Rückblick: Der bis 2019 gepflegte Brauch des alljährlichen Silvesterritts stellte im Bistum Trier und im Kreis Mayen-Koblenz etwas ganz Besonderes dar. Einer Legende nach soll Papst Silvester auf dem Weg von Rom nach Trier durch Hausen geritten sein. Dabei hatte sein Pferd ein Hufeisen verloren. Das Kirchenoberhaupt wurde später sogar zum Schutzpatron der Pfarrkirche.
Corona-bedingt erfolgte zuletzt vor drei Jahren in Erinnerung an Papst Silvester die Segnung von Ross und Reiter. Seit 700 Jahren wird diese Tradition in Hausen gepflegt. Allerdings war die Resonanz mit nur 27 Pferden wesentlich geringer als in den Jahren zuvor.
Ein Grund hierfür war nach Aussage einiger Pferdebesitzer, mit denen unsere Zeitung gesprochen hatte, wohl der Ausbruch des sogenannten Pferde-Herpes-Virus in Nordrhein-Westfalen und somit die Angst vor einer Ansteckung. In den Jahren 2020 und 2021 gab es Corona bedingt keine Pferdesegnung und auch in diesem Jahr müssen Pferdeliebhaber darauf verzichten.
Warum das so ist, erklärt Dekan Jörg Schuh. „Der Silvesterritt wurde meines Wissens in den Jahren vor Corona hauptsächlich von den Ehrenamtlichen vor Ort in Hausen organisiert und vorbereitet. Wir waren schon letztes Jahr im Gespräch darüber, ob wir nicht schon 2021 die unterbrochene Tradition wieder aufnehmen können, haben uns wegen der Corona-Situation seinerzeit aber bewusst dagegen entschieden.“
Für dieses Jahr habe er im September mit einem bislang federführenden Mitglied des Verwaltungsrats diesbezüglich telefoniert. „Die Rückmeldung aus dem Verwaltungsrat war sehr verhalten, aber aus dem pastoralen Kreis wollte man den Silvesterritt angehen.“
Mehrheit spricht sich gegen Ausführung aus
Ende Oktober und Anfang November habe es positive Signale von den Hausener Mitgliedern des Pfarreienrats gegeben. „Das Thema wurde bei einer Sitzung des Fördervereins St. Silvester Hausen Anfang November angesprochen, bei der sich dann die Mehrheit der Anwesenden gegen die diesjährige Durchführung ausgesprochen hat“, so Pastor Schuh.
An dieser Sitzung habe er allerdings nicht teilgenommen. „Die Ehrenamtlichen hatten vor allem Haftungsfragen vor Augen, die ihnen nicht klar genug geklärt waren. In den Jahren vor Corona muss wohl, so habe er es verstanden, „deutlich geworden sein, wie schnell es zu gefährlichen Situationen kommen kann, gerade wenn Kinder und Pferde zusammen kommen.“
Ohne ehrenamtliches Engagement geht es nicht
Die Perspektive des Kirchenmanns ist es: „Der Silvesterritt ist eine Tradition, die seit 1337 urkundlich belegt ist. Ich möchte diese Tradition fortführen, kann es aber nicht ohne das ehrenamtliche Engagement vor Ort. Die Fragen, die die Ehrenamtlichen aufgeworfen haben, konnten in der Kürze der verbleibenden Zeit nicht geklärt werden.“ Er halte es aber für richtig und wichtig, diese Fragen sehr ernst zu nehmen und gut zu besprechen.
„Daher werden wir uns in Hausen zeitnah im neuen Jahr zusammensetzen und auf mögliche Kooperationspartner zugehen, um eine Lösung zu finden, wie der Silvesterritt 2023 wieder stattfinden kann.“ Der Ortsvorsteher von Hausen, Karl Josef Weber, habe bereits signalisiert, dass er mit daran arbeiten möchte, dass der Silvesterritt wieder möglich wird.
Schuh hofft auf ledigliche Unterbrechung
So hofft Schuh, „dass die Tradition des Silvesterritts lediglich unterbrochen ist. Wenn ich recht informiert bin, war die letzte längere Unterbrechung im Zweiten Weltkrieg. Man darf die Katastrophe des Krieges nicht mit der Corona-Pandemie vergleichen, aber auch damals hat es eine Zeit gebraucht, bis die Tradition wieder aufgenommen werden konnte.“