Erstes Erwachsenenstück in der neuen Saison wird am Samstag aufgeführt - 100 Prozent Goethe
Premiere eines Klassikers bei den Burgfestspielen: Urfaust spiegelt das ganze Leben
Wie geht es mir heute? Im Urfaust spielt das Gefühlsleben eine entscheidende Rolle. Foto: Andreas Walz
Andreas Walz

Mayen. Das erste Erwachsenenstück bei den Burgfestspielen Mayen klingt nach einem Exkurs in den Deutsch-Leistungskurs früherer Tage: Urfaust. Regisseur Martin Clausen will Berührungsangst zerstreuen, indem er sagt: „Es ist nicht kompliziert, es ist ein kurzweiliges Stück, in dem viel passiert.“ Der Urfaust feiert am heutigen Samstag, 20 Uhr, im Alten Arresthaus Premiere.

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„Hundert Prozent Goethe“ verspricht der Regisseur, der während der Proben viel Freude hatte: „Irre, wie sich unsere drei Herren und die Dame in dieses Material hingearbeitet haben.“ Die alte Fassung sei gut verständlich, es sei nicht mit einer überladenen Sprache wie bei Faust I zu rechnen.

Worum dreht sich der Stoff? Schlicht um die Achterbahnfahrten, auf die einen das Leben schickt. Mal ist man ganz oben, dann zieht es einen runter. „Heute würde man von Burn-out oder Depression sprechen, aber dies wird nicht in negativer Form dargebracht“, erläutert der Regisseur. Vielmehr führe die Erkenntnis dazu, dass der Gepeinigte sich bewegen müsse. „Quasi raus aus seiner Komfortzone, in dem Fall beschwört er die Geister“, sagt Clausen, für den es die erste Inszenierung in Mayen ist.

Das Tragische: Der Weg zur Besserung geht zulasten eines anderen Menschen, was verwerflich ist. Ein ständiger Perspektivwechsel führt dazu, dass sich jeder in diese Opferrolle versetzen kann: Alle vier Akteure auf der Bühne spielen alle Figuren im Urfaust. Gleichzeitig ist der Urfaust der Auftakt zur Reihe „Transit“. Was dahinter steckt, hat Intendant Alexander May so beschrieben: „Es geht darum, Klassiker aus einem Depot, einer Truhe, ans Tageslicht zu bringen und sich zu fragen: Was kann das Stück uns heute sagen?“ Goethe ist dabei in guter Gesellschaft mit Shakespeare und Schiller, die folgen sollen. Zurück zum Urfaust: Martin Clausen macht Appetit auf das selten gespielte Stück: „Es passiert viel, es gibt emotionale Punkte und sogar eine tiefe Stelle, bei der ich mal hin und wieder ein Tränchen vergieße.“

Urfaust, zwei mal 35 Minuten (mit Pause), Altes Arresthaus, bis 14. August, wenige Resttickets für die Premiere gibt es noch an der Abendkasse.

Von Thomas Brost

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