Straßenschäden. Verzögerungen sorgen zusätzlich für Frust.

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In Plaidt brodelt es. Grund ist die seit Mitte April bestehende Vollsperrung der L117 zwischen der Kretzer Straße und der B256 wegen der Sanierung der Brücke über den Krufter Bach. Der komplette Verkehr läuft seitdem durch die Dr.-Kurt-Schumacher- und Kretzer Straße. Diese zwei verkehrsberuhigten und normalerweise wenig befahrenen Straßen werden von Kraftfahrzeugen jeder Größenordnung überflutet.

Das hat Folgen: Kürzlich wurde ein Fußgänger auf dem Bürgersteig von einem Auto erfasst und musste für eine ambulante Behandlung ins Krankenhaus. Der Fahrer beging Fahrerflucht. Außerdem kam es durch die starke Belastung der Fahrbahn zu einer Absenkung im Straßenbereich.

„Die Lkw fahren alles kaputt. Bürgersteige werden dauernd befahren, Mauern und Schilder beschädigt, Fußgänger und Radfahrer gefährdet.“
Die Anwohner in Plaidt sind besorgt.

Die Anwohner beobachten Tag für Tag zahlreiche gefährliche Verkehrssituationen: „Die Lkw fahren alles kaputt. Bürgersteige werden dauernd befahren, Mauern und Schilder beschädigt, Fußgänger und Radfahrer gefährdet.“ Eine Anwohnerin in der Kretzer Straße zeigt Beschädigungen an einer Mauer: „Wir haben auch große Angst, dass durch die Belastung durch den Schwerverkehr hier der ganze Bereich absinkt.“ Denn gerade unter dieser Straße seien schon vor einiger Zeit römische Stollen entdeckt worden.

Bei einem Ortstermin mit Vertretern der Verwaltung wird Klartext geredet: „Es muss doch eine andere Lösung geben, als den ganzen Verkehr durch unsere ruhige Straße zu leiten“, ruft eine Plaidterin. Es sei schon bei normalen Verhältnissen schwierig für zwei Pkw aneinander vorbeizukommen. „Aber wenn hier auch noch die schweren Lkw durchfahren, kommt es unweigerlich zu gefährlichen Situationen und Staus. Fußgänger müssen höllisch aufpassen und ständig ausweichen.“

Wenn Lkw in die Straße einfahren, wird der Begegnungsverkehr extrem schwierig.
Gaby Faßbender

Sebastian Busch, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Pellenz, fühlt sich in einer fast hilflosen Lage. „Wir kommen da beim Landesbetrieb für Mobilität selbst auch nicht weiter.” Die offensichtlichen Verkehrsverstöße fielen unter die Zuständigkeit der Polizei, mit der man auch schon gesprochen habe. Hinzu kommt: Zwar seien auf der Autobahn Schilder angebracht, dass möglichst auf andere Ausfahrten ausgewichen werden solle, aber da halte sich offensichtlich niemand dran. „Alles fährt genau hier durch.“

Besonders ärgerlich ist für die Anwohner, dass die Baustelle und damit die Sperrung zwar bereits Mitte April eingerichtet wurden, bisher aber nichts passiert ist. „Zunächst gab es ein technisches Problem, und jetzt habe ich gehört, dass es sich wegen der Umlegung der Gasleitung noch weiter verzögert“, sagt ein Anlieger.

19.939 Fahrzeuge in Richtung Kretzer Straße gezählt

Hintergrund der Vollsperrung ist, dass die Mühlbachbrücke, die den Krufter Bach unweit der Einmündung in die Friedhofstraße überquert, in die Jahre gekommen ist. Nach Informationen des Landesbetriebs Mobilität Cochem-Koblenz wurde das Bauwerk 1954 errichtet. Der Überbau habe nach 70 Jahren seine maximale Lebensdauer erreicht und müsse nun erneuert werden.

Ortsbürgermeister Peter Wilkes hat auf der Ortsplattform im Internet die Sichtweise der Gemeinde dargestellt. So wurden in der Zeit vom 7. bis 23. Mai das Fahrverhalten sowie die Fahrzeugbewegungen in Richtung Kretzer Straße rund um die Uhr erfasst. Dabei wurden insgesamt 19.939 Fahrzeuge gezählt, davon waren 3.753 schneller als die vorgeschriebenen 30 Stundenkilometer, schneller als 50 Stundenkilometer waren 15 Fahrzeuge. Die enorme Belastung für die Anlieger sei deutlich erkennbar. Neben der Tatsache, dass Straße sowie Gehweg „kaputt gefahren“ würden, sei besonders ärgerlich, dass für deren Instandsetzung dann irgendwann alle Bürgerinnen und Bürger über den wiederkehrenden Beitrag zur Kasse gebeten würden.

Probleme mit Baugrund sorgen für Verzögerungen

Auf Anfrage unserer Zeitung erläutert Birgit Tegeder, Koordinatorin Baustellenkommunikation beim Landesbetrieb Mobilität, die Situation: „Im ersten Schritt wurde der Asphalt abgefräst, um im Anschluss die Großbohrpfähle als Fundamente für die neue Brücke herzustellen.“ Nach den Bohrungen für den ersten Pfahl seien am 15. April unvorhergesehene Erschwernisse eingetreten. Der vorliegende Baugrund habe sich als deutlich schlechter erwiesen als die Ergebnisse der Baugrunduntersuchung erwarten ließen.

Tegeder sagt: „Aufgrund des vorgefundenen schlechteren Baugrundes musste erneut ein Labor beauftragt werden, die Bodenkennwerte zu ermitteln, mit denen dann wiederum die Ausführungsstatik angepasst werden musste.“ Während dieser Zeit seien vor Ort leider keine Bauarbeiten möglich gewesen. „Da die Straße bereits vollständig gefräst war, war auch eine temporäre Verkehrsfreigabe nicht möglich.“

Beim Vor-Ort-Termin mit Vertretern der Verwaltung machten Anlieger ihrem Ärger Luft.
Wolfgang Lucke

Inzwischen lägen die Ergebnisse zur aktuellen Baugrunduntersuchung vor, sodass nach Überarbeitung der Statik und Genehmigung der Änderungen mit der Baumaßnahme fortgefahren werden könne. Es könne aktuell davon ausgegangen werden, dass die notwendigen Vorbereitungsarbeiten in den nächsten vier bis fünf Wochen erledigt werden können, sodass ein Fortgang der Baustelle Ende Juni realisiert und die Maßnahme bis Ende des Jahres fertiggestellt werden könne.

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