In Bulgarien liefen auch die Fäden des Betrügernetzwerkes zusammen. Die Herkunft der zehn Tatverdächtigen im Alter zwischen 32 und 65 Jahren, darunter vier Frauen, ist jedoch international. Auch drei Deutsche waren beteiligt. Der Vorwurf: Über professionell gestaltete Anlageportale, die höchstwahrscheinlich in Israel programmiert wurden, sorgten sie laut den Ermittlern dafür, dass Anleger meistens ihr Geld komplett verloren. Gutgläubigkeit und die Hoffnung auf hohe Renditen führten demnach zu guten Umsätzen für die Betrüger. Das Gesamtvolumen wird auf stolze 150 Millionen Euro geschätzt.
Wie Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer ausführte, bediente sich das Netzwerk unterschiedlicher Netzwerke. Auch Briefkastenfirmen spielten dabei eine Rolle wie Steuerparadiese, zum Beispiel auf den Seychellen. Der eigentliche Betrug erfolgte jedoch über die Onlineportale unter anderem mit Kryptowährungen.
Allein über ein Portal wurden laut Polizei rund 10.000 Anleger geschädigt, wobei die jeweiligen Schäden für die Kunden von 250 Euro bis zu 1,6 Millionen Euro reichten. Warum so viele Menschen auf das Netzwerk hereinfielen? Die Antwort ist einfach: Wegen der hohen Professionalität und des geringen Einstiegspreises. Am Anfang war man mit 250 Euro dabei. Betreut wurden die Interessenten laut den Fahndern über ein hochprofessionelles Callcenter, das ganze Überzeugungsarbeit leistete und gute Gewinne bei geringem Risiko versprach. Viele zahlten beträchtliche Summen nach, weil sie sich in Sicherheit wähnten. Die Onlineportale waren so gut programmiert, dass individuelle Transaktionen und Kontostände angezeigt wurden. In Wirklichkeit landeten die Geldanlagen in dunklen Kanälen. Als die Kunden nach angeblich hohen Kursgewinnen Kasse machen wollten, wurden ihnen vielfach Totalverluste mitgeteilt. In anderen Fällen boten die „Kundenbetreuer“ den Betroffenen an, das verlorene Geld gegen weitere Einzahlungen zurückzuholen. In wenigen Fällen kam es tatsächlich zur Auszahlung der vermeintlichen Gewinne.
Der Kampf gegen die Cyberkriminalität war auch in diesem Fall ein internationales Projekt, an dem Strafverfolgungsbehörden aus Bulgarien, Israel, Lettland, Schweden, Nordmazedonien und Polen beteiligt waren. Auch Europol, Eurojust und das Bundeskriminalamt leisteten wertvolle Unterstützung.
Wie Kriminaldirektor Thorsten Runkel, Leiter der KI Mayen, ausführte, halfen die Ermittler aus Mayen der bulgarischen Polizei bei der Durchsetzung des Rechtshilfeersuchens. Mit ihren Kollegen vollstreckten sie europäische Haftbefehle: Fünf mutmaßliche Täter wurden festgenommen, ein weiterer ging der Polizei in Israel ins Netz. Ein Verdächtiger ist auf der Flucht. Außerdem gab es umfassende Durchsuchungen, so in einem Callcenter in Warna, einem aufgelösten Callcenter in Sofia und in Wohnungen der Bandenmitglieder in Israel, Lettland, Schweden, Nordmazedonien, Spanien und Polen.
Neben Technik wurden Bargeld, Goldschmuck, Fahrzeuge und Immobilien im Gesamtwert von 4 Millionen Euro ebenso sichergestellt wie 2 Millionen Euro auf verschiedenen Konten. ka