Dr. Alexander Menningen schreitet US-Truppen mit weißer Fahne entgegen - Gemeinde löst 1951 ein Gelübde zum Bau einer Marienkapelle ein
Rüber entgeht Katastrophe: Pater schreitet US-Truppen mit weißer Fahne entgegen
Die Marienkapelle wurde anlässlich eines Gelübdes auf dem Rüberer Friedhof errichtet und am 15. Juli 1951 eingeweiht. Durch das mutige Eingreifen von Pater Dr. Alexander Menningen entging Rüber im März 1945 einer Zerstörung durch US-Truppen.
Heinz Israel

Vor fast 80 Jahren, Anfang März 1945, entging das Maifelddorf Rüber nur knapp einer Katastrophe. Wie Gerhard Draws und Leo Klöckner, zwei Rüberer Bürger recherchierten, drohte dem Dorf damals die Zerstörung durch US-Truppen.

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Dass es nicht dazu kam, ist Pater Dr. Alexander Menningen zu verdanken, der seinerzeit die vakante Pfarrstelle der Pfarrei Lonnig/Rüber/Minkelfeld in Vertretung für den im KZ Dachau inhaftierten Pfarrer Johannes Keßler übernommen hatte. Über die Anhöhe von Kerben rückten US-Panzerverbände an und richteten ihre Geschützrohre feuerbereit auf das Dorf, nachdem SS-Soldaten, von der Mosel kommend, trotz aussichtsloser Lage, das Dorf verteidigen wollten.

Pater Dr. Alexander Menningen
Heinz Israel

Es kam es zu einer mutigen Reaktion von Pater Dr. Alexander Menningen. In vollem Bewusstsein und das eigene Leben aufs Spiel setzend, nahm er eine weiße Fahne in die Hand und ging den US-Truppen auf den Kerbener Höhen entgegen, um das Verschonen des Dorfes zu erbitten. Damalige Zeugen konnten beobachten, dass er das letzte Stück auf den Knien zurücklegte. Die SS-Soldaten verließen daraufhin das Dorf und die US-Truppen sahen von einem Angriff ab.

Wäre auch nur ein einziger Schuss gefallen, hätte das verheerende Folgen für das Dorf gehabt. Nicht nur, dass es unter Artilleriefeuer genommen worden wäre, notfalls wäre auch Luftunterstützung durch amerikanische Bomber angefordert worden, wie in ähnlichen Fällen geschehen, so die Recherche der beiden Autoren. Verschont von der Zerstörung, löste die Gemeinde im Jahre 1951 ein Gelübde zum Bau einer Marienkapelle ein.

Das Gelübde hat folgenden Wortlaut: „Wenn du, (Muttergottes), unsere Heimat unter deinen Schutz nimmst und sie gnädig bewahrst und wenn du den Hirten und geistlichen Vater der Gemeinde (Pfarrer Johannes Keßler) wieder glücklich heimkehren lässt in unsere Mitte, dann wollen wir dir ein Haus bereiten, ein Heim, dass du immerwährend hier bleiben kannst, dass du hier in deiner Heimat, in deinem Land, in deiner Gemeinde, die dir zu eigen geworden ist, schalten und walten kannst als die Schutzherrin, als die Mutter, die in schweren Zeiten uns, ihren Kindern, zur Seite gewesen ist.“

Die Marienkapelle wurde anlässlich eines Gelübdes auf dem Rüberer Friedhof errichtet und am 15. Juli 1951 eingeweiht. Durch das mutige Eingreifen von Pater Dr. Alexander Menningen entging Rüber im März 1945 einer Zerstörung durch US-Truppen.
Heinz Israel

Über den Standort der Kapelle stimmten die Bürger ab. Sie wurde auf dem Friedhof errichtet und am 15. Juli 1951 eingeweiht. Das Bauwerk auf Natursteinen konnte gänzlich durch Spenden, Theateraufführungen sowie „Hand- und Spanndienste“ finanziert werden. Auf Antrag von Ratsmitglied Leo Klöckner sollte der mutige Einsatz von Pater Dr. Alexander Menningen durch eine Gedenktafel an der Friedhofskapelle angemessen gewürdigt werden. Ein entsprechendes Angebot von einer Fachfirma zum Preis von rund 2000 Euro liegt vor. Zu einer Abstimmung über die Vergabe kam es jedoch nicht. Nach einer kontroversen Diskussion zog das Ratsmitglied Leo Klöckner seinen Antrag zurück.

Auch das Innere der Kapelle ist liebevoll gestaltet.
Heinz Israel

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