Sie zogen nach einer Schweigeminute und den Ansprachen von Hanspeter (Hape) Etzold und des Beigeordneten der Stadt Andernach, Hans-Georg Hansen, in einem Protestmarsch durch die Stadt.„In der Spitze waren es schätzungsweise 150 Leute, sodass vom Bürgersteig auf die Straße gewechselt wurde“, resümiert Etzold am Morgen nach dem Demonstrationsmarsch. Das Besondere an der 4,2 Kilometer langen Route war: Sie führte dergestalt durch die Bäckerjungenstadt, dass der Schriftzug „Stop War“ per GPS in der Innenstadt eingezeichnet wurde. „Der Weg ist die Botschaft bei dieser Demonstration gegen Putins Angriff“, erläuterte Etzold. Der 55-jährige Andernacher, Organisator und Gründer der Initiative Pulse of Europe in Rheinland-Pfalz, hat in den vergangenen Jahren mehr als 30 Demonstrationen auf den Weg gebracht. Dieses Mal bringt er seine Wut über Putins Krieg, über Mord und Vertreibung auf die Straße.
„Danke, dass Sie es mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren, dass unsere Gas-Milliarden den Überfall auf die Ukraine finanzieren und Putin mordet und zerstört.“
Hanspeter Etzold
Ein herzliches Dankeschön richtete Etzold an alle, die entschieden haben: „Es ist mir nicht gleichgültig, wenn Putin die Ukraine erobern will. Wenn dabei viele Tausende Menschen ermordet werden. Danke, dass Sie es mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren, dass unsere Gas-Milliarden den Überfall auf die Ukraine finanzieren und Putin mordet und zerstört.“ Er werde nicht eingesperrt, wenn er sage: „Herr Scholz muss jetzt mal Tempo machen. Wir können nicht weitermachen wie bisher. Wir haben Einfluss, wir können was bewegen. Gemeinsam. Wir müssen Putin den Geldhahn zudrehen, ohne dass in Europa die Wirtschaft abschmiert.“
Seine Gedanken seien bei den Menschen in Russland, die jetzt gegen den furchtbaren Krieg demonstrieren in dem Wissen, das sie eingesperrt und verhaftet werden. Aber er denke vor allem auch an die Menschen in der Ukraine, die jetzt leiden und sterben. „Die in den Kellern sitzen. Die Angst haben. Die verzweifelt sind, weil sie das Recht des Stärkeren nicht akzeptieren wollen und weil sie selber entscheiden wollen, wie sie leben.“ An die Polizei gerichtet sagte Etzold: „Sie machen einen hochprofessionellen Job!“
Der ehrenamtliche Beigeordnete der Stadt Andernach Hans-Georg Hansen sagte: „Jede diese Veranstaltungen setzt ein Zeichen. Und auch aus kleinen Zeichen kann vieles entstehen.“ In dieser Woche sei mehrfach im städtischen Gremium über die aktuelle Situation gesprochen worden. Die Unterbringung ukrainischer Flüchtlinge funktioniere in Andernach dank des privaten ehrenamtlichen Engagements vieler Mitmenschen gut. Vor einigen Tagen habe eine ältere Dame im Rathaus angerufen und sich erkundigt, wo es in Andernach Luftschutzbunker gebe. Das müsse man sich vor Augen halten, sagte Hansen und fügte an. „Es drückt die Angst der Menschen aus.“
Mitgebrachte Kerzen und Plakate brachten den Protest gegen den am 24. Februar begonnenen Krieg visuell auf die Straße. Sascha Königshoven hatte ein blau-gelbes Schild mit dem Peace-Zeichen dabei. „Ich hatte es schon bei einer Veranstaltung in Boppard dabei“, erzählte der 48-Jährige und ergänzte. „Wir haben auf Facebook von der Veranstaltung in Andernach gelesen und sind nun mit drei Generationen mit von der Partie.“ Er sei bei einem kirchlichen Träger beschäftigt. „Unsere Marienhausgruppe hat in einer Schweigeminute der Menschen in der Ukraine gedacht“, betonte Königshoven.
Eine Freundesgruppe aus Andernach trug ein großes Banner mit der Aufschrift „Die Erde ist unser Zuhause“ mit sich, und ein 25-jähriger Andernacher brachte ein mit Sonnenblumen gestaltetes Plakat „People want Peace“ mit zum Protestmarsch.