Die Firma Brohl Wellpappe besucht regelmäßig gute Geschäftspartner in der Region. Und zwar mit Kind und Kegel – zur Geschäftsführung gesellen sich Partner, Kinder und Enkelkinder. Mittlerweile ist neben der siebten auch schon die achte Generation am Start. Seit dem ersten Tag der Firma Plastipak in Mendig ist Brohl Wellpappe der Lieferant des Unternehmens, sagt Sebastian Rupprecht, der Operations Manager, bei einem Treffen der beiden Firmen. Beide Seiten hatten bei diesem Erfolg versprechende Informationen im Gepäck.
Wie sieht das Portfolio von Plastipak aus?
Als sich die Firma Plastipak (vormals Continental PET) 1989 im Mendiger Industrie- und Gewerbegebiet niedergelassen hat, produzierte sie zunächst „ausschließlich und exklusiv“ für Coca-Cola, wie Sebastian Rupprecht den Gästen verdeutlichte. „Das Mendiger Werk war der erste weltweite Standort zur Herstellung von PET-Mehrweggetränkeflaschen. Im Laufe der Zeit haben wir viele verschiedene Anwendungsbereiche für PET-Verpackungen erschlossen“, betont Rupprecht.
Alles, was an Softdrinks, Fruchtsäften, Wasser bis hin zu Alkohol in PET-Flaschen abgefüllt wird, spiegelt die Produktpalette wider – ein Mix aus Mehrweg und Einweg, zu 100 Prozent PET. So produziert Plastipak 240 Millionen Behälter im Jahr, darunter sind 93 Millionen wiederbefüllbare Mehrwegflaschen. Produziert wird 24/7 an 360 Tagen im Jahr, und das mit 75 Mitarbeitern in vier Produktions- und Lagerhallen auf einer Fläche von 4 mal 3600 Quadratmetern.
„Wir wollen und werden weiterwachsen und den Standort positiv entwickeln“, so lautet der Anspruch von Plastipak. Das Ziel: 290 Millionen Container in diesem Jahr – eine Steigerung des Produktionsvolumens von mehr als zehn Prozent. Seit 2015 gehört das Mendiger Werk zum Familienunternehmen Plastipak mit Sitz in Plymouth, Michigan (USA).
Wer sind heute die Kunden von Plastipak?
„Wir haben im Laufe der Jahre die Abhängigkeit vom Wetter und damit die saisonalen Schwankungen reduziert“, erklärt der Technical Director Europe, Stefan Münch, und spielt darauf an, dass man dank eines signifikant erweiterten Produktportfolios und eines großen Kundenstammes die Abhängigkeit von Flaschen für Mineralwasser und Softgetränke „verringern“ konnte. Zu den größten Kunden zählen die Genossenschaft Deutscher Brunnen (GDB) in Bonn, Coca-Cola Europacific Partners (CCEP), Gerolsteiner Brunnen, die Milchwerke Mittelelbe („Elb-Milch“) in Stendal, Omega Pharma (Herrenberg), und Gebrüder Bagusat GmbH (Geretsried bei München).
Inzwischen ist die Technologie bei Plastipak und den Anwendern so weit fortgeschritten, dass die bei Plastipak produzierten gewichtsreduzierten Mehrwegflaschen nachweislich etwa 20 Mal wiederverwendet werden. Es werden neun Produktionslinien betrieben, eine weitere befindet sich in der Inbetriebnahme. Was Kunden an Plastipak schätzen, bringt Stefan Münch so auf den Punkt: „Als führender Hersteller von PET-Verpackungen bieten wir eine umfangreiche Produktentwicklung, Nachhaltigkeitslösungen und robuste Fertigungssysteme, die eine zuverlässige Versorgung mit gleichbleibend hoher Qualität gewährleisten.“
Neue Regelungen als Herausforderung
Der Markt für Kunststoffverpackungen sei „in Bewegung“, weil von der Europäischen Union aktuell neue Regularien zur Verwendung von Kunststoffen in Arbeit und angekündigt seien. So müsse man die Unternehmensstrategie permanent überprüfen und gegebenenfalls anpassen, man sei aber sehr positiv, da Plastipak im Bereich Recycling, Mehrweg und Nachhaltigkeit im Allgemeinen bereits heute sehr gut positioniert sei. So betrage der durchschnittliche Recyclatanteil von Plastipak PET-Verpackungen in Europa schon heute 32 Prozent (36 im Jahr 2025) gegenüber einer Forderung der Gesetzgebung von 25 Prozent fürs nächste Jahr.
Im Übrigen sei die Prozentquote an Rückläufern in Deutschland mit weit mehr als 90 Prozent sehr hoch. In Frankreich und Spanien liegen die Quoten bisher eher im Bereich von 50 bis 60 Prozent. Plastipak gehöre mit einer Kapazität von 150.000 Jahrestonnen zu den größten mechanischen PET-Recyclern in Europa. Das europäische Entwicklungszentrum von Plastipak befindet sich in Belgien. Von dort werden auch die Flaschenentwicklungen für den Standort in Mendig unterstützt.
Wie kommt die Firma Brohl Wellpappe ins Spiel?
Auf einem Foto mit Blick in die Fertigung wird deutlich: Die vielen Paletten mit Behältern werden mit Kartonagen in diversen Größen und Ausprägungen von Brohl Wellpappe verpackt. „Sie sind der Exklusivlieferant für alle Kartonagen in Mendig“, betont Stefan Münch.
Das Familienunternehmen Brohl Wellpappe, 1778 gegründet, hat seinen Hauptsitz in Mayen. Insgesamt verfügt das Unternehmen über acht Standorte in Deutschland und den Niederlanden. Zu seinem Portfolio zählen Verpackungen und Displays aus Voll- und Wellpappe aller Art, von Weinverpackungen über Shelf-Ready und E-Commerce-Verpackungen bis hin zu Transportverpackungen und POS-Displays. „Wir haben mit den meisten unserer Kunden und Lieferanten eine mehr als zehnjährige Beziehung“, legt Friederike Boltersdorf aus der Geschäftsleitung ein Bekenntnis zu nachhaltigen Firmenbeziehungen ab. Die Verbindung zwischen beiden Unternehmen sei stark, dies bekannte auch der Plastipak-Einkaufsleiter Stephan Fingerhut.
Wir haben mit den meisten unserer Kunden und Lieferanten eine mehr als zehnjährige Beziehung.
Friederike Boltersdorf
Im eigenen Haus setzt Brohl Wellpappe auf „eine sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren Mitarbeitern“, so Geschäftsführerin Klara Boltersdorf. Die 700 Mitarbeiter, darunter 28 Azubis, können stille Teilhaber mit „attraktiver Verzinsung und in sehr rentabler Weise“ werden. Die durchschnittliche Zugehörigkeit der Mitarbeiter zum Unternehmen beträgt 21 Jahre. Das Unternehmen hatte 2023 128 Millionen Euro Umsatz. Das Werk auf 34.000 Quadratmeter in Mayen ist einer der modernsten Betriebe der deutschen Wellpappenindustrie.
Zuletzt, im vorigen Jahr, kaufte man die frühere Ontex-Niederlassung in Mayen, deren 22.000 Quadratmeter dienen vornehmlich als Lager. Nach gut zwei Stunden kurzweiligen Austauschs lud die Firmenleitung von Brohl Wellpappe den Geschäftspartner zum Gegenbesuch ein.