Die Spurensuche beginnt ganz in der Nähe des früheren Bassenheimer Bahnhofs an der Verbindung von der Koblenzer Straße zum interkommunalen Gewerbegebiet. Hier endet auch der dritte Abschnitt des Maifeldradwegs (für Koblenzer beginnt er hier), Fahnen sorgen dafür, dass der Punkt nicht zu übersehen ist. Passend dazu wird mit einem kurzen Abschnitt des Originalgleises an den ursprünglichen Zweck der Trasse erinnert, deren Geschichte bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts zurückreicht. Außerdem erinnern Informationstafeln an die reiche Eisenbahn- und Industriegeschichte des Raums zwischen Bassenheim und Mayen. Auf den 6,4 Kilometern des erst 2019 eingeweihten jüngsten Abschnittes des Maifeldradwegs stoßen Radler auf weitere Spuren der einstigen, 1904 in Betrieb genommenen Bahnstrecke von Koblenz nach Mayen-Ost, die übrigens nie elektrifiziert war. Die Trasse verlief eingleisig, lediglich im Bahnhofsbereich gab es Ausweich- und Rangiergleise, was am jüngst sanierten Ochtendunger Bahnhof noch gut zu erkennen ist.
Streng genommen reicht die Geschichte der Bahnstrecke bis in den März 1890 zurück. Schon damals bemühte sich ein Koblenzer Unternehmen um die Konzession. Zwei Jahre später erhielt aber das gerade erst gegründete, auf Kleinbahnbau spezialisierte Unternehmen Lenz & Co. mit Stammsitz in Stettin den Zuschlag, rückte aber später vom geplanten Investment ab. Grund hierfür war eine Weisung des Kriegsministeriums, die Strecke auch für Militärzüge auszubauen. Die Konzession ging deshalb am 25. Mai 1900 an die Preußischen Staatseisenbahnen. Und dann ging alles recht schnell.
Kunstwerke bewundern
Bereits ab dem 1. Oktober 1904 wurde der erste Streckenabschnitt von Koblenz über Lützel nach Polch feierlich in Betrieb genommen. Der Abschnitt bis Mayen folgte am 12. November. Die Folgen eines Erdrutsches standen einer gleichzeitigen Inbetriebnahme im Wege. 1916 folgte eine weitere Ausbaustufe, die Strecke von Polch bis Münstermaifeld wurde fertiggestellt. Wer heute die Strecken abfährt, kann noch erahnen, welcher Aufwand damals betrieben wurde. Viadukte und Tunnel sind ja erhalten geblieben. Doch trotz der immensen Leistungen fehlte am Ende eine wichtige Komponente: Wirkliche Erweiterungsmöglichkeiten gab es nicht – und damit auch keine dauerhaften wirtschaftlichen Perspektiven. Es kam, wie es kommen musste. Bereits in den 1970er-Jahren wurde der Abschnitt zwischen Polch und Mayen für den Güterverkehr gesperrt – offiziell wegen des schlechten Zustands der Hausener Viadukte. 1983 wurde schließlich der Personenverkehr auf der gesamten Strecke eingestellt, lediglich zwischen Koblenz und Ochtendung gab es noch bis zum Jahr 2000 Güterverkehr. Der Abschnitt zwischen Ochtendung und Kerben wurde bereits 1988 stillgelegt.
Heute befinden sich nahe dem früheren Kerbener Bahnhof ein gut ausgeschilderter Knotenpunkt für Radler und eine Besonderheit des 1992 eröffneten zweiten Abschnitts des Maifeldradwegs: Kunstwerke, die im Rahmen des internationalen Steinbildhauer-Symposiums der Lapidea-Stiftung für Kunst und Kultur entstanden sind.
Reinhard Kallenbach