Intelligente Geräte sollen für Mayener Rathaus beschafft werden - Hohe Einsparung erwartet
So soll beim Heizen in Mayen gespart werden: Wenn Kollege Thermostat so einiges regelt
Gespart werden muss eisern im Mayener Rathaus – wie man hört, wird der Haushaltsentwurf für 2025 schwieriger als alles andere zuvor. Vor diesem Hintergrund wird nach Einsparpotenzial gesucht, auch was die Reduzierung von Heizkosten anbetrifft. Foto: Thomas Brost (Archiv)
Thomas Brost

Mayen. Heizenergie von 26 Einfamilienhäusern verbraucht die Stadtverwaltung Mayen im neuen Rathaus jedes Jahr – dabei ist die Polizei, die ebenfalls im Haus arbeitet, nicht mal eingerechnet. Jetzt will die Stadt mithilfe von sogenannten intelligenten Thermostaten viel Geld im Stadtsäckel einsparen. Den Weg dazu hat der Bau- und Vergabeausschuss gegen drei Neinstimmen der FWM freigemacht.

Wie funktionieren intelligente Thermostate? 300 Thermostate müssen in den Räumen der Verwaltung ausgetauscht werden. Dabei seien die neuen Regler der Firma Vilisto „relativ unkompliziert zu handhaben“, wie Klimaschutzmanager Helge Lippert erläutert hat. „Jeder Mitarbeiter stellt das Thermostat selbst ein.“ Zudem erkenne das Thermostat, wann der Kollege morgens ins Büro komme und agiere. Die zentrale Steuerung werde im Haus selbst vorgenommen, dort würde die minimalen oder maximalen Temperaturen festgelegt. „Diesen ganzen Aufwand kann ein Hausmeister nicht leisten“, sagte Lippert. Städte wie Koblenz, Worms oder Velbert hätten bereits auf dieses intelligente System umgerüstet, was, so Lippert, „mindestens eine Ersparnis von 15 Prozent“ mit sich bringen werde. Die Stadt Mayen spare in den ersten fünf Jahren durch die Umstellung circa 15.000 Euro, heißt es in der Sitzungsvorlage.

Was kostet denn die Umrüstung, und wieso wird das Gebäude nicht komplett energetisch saniert? 84.000 Euro soll die Maßnahme kosten, darin sind die Umrüstung auf 300 Thermostate sowie fünf Jahre Wartung vonseiten der einbauenden Firma enthalten. Dank Förderung von 12.600 Euro muss die Stadt nur knapp 71.000 Euro selbst berappen. Die Investition soll sich nach weniger als acht Jahren amortisiert haben, kalkuliert sie. Von einer kompletten energetischen Sanierung mit Fenstertausch oder Dämmung sieht die Stadt ab. „Das kommt mir so vor, als würde man mit der Energieeinsparung von hinten anfangen“, kritisierte Hans-Georg Schönberg (FWM) im Ausschuss – und sagte mit Blick auf die Zuschauertribüne im Ratssaal: „Die Tribüne ist im Sommer wie eine Sauna.“

In der Vorlage zur Sitzung begründet die Stadt, weshalb nicht in einem Zug alle Fenster erneuert werden. Dies hätte eine hohe Investition im sechs- oder siebenstelligen Eurobereich zur Folge, es sei derzeit nicht realisierbar. Auch vor dem Hintergrund, dass aufgrund von Bauarbeiten Teile der Verwaltung regelrecht lahmgelegt würden. Christoph Rosenbaum (CDU) hatte Verständnis für diese Vorgehensweise. „Wir halten diese Sache für sinnhaft“, sprach er für seine Fraktion. Und ergänzte: „Die intelligente Steuerung ist heute Stand der Technik.“ Sein Fraktionskollege Sascha Flinsch hielt dieses Vorgehen für pragmatisch, wenn es kein Geld für eine größere Maßnahme gibt. „Wir können zudem nicht das ganze Rathaus auf links umkrempeln.“ Klimaschutzmanager Lippert betonte, dass ein frühzeitiger Beschluss bis zum 9. August mit 10 Prozent Rabatt honoriert werde – und eine zusätzliche Kostenersparnis von rund 6000 Euro zeitige.

Im Übrigen, so teilte die Verwaltung mit, sei zurzeit ein Einsparen in der Heizperiode kaum möglich, es gebe keine Nachtabsenkung. Und: „In der Praxis lässt sich oft die Situation beobachten, dass Büros über längere Zeit ungenutzt sind, zum Beispiel wegen Urlaubs, Homeoffice, Krankheit, Dienstreisen oder längeren Außenterminen.“ Die Büros seien während dieser Zeit häufig beheizt. Die Verwaltung moniert das Verhalten einiger, indem sie mitteilt: „Teilweise werden die Heizungsthermostate sehr hoch gedreht, und dann wird beim Verlassen des Raumes vergessen, die Temperatur herunterzuregeln.“

Wieso haben sich die Freien Wähler gegen den Austausch entschieden? Die drei Ausschussmitglieder der FWM waren gegen den Beschluss, den CDU, SPD, Grüne und FDP mit ihren Jastimmen absegneten. „Das Verfahren ist uns zum einen zu intransparent, denn man konnte uns nicht sagen, wie hoch die weiteren Unterhaltungskosten sein werden“, sagte Hans-Georg Schönberg. So müssten an allen Thermostaten in regelmäßigem Abstand die Batterien gewechselt werden – andernfalls liege die Anlage still. „Das heißt, der Hausmeister muss im Schnitt jeden Tag eine Batterie wechseln.“ Außerdem sei unklar, inwiefern die Lieferfirma auch in die Abläufe eingreifen werde. Zudem erkenne man nicht die Notwendigkeit, dem Stadtrat vorzugreifen. „Wir haben Sommerpause – und keine Möglichkeit, uns in der Fraktion abzustimmen, das Ganze kommt zur Unzeit“, so Schönberg.

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