Die fünfte Jahreszeit prägen ganz viele bunten Facetten: Da gibt es lustige, aber eben auch nachdenklich stimmende, leisere oder traurige Momente. Ex-Prinz Rolf Keuser begrüßt nicht nur am Rosenmontagsumzug vom Balkon des Alten Rathauses die bunte Narrenschar, und stellt ihnen die Fußgruppen und Prunkwagen vor, nein. Ihm ist auch noch eine andere Aufgabe zuteil: Da für den Brudermeister der St. Matthias Bruderschaft die Kirche und der Glauben zusammen gehören, ist auch die Beerdigung am späten Abend des Veilchendienstags etwas Besonderes. Kirche und Karneval gehen in der Eifelstadt eine enge Bilanz ein, die Menschen aller Altersgruppen miteinander verbindet. Diese enge Verbindung spiegelt auch die Heilige Messe am Fastnachtssamstag in der Herz-Jesu-Kirche wider.

Doch zur Fastnachtsbeerdigung: Sie geht zu Herzen und berührt. In dieser Session schlüpft Rolf Keuser zum 26. Mal in die Rolle des „Geistlichen“. Unsere Zeitung traf sich mit dem ehemaligen langjährigen Literaten der Alten Großen Karnevalsgesellschaft Mayen, seinen beiden Messdienern den Ex-Prinzen Andreas (Heinen) und Harry (Mußweiler) sowie dessen Frau Liane Mußweiler – alle tragen dunkle Kleidung –, um mit ihnen über die Fastnachtsbeerdigung zu sprechen. Das Treffen am helllichten Tag sei auch bei klirrender Kälte natürlich nicht mit dem abendlichen Spektakel vor dem Prinzenpalais – der Gaststätte Hubertusruh – zu vergleichen, betont Keuser. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge wagt der Karnevalist einen ersten Blick auf den Veilchendienstag.

„Es ist immer wieder toll, wenn man sieht, wie groß die närrische weinselige Trauergemeinde ist. Es ist ein Zeichen, dass es in Mayen ganz viel Verbundenheit gibt und die Karnevalisten nicht nur zusammen feiern, sondern auch zusammen trauern können. Das ist Karneval. Dabei ist jeder Jeck anders“, betont Keuser. Der Trauergemeinde gehören die Mitglieder der einzelnen Korporationen, Oberbürgermeister Dirk Meid und natürlich die amtierende Prinzessin Nicole I. mit ihrem Hofstaat an: Das sind der Alt-Große-Präsident Uli Walsdorf, Luftschlangenakrobaten, staatlich geprüfte Konfettiwerfer, verirrte jodelnde Thekenschlümpfe, doppelstöckige Weinbrandkiller, Kamellekrapscher, Plattfußindianer mit schwere Quinte (Füßen) und viele andere Persönlichkeiten.
„Es ist immer wieder toll, wenn man sieht, wie groß die närrische weinselige Trauergemeinde ist. Es ist ein Zeichen, dass es in Mayen ganz viel Verbundenheit gibt und die Karnevalisten nicht nur zusammen feiern, sondern auch zusammen trauern können.“
Ex-Prinz Rolf Keuser
Die närrische Gemeinschaft singt traditionell das Lied „Bethlehem ist nicht weit von Jerusalem“. Bevor am späten Abend die von Stadtkommandant Albert Portz geschaffene Fastnachtspuppe (genannt: Nippel) aus Stroh in Flammen aufgeht und die Anwesenden die Insignien des Aschermittwochs in Form von Konfetti, Aspirin und Wasser von Piccolo empfangen, gibt es ein Gedenken. Und zwar an „all oser Prizessinne und Prinze, och denne, die et jähr mal wäre“. Aber auch an den 2016 verstorbenen Walter Schäfer, der lange Jahren die Predigten für ihn geschrieben hat, wird Keuser sich erinnern.

„Mir mössen fasten met lauwarmen Kamilletee on ahfjeleckte Heringskräht“, jammert der „Priester“. „Und ein großer Kater wird uns heimsöche am Aschermittwochmorgen. Wehklagen und Katzenjammer werden überall sein. Wenn es heißt: „Der Prinz ist tot, es lebe der Prinz“, endet für ihre Tollität Nicole I. die Regentschaft und Oberbürgermeister Dirk Meid wird sich aus seinem Liegestuhl erheben und wieder das Kommando übernehmen.
Und was wird aus dem Kinderprinz Florian I. (Thielen)? „Wir treffen uns am späten Nachmittag des Veilchendienstags im Prinzen Palais in der Göbelstraße mit der jungen Tollität und seinem Hofstaat. Auf dem gegenüberliegenden Parkplatz wird eine kleine Strohpuppe auf uns warten. Wir können den Kinderprinz nicht beerdigen. Wir hoffen, dass aus diesem kleinen Prinz irgendwann einmal eine große Tollität wird", so Keuser.