Uschi Sangmeister und Rosi Goretzki sind in Kottenheim eine Institution. Jeden dritten Donnerstag im Monat veranstalten sie ehrenamtlich einen Kaffeeklatsch für ältere Menschen – und das seit nunmehr 20 Jahren. Wie die beiden das machen? Ganz einfach. Sie schenken den Senioren Zeit und Zuwendung. Zu Besuch beim Jubiläumstreffen.
Die langen Tischreihen sind für etwa 60 Personen hübsch gedeckt. Servietten mit dem Aufdruck „Schön, dass Du da bist“, ein Schlüsselanhänger für jeden Besucher mit einem Foto der beiden rührigen Ehrenamtlerinnen und ein kleiner Schokosnack liegen für jeden bereit. Und die haben schon längst ihre Plätze eingenommen, bevor es um 15 Uhr offiziell losgeht. Viele Senioren haben sich für den besonderen Nachmittag herausgeputzt.

Eine Konstante für die ältere Generation
Wegen der enormen Hitze ist es mit knapp 50 Gästen etwas ruhiger als sonst, berichtet Ortsbürgermeisterin Corinna Behrendt. Aber das macht nichts. Mit einem Glas Sekt stoßen die Senioren auf das Wohl von Uschi Sangmeister und Rosi Goretzki und auf das der anderen ehrenamtlichen Helfer an. Gespannt lauschen die Anwesenden der 62-jährigen Sangmeister, die nach der „Schlacht an der Kuchentafel“ auf die Historie des Seniorenkaffees eingeht.
Donnerstag, 20. Oktober 2005: Die Erstauflage des Kaffeeklatschs geht über die Bühne. „Ich war gerade mal 42 Jahre alt, als ich damit begonnen habe“, berichtet Sangmeister. „Sogar das SWR4-Radio war schon einmal hier.“ Seit der Erstauflage ist der Treff eine Konstante. Selbst während der Pandemie wurden die Senioren nicht vergessen. „Wir haben zu Ostern und Weihnachten Geschenke an die Haustür gebracht. Eierlikör, Ostereierwärmer bemalte Steine, Traumfänger und vieles mehr.“
Austausch, Nostalgie und Musik
Eine von denen, die gern und regelmäßig hierherkommen, ist die 100-jährige Leni May. Jedes Mal aufs Neue genießt sie den Nachmittag und das gesellige Miteinander. Lustige Erlebnisse, so manches Mal auch Livemusik und der Austausch untereinander sind für die älteste Generation eine willkommene Abwechslung vom Alltag. Nostalgisch wird in Erinnerungen geschwelgt. Mal wird auch gemeinsam gesungen. Und ein solcher Kaffeeklatsch wäre nur halb so schön ohne selbst gebackenen Kuchen. Den gibt es jedes Mal, außerdem ein Abendessen. Hierfür entrichten die Senioren einen kleinen Obolus.

Seitdem der Seniorenkaffee aus der Taufe gehoben wurde, sind viele Fotos gemacht worden und auch Freundschaften entstanden. „Viele sind nicht mehr unter uns, aber bleiben immer in unseren Herzen. Lasst es Euch heute alle mit uns gut gehen“, sagt Uschi Sangmeister. Anerkennende Worte spricht Corinna Behrendt, ehe sie als Geste des Dankes, den beiden „guten Seelen“ Sangmeister und Goretzki Blumen überreicht. Mit Unterstützung anderer Helfer wie Behrendt, die sich im Laufe der Jahre dazu gesellten, nehmen die beiden im Pfarrheim die Rolle der Gastgeberinnen ein. Gemeinsam sorgen sie für das leibliche Wohl all jener Seniorinnen und Senioren, die körperlich noch fit genug sind, um ihre eigenen vier Wände zu verlassen und in den Alten Kindergarten zu kommen.
Ehrung in Mainz
Ein hübsches Stoffbild an der Wand zeigt die beiden verdienten Persönlichkeiten. Sie waren kürzlich stellvertretend für das ganze Helferteam bei Alexander Schweitzer, dem Ministerpräsidenten des Landes Rheinland-Pfalz, beim jährlichen Empfang in der Staatskanzlei in Mainz zu Gast. Der Fokus des Empfangs liegt auf Personen, die einen wertvollen Beitrag zur Stärkung des Miteinanders und zur Förderung eines ausgeprägten Gemeinschaftsgefühls beitragen. Uschi Sangmeister und Rosi Goretzki wurden von Ministerpräsident Schweitzer für ihren jahrelangen Einsatz geehrt.
Die beiden stehen nicht nur für das gesamte Team des Seniorennachmittags, betont Corinna Behrendt mit Blick auf die Auszeichnung, sondern auch für alle Ehrenamtler in Vereinen und Gruppen in Kottenheim, deren stetiges Engagement das Dorf lebens- und liebenswert macht.