Ein generationenübergreifendes und zeitgemäßes Format zum Mitsingen erfreut sich in Kottenheim seit Anfang Februar großer Beliebtheit. Jeden ersten Mittwoch im Monat ist jetzt Rudelsingen angesagt. Dabei handelt es sich nicht um eine Art Massenkaraoke, sondern um ein (fast) familiäres Happening.
Die Teilnehmer kennen sich. Der Spaß steht im Vordergrund, und eine ausgelassene, heitere Stimmung macht diese Art von „Chorgesang“ besonders anziehend. Denn Singen macht glücklich und fördert die Gesundheit. Insbesondere dann, wenn man es gemeinsam mit netten, gut gelaunten Gleichgesinnten macht. Selbst wenn Mann oder Frau es nicht so gut kann, hat das gemeinsame unbeschwerte Singen etwas Befreiendes, um vom Alltag abzuschalten. Diese Freude kann man nicht nur im Verein, sondern bei einem Mitsing-Event erleben. Jeder kann sich hinzugesellen und miteinstimmen. Vorkenntnisse werden nicht gebraucht. Bereits die Premiere mit vielen Musikbegeisterten, die einfach nur zwanglos singen möchten, war ein voller Erfolg.

Wie es zu der Erstauflage kam, klärt der „musikalische Rudelführer“ Ulrich Herschbach auf. „Als der Männergesangverein Kottenheim seine Auflösung vor circa einem Jahr plante, stand für den damals 86-jährigen Sänger Hermann Stein fest, dass er auf jeden Fall weitersingen möchte. Wenn nicht mehr organisiert in einem festen Chor mit regelmäßigen Proben und Auftritten, dann eben als Spaß für alle im Dorf, die singen möchten in Form eines freien Singens. Der Zeitgeist nennt es Rudelsingen", so Herschbach.
Hermann Stein sei von dieser Idee sehr überzeugt und nicht mehr abzubringen gewesen. „Ich habe schließlich 52 Jahre im Männergesangverein gesungen und darüber hinaus mit meinem Freund Karl-Heinz Lung über viele Jahre hinweg im Seniorenheim hier in Kottenheim“, erzählt der rüstige Sänger. Der Gesang habe den Senioren immer gut gefallen. „Wir haben gesungen, bis die Corona-Pandemie uns ausbremste. Natürlich unentgeltlich." Vor über einem Jahr klingelte Stein an der Haustür von Ulrich Herschbach. Er fragte ihn, ob er für dieses musikalische Projekt ehrenamtlich die Leitung übernehmen möchte. Der Sänger erhielt die Zusage.

Als musikalischen Mitstreiter gewann Herschbach noch Thomas Hammann hinzu. Mit gemeinsamen Vorstellungen und Ideen für eine Durchführung des Rudelsingens traf man sich im Trio mit Ortsbürgermeisterin Corinna Behrendt. „Auch von hier aus kam sofort frohe Zustimmung und die Zusage der Unterstützung“, resümiert Herschbach. Ein geeigneter Raum für alle Sängerinnen und Sänger konnte schnell gefunden werden. Denn auch der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, Karl-Heinz Hannus, war von der Idee überzeugt und sagte den Dreien die Nutzung des Pfarrheims zu. Gesagt, getan. Seither wird aus vielen Kehlen gemeinsam geträllert. Eine bunte Mischung alter Volkslieder, die Hermann Stein gesammelt hat, sorgt für gute Laune und macht Lust auf mehr. Die Liedtexte und Noten werden von ihm zur Verfügung stellt. Für die passende Begleitung sorgen Ulrich Herschbach und Thomas Hammann.
Woher der gute Zuspruch kommt? Zum zweiten Mal ist ein Mann, der quasi Hahn im Korb ist, aber seinen Namen nicht gern in der Zeitung lesen möchte, mit von der Partie. „Ich würde mir wünschen, dass sich mehr Männer hinzugesellen würden. Beim letzten Mal waren noch viel mehr Frauen da.“ Sichtlich viel Spaß haben Susanne Krümpelmann und Sandra Mannebach. „Wir sind von Anfang an dabei“, berichten die beiden 53-Jährigen. „Ich singe schon mal unter der Dusche, wenn keiner da ist“, so Krümpelmann. Vom jährlichen Rudelsingen im Innenhof der Genovevaburg sind Andrea Mohr und Marie-Therese Lung ganz angetan. „Ich könnte mir so etwas auch mit wenigen Hilfsmitteln auf dem Kottenheimer Schulhof vorstellen “, betont Mohr. Die Kottenheimerin schwärmt: „Hier darf man singen, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Das macht richtig Spaß.“