Bei Pop-up-Radwegen handelt es sich um Schutzstreifen für Radfahrer, die auf der Breiten Straße zwischen den Kreisverkehren am Johannesplatz und am Wasserturm testweise markiert werden sollen. In den darauffolgenden Monaten will man dann Erfahrungen mit der neuen Verkehrsregelung sammeln, die dann in die Planungen für den mittelfristig fälligen Straßenausbau einfließen sollen.
Die Verwaltung hatte für die Sitzung eine vorläufige Planung erarbeitet: Demnach verläuft der Schutzstreifen vom Kreisverkehr am Wasserturm in Richtung Johannesplatz auf der Fahrbahn links an den dort parkenden Autos vorbei. In Gegenrichtung entsteht entlang des Schulzentrums ebenfalls ein Schutzstreifen für Radfahrer. Um dafür Raum zu schaffen, fallen 35 Parkplätze weg.
Zwischen den beidseitigen Schutzstreifen bleibt eine fünf Meter breite Fahrbahn ohne Mittelstreifen frei – ähnlich der Gestaltung zahlreicher Straßen in den Niederlanden. Autofahrer dürfen die Radfahrerschutzstreifen nur überfahren, um dem Gegenverkehr auszuweichen und sofern Radfahrer dadurch nicht gefährdet werden. In dem Bereich zwischen Johannesplatz und Wasserturm soll zudem künftig Tempo 30 gelten. Kritiker des Vorhabens meldeten Bedenken im Hinblick auf die zwischen Johannesplatz und Karlstraße wegfallenden Parkflächen an: „In diesem Bereich befinden sich viele Ärzte und Dienstleister, die auch mit dem Auto erreicht werden müssen“, sagte Barbara Summerer (CDU).
Ihr Fraktionskollege Johannes Ahsenmacher bezweifelte indes, dass sich die Sicherheit der Radfahrer durch die Maßnahme verbessert: „Der Schutzstreifen verläuft auf Höhe der Post an den rückwärts ausparkenden Autos vorbei. Das ist lebensgefährlich!“ Oberbürgermeister Achim Hütten wies diese Kritik zurück. Schließlich müssten Radfahrer auch heute viele Bereiche in Andernach passieren, in denen sie Gefahr laufen, von ausparkenden Autofahrern übersehen zu werden. Dass es manche Autofahrer an der nötigen Umsicht fehlen lassen, dürfe kein Argument dafür sein, jetzt die Hände in den Schoß zu legen: „Ein bisschen was müssen wir doch machen. Sonst zeigen wir: Eigentlich wollen wir gar nicht.“
Um die Parksituation auf dem Abschnitt zwischen dem Johannesplatz und der Einmündung in die Karlstraße zu entzerren, schlug die Verwaltung vor, in diesem Bereich auf eine Markierung von Schutzstreifen zu verzichten. Aus Richtung Wasserturm kommend soll der Radverkehr ohnehin nach rechts über den Kurfürstendamm am Bahnhof vorbeigeführt werden.
Martin Esser (AfD) kritisierte die geplante Einrichtung der Schutzstreifen als überstürzt: „Ist es erforderlich, vor dem Ausbau der Breiten Straße solche Kosten zu erzeugen?“ Man plane bei der kurzfristigen Umgestaltung des Straßenraums nicht mit baulichen Maßnahmen, erwiderte Hütten. Es gehe lediglich darum, Markierungen aufzubringen und eine entsprechende Beschilderung aufzustellen. Die Kosten in Höhe von maximal 10.000 Euro finanziere man aus dem Topf für Straßenunterhaltungsmaßnahmen.
Viel Zuspruch für die Pop-up-Radwege gab es indes seitens SPD, FWG und Grünen. „Wir sollten voranschreiten und eine Zwischenlösung finden“, erklärte Jens Groh (SPD). Bis zum geplanten Straßenausbau werde es schließlich noch einige Jahre dauern.
„Es ist Zeit, dass man auch handelt und nicht nur schwätzt“, pflichtete Hartmut Dressel (FWG), dessen Fraktion die Schaffung von Pop-up-Radwegen vorgeschlagen hatte, ihm bei. Christoph Henrichsen (Grüne) hätte sich sogar noch weitergehende Maßnahmen für eine verbesserte Erreichbarkeit des Schulzentrum mit dem Rad gewünscht: „Das ist ein Kompromiss, der aber deutliche Verbesserungen für Radfahrer, Fußgänger und Schüler mit sich bringt.“
In der Stadtratssitzung am kommenden Donnerstag, 29. April, 18 Uhr, will man abschließend über die Planungen beraten und einen Beschluss über die Umgestaltung treffen. Im Planungsausschuss sprach sich die überwiegende Mehrheit bei einer Enthaltung für die Markierung der Fahrradschutzstreifen aus.