Rainer Hart erhält Kulturdenkmal fürdie Nachwelt
Private und Fördermittel eingesetzt: Wehrmauer am alten Kirchturm in Miesenheim aufwendig saniert
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Andrea Warnecke und Rainer Hart leben seit 2017 auf dem Areal am Miesenheimer Ortsrand, auf dem einst vermutlich eine Burganlage zu finden war. Nach der Sanierung des romanischen Kirchturms und des ehemaligen Pfarrhauses haben sie nun die Ertüchtigung der alten Stützmauer in die Wege geleitet. Die Arbeiten wurden kürzlich erfolgreich abgeschlossen. Foto: Martina Koch
Martina Koch

Sieben Jahre ist es her, dass Rainer Hart das Gelände des romanischen Kirchturms in Miesenheim samt ehemaligem Pfarrhaus und Wohnhaus erworben hat. Seitdem kümmern sich Hart und seine Partnerin Andrea Warnecke um den Erhalt der jahrhundertealten Bausubstanz. Eines der Großprojekte kam kürzlich zum Abschluss: Die Stützmauer, die das Anwesen in Richtung Nette umgibt, wurde aufwendig saniert.

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Es ist nicht das erste Vorhaben, das das Paar erfolgreich umsetzte: 2021 wurde die Sanierung des alten Kirchturms mit dem Anbringen des goldenen Wetterhahns an der Spitze abgeschlossen, parallel lief der Umbau des Pfarrhauses zum „Gästehaus auf der Burg“, wo seit Anfang 2022 zwei mit viel Liebe zum Detail ausgestattete Ferienwohnungen auf Besucher warten.

Die namensgebende Burg ist nicht mehr erhalten. Historiker vermuten, dass das Areal, auf dem im 12. Jahrhundert der Kirchturm errichtet wurde, einst als Wehranlage diente, von der die Burgherren die unterhalb verlaufende Handelsroute zwischen Trier und Andernach im Blick hatten. Eine massive Stützmauer befestigt das Grundstück bis heute, wann diese errichtet wurde, ist unklar.

Die Mauer war allerdings in der Vergangenheit nicht immer stabil: Aus historischen Unterlagen weiß man, dass die Miesenheimer früher im Auftrag des Pfarrers herangezogen wurden, um Schäden im Mauerwerk zu flicken. Besonders nachhaltig waren diese Ausbesserungsarbeiten nicht – kein Vergleich zur akribischen Vorbereitung, mit der sich Rainer Hart jetzt dem Projekt widmete: „Mir war es wichtig, dass das vernünftig gemacht wird und über meine Lebenszeit hinaus hält.“

„Mir war es wichtig, dass das vernünftig gemacht wird und über meine Lebenszeit hinaus hält.“

Rainer Hart

Im ehemaligen Geräteschuppen hinter dem Pfarrhaus, den Hart und seine Partnerin zu einem lichtdurchfluteten kleinen Veranstaltungsraum ausgebaut haben, der den Blick in die Weite des Nettetals freigibt, erläutert er die verschiedenen Verfahrensschritte. Ein Unternehmen aus Weißenthurm untersuchte zunächst den Baugrund, „damit es da keine Überraschungen gibt“.

Man habe es in diesem Bereich mit einem harten Untergrund zu tun, erklärt Rainer Hart mit Blick auf die geologische Karte. Darauf ist der Lavastrom gut zu erkennen, der vor schätzungsweise rund 200.000 Jahren von der Vulkaneifel aus in Richtung Andernach floss. Dieser bildet die Erhebung, auf der später die Miesenheimer Burg errichtet wurde.

Patentiertes Verfahren für Erhalt entwickelt

Mit den eigentlichen Sanierungsarbeiten beauftragte Hart dann ein südhessisches Unternehmen, das ein patentiertes Verfahren für den Erhalt historischer Stützmauern entwickelt hat, das jetzt auch in Miesenheim zum Einsatz kam. Dabei kann auf eine oberflächliche Verankerung der Mauerelemente verzichtet werden, die die Optik beeinträchtigen würde. Stattdessen trieben die Fachleute insgesamt 36 Erdnägel in den Untergrund, die das neu verfugte Mauerwerk befestigen, von außen aber nicht sichtbar sind.

Zehn Wochen dauerten die Arbeiten, die vom Baugerüst aus ohne schwere Maschinen ausgeführt werden mussten. Die in dem Haus unterhalb des Grundstücks lebenden Miesenheimer haben mit viel Verständnis auf die Beeinträchtigungen während der Sanierungsphase reagiert, betonen Rainer Hart und Andrea Warnecke. Nichtsdestotrotz seien alle Beteiligten froh darüber, dass das vorerst letzte große Bauvorhaben auf dem Areal nun abgeschlossen ist: „Wir leben seit sieben Jahren permanent in einer Baustelle. Es ist schön, wenn wir damit fertig sind“, sagt Andrea Warnecke.

Bereits vor fünf Jahren Fördergelder beantragt

Neben der Zeit floss in den vergangenen Jahren auch viel Geld in den Erhalt des Geländes. Bereits vor fünf Jahren habe er Fördergelder des Landes für die Sanierung der Stützmauer beantragt, erinnert sich Rainer Hart. Zunächst seien die Töpfe leer gewesen, im vergangenen Jahr bewilligte das Innenministerium schließlich 90.000 Euro für den Erhalt des Kulturdenkmals. Das entspricht knapp einer 50-prozentigen Förderung, erklärt er, den übrigen Betrag stemmte er aus privaten Mitteln.

Mit großem Idealismus engagiert sich Rainer Hart, der als Consultant in der Baubranche tätig ist, dafür, den romanischen Kirchturm und sein Umfeld für die kommenden Generationen zu erhalten. Mit seiner Partnerin freut er sich besonders darüber, wenn seine Bemühungen in Miesenheim und darüber hinaus gewürdigt werden. Anfangs habe in dem Bekanntenkreis des Paars durchaus auch Skepsis darüber geherrscht, ob man mit einem Gästehaus Besucher in den Stadtteil locken könne.

Ferienwohnungen sehr gefragt

Heute sind die beiden Ferienwohnungen sehr gefragt und die Bewertungen im Internet voll des Lobes: „Wir haben tatsächlich nur nette Menschen, die hier hinkommen“, erzählt Warnecke. Die Übernachtungsgäste schätzen das geschichtsträchtige Gelände ebenso wie die umliegenden Sehenswürdigkeiten vom Geysir, über die Essbare Stadt bis zu den Wanderwegen: „Die, die kommen, sind sehr interessiert an allem, was die Region zu bieten hat“, betont Rainer Hart.

Auch wenn mit der Sanierung der Stützmauer nun das letzte Großprojekt abgeschlossen ist, widmet er sich gedanklich bereits der nächsten Maßnahme: Man könnte den Bereich der Mauer, der heute nicht mehr erhalten ist, wieder aufbauen, lautet die Überlegung. Doch das ist vorerst noch Zukunftsmusik.

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