Man komme allerdings nicht darum herum, die Kosten für den zusätzlichen Planungsaufwand zu tragen, nachdem man nach Beginn der Arbeiten entdeckt hatte, dass die Bauausführung des Hallendachs von den vorliegenden Plänen abweicht: „Nach der Analyse des Statikers haben wir keinen anderen Spielraum“, betonte Oberbürgermeister Achim Hütten. Wie hoch die Mehraufwendungen für den zusätzlichen Planungsaufwand werden, könne man derzeit noch nicht beziffern, erklärte Fachplaner Seger.
Es müssen komplexe Neuberechnungen angestellt werden. Die Dokumentation der statischen Berechnungen zur Mittelrheinhalle umfasse ganze 3500 Seiten. Auf Werte, die zu Bauzeiten der Halle vor 40 Jahren ermittelt worden waren, könne man sich dabei nicht stützen: „Was man vor 30, 40 Jahren angenommen hat, ist inzwischen überholt“, erläuterte Seger. So müsse man inzwischen beispielsweise von deutlich größeren Wassermassen ausgehen, die im Falle eines Starkregenereignisses auf das Flachdach auftreffen, als man es vor 40 Jahren für möglich hielt. Durch die geänderten Annahmen verändern sich auch die Anforderungen an die Hallenstatik, die die Fachleute dann neu überplanen müssen.
Warum man seitens der Verwaltung keine Unterlagen über die von den Plänen abweichende Bauausführung vorliegen hatte, darüber könne man nur spekulieren, erklärte Bauamtsleiter Rainer Schmitz. So wechselte die Bauakte in den vergangenen Jahren mehrfach den Besitzer, zuletzt etwa vor sieben Jahren, als die Stadtwerke das Gebäude an die Stadt verkauften. Auch bei der erfolgten Digitalisierung der Akte könnten Unterlagen verloren gegangen sein. Die entstehenden Mehrkosten für Nachbesserungen an der Statik des Gebäudes habe man beim laufenden Förderantrag des Landes geltend gemacht und hoffe auf zusätzliche Unterstützung. Bisher hat das Land eine Förderung der Maßnahme in Höhe von 1,2 Millionen Euro zugesichert.
Im Übrigen müsse man bei Sanierungsarbeiten dieser Größenordnung immer mit negativen Überraschungen rechnen: So entdeckte man im Zuge der Sanierungsarbeiten einen großen Rohrschaden im Übergangsbereich zwischen Mittelrheinhalle und Hotel, der dazu führt, dass die Decke in diesem Bereich komplett entfernt werden muss. Vor einer Kostenexplosion, wie es sie bei berühmt-berüchtigten deutschen Großprojekten in den vergangenen Jahren gab, sei man allerdings weit entfernt: „Es wird keine Elbphilharmonie“, ist Schmitz überzeugt. Derzeit stünden geschätzte Mehrkosten in Höhe von 500.000 Euro ursprünglich einkalkulierten Kosten in Höhe von 3.6 Millionen Euro gegenüber.
Was den mutmaßlichen Zeitrahmen der Arbeiten angeht, könne man im Übrigen derzeit noch keine belastbaren Angaben machen, erläuterte Fachplaner Seger: „Das wäre wie ein Lotteriespiel.“ So zeichne es sich momentan ab, dass man es im Bereich der technischen Gebäudeausrüstung mit Materiallieferschwierigkeiten zu tun bekommen wird, die die Arbeiten verzögern könnten: „Ich glaube nicht, dass die Halle vor Ende des Jahres bezugsfertig ist.“ Dass Anfang kommenden Jahres Karnevalssitzungen in der Mittelrheinhalle stattfinden können, könne man nicht garantieren. Allerdings wolle man bis dahin zumindest die Sanitäranlagen des Gebäudes fertigstellen. Somit gäbe es dann die Möglichkeit, gegebenenfalls ein Zelt für Veranstaltungen aufzustellen, deren Besucher dann die Toiletten in der Mittelrheinhalle nutzen könnten.