Burgfestspiele beginnen bald
Schauspieler laufen sich für Saison warm
Das neue Ensemble der Burgfestspiele nimmt Gestalt an - mit dabei ist nach vier Jahren Georg Lorenz (vordere Reihe, von links), ein Publikumsliebling vergangener Spielzeiten.
Rico Rossival

Jetzt wird eifrig gepaukt und geprobt: In drei Wochen hebt sich der erste Vorhang bei den Mayener Burgfestspielen. Und die glänzen gleich mit zwei Uraufführungen. Intendant Alexander May gab dem Ensemble einen Einblick, was er erwartet.

Die Vorfreude steht den Akteuren ins Gesicht geschrieben. Die Schauspieler strahlen um die Wette an der Spielstätte in der Genovevaburg. Nur noch drei Wochen sind es bis zum Beginn der neuen Spielzeit der Burgfestspiele – auf der Bühne versammeln sich diejenigen, die in den nächsten Monaten bis Ende August die Protagonisten sind. Aber auch alle, die das Theaterspiel zum Laufen bringen, sind da. Insgesamt gut 100 Frauen und Männer. Darunter ist auch ein Publikumsliebling, der einige Jahre lang nicht in Mayen zu sehen war.

Wieso starten Intendanz und Stadt optimistisch in die Spielzeit 2025? Für Dirk Meid ist das erste Treffen das Zeichen: „Jetzt geht es los, wir haben wieder Burgfestspielzeit.“ Nicht nur beginnen jetzt entbehrungsreiche Wochen mit Auswendiglernen und Proben, sondern für den Oberbürgermeister wird jetzt sichtbar, wofür das Freilufttheater, das am 1. Juni beginnt, steht: „Für eine Spitzenleistung in puncto Lebensqualität.“ Die Stadt sei bestrebt, die Burgfestspiele über die Kernzeit hinaus auszudehnen. „Unser Ziel ist es, dass wir sie im Jahr verbreiten.“ Dazu habe Intendant Alexander May (seit 2022) „tolle Ideen entwickelt“.

Optimismus versprüht Meid auch, was den Kartenvorverkauf betrifft. Dabei liege man rund 3000 Tickets über dem Zwischenstand zur gleichen Zeit im Vorjahr. Dies sei auch dem neuen Ticketing geschuldet, mit dem man die Eintrittskarte aufs Handy laden könne. Alexander May zeigte sich in seiner Ansprache ans Ensemble „froh, dass wir gemeinsam an Zielen arbeiten“ können. Er habe gespürt, dass im Theater „eine große Sehnsucht“ stecke: „Für mich heißt das: Ich will jeden Tag das Leben feiern, Theater ist ein Geschenk.“ Er sei froh, dass er in seiner vierten Spielzeit wieder eine Musical-Premiere mit Lokalkolorit („Süßes Gold“) zeigen könne. Weniger Spardruck, ausgedehnte Spielzeit gegenüber 2024: Das macht auch eine Kooperation mit vier anderen Festspielorten möglich, die sich die Kosten zum Zweipersonenstück „Titanic“, einer Eigenproduktion, leisten (14. Juni bis 14. August). May dazu: „Ich bin sehr froh, denn nur so ist das darstellbar.“

Sie freuen sich auf die vierte Spielzeit von Alexander May (rechts): der kaufmännische Leiter Kevin Stoye und OB Dirk Meid.
Rico Rossival
„Wir wollen den Sinn des Lebens, eine Vielfalt der Gesellschaft als Open-Mind-Set abbilden.“
Intendant Alexander May

Was gibt es an wesentlich Neuem in der Burg und im Alten Arresthaus? Sechs Stücke werden inszeniert, darunter ist mit „Süßes Gold“ (21. Juni bis 14. August) ein, wie es heißt, „Bienen-Musical“. Komponiert wird es von Tom van Hasselt, der schon die Leitlinie beim Erfolgsmusical „Brigitte Bordeaux“ – ausgezeichnet wurde Michael Ophelders mit dem Deutschen Musicalpreis – vorgab. Für May ist es „das Filetstück im Vorverkauf“. Und er legt ein Bekenntnis zu Uraufführungen in Mayen ab: „Diese werden zu Unrecht von außen mit Augenrollen quittiert, tatsächlich gehören die Uraufführungen zu unseren erfolgreichsten Produktionen.“ Zum wohl zugkräftigsten Projekt wird das Stück „Sterngarten“ werden, eine Hommage auf das frühere Mayener Tanzlokal gleichen Namens. Für das Stück des Bürgertheaters (6. bis 23. Juli) sind nurmehr 40 Karten zu haben. Quasi eine Uraufführung wird der Opener der Festspiele sein, das Familienstück „Das kleine Gespenst“ (1. Juni bis 10. August), eine Eigenfassung.

Intendant May selbst öffnet wieder die „Transitbox“, ein Anliegen, mit dem er vor vier Jahren angetreten ist: Klassiker aus der Versenkung einer Schatztruhe holen und in neuem Gewand darbieten. Jetzt kommt Wolfgang von Goethes Klassiker „Die Leiden des jungen Werther“ an die Reihe – ein temporeiches Solostück über einen jungen Mann, der in einem Dreiecksverhältnis zurechtkommen will (14. Juni bis 15. August). „Riesig“ freut sich Intendant May über ein Stück, das schon in früheren Zeiten in Mayen zu erleben war: die Komödie „Ladies Night“ (5. Juli bis 13. August). Sie werde in anderem Gewand, nicht als wilder, lustiger Abend daherkommen, sondern als Stück, bei dem Regisseurin Bettina Rehm „das herauskitzelt, was an Tiefe drinsteckt“. Flankiert wird die Saison wie immer von vielen Stücken als „Exxtra“ auf der kleinen Bühne sowie literarischen Wanderungen und zwei Gruselnächten.

Fast wie eine große Familie: das Ensemble mit Technikern und Schauspielern.
Rico Rossival

Wer ist der heimkehrende Publikumsliebling, und was ist May sonst wichtig? Er hat immer die etwas kauzigeren Typen gespielt, dieser Georg Lorenz. Jetzt ist der Regensburger nach vier Jahren Pause zurück in der Eifel. „Ich bin hier durch die Gassen gegangen, als wäre es gestern gewesen“, sagt Lorenz, der in Mayen mehr als zehn Jahre am Stück auf der Bühne stand. Er und die anderen Schauspieler sollen häufiger im Stadtbild Flagge zeigen, wünscht sich Alexander May. „Wir wollen auch die Gastronomen begeistern, damit sie länger ihre Küche offenhalten.“ Aufs Theaterspiel fokussiert, betont er deutlich eine gesellschaftliche Relevanz. „Wir wollen den Sinn des Lebens, eine Vielfalt der Gesellschaft als Open-Mind-Set abbilden“, betont der Intendant. Und das habe auch politische Dimension: „Das, was auf der Bühne gesprochen wird, ist auch ein Statement.“ Er schließe sich einem Facebook-Statement an: „Ich will so leben, dass die AfD etwas dagegen hätte.“

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