Hygienehersteller soll in Mayen bis zu 200 Arbeitsplätze aufgeben - Konzernleitung hält sich über Hintergrund der Pläne bedeckt
Ontex will viele Stellen abbauen: Hygienehersteller soll in Mayen bis zu 200 Arbeitsplätze aufgeben
Gehen im Ontex-Werk im Mayener Tal auf absehbare Zeit alle Lichter aus? Nach dem Kahlschlag, den die Firmenleitung am Freitag in einer Betriebsversammlung in Ochtendung bekannt gegeben hat, ist dies nicht mehr auszuschließen. Foto: Ontex
Ontex

Mayen. Gravierende Veränderungen stehen offenbar einem der größten Arbeitgeber in der Stadt Mayen ins Haus. Beim Hygienehersteller Ontex, der im Industriegebiet „Mayener Tal“ mehr als 750 Arbeitsplätze unterhält, sollen Jobs in größerem Stil abgebaut werden. Die Werkleiterin Ulla Budday dementiert diesen Personalabbau nicht, zum Thema hat es am Freitag eine Betriebsversammlung in Mayen gegeben. „Wir haben unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen über die beabsichtigte Personalanpassung am Standort Mayen informiert“, sagt Budday, die seit 2009 im Amt ist.

„Unsere wertvollste Stärke sind unsere Arbeitnehmer, von denen jeder die Möglichkeit und Freiheit hat, zu unserer Erfolgsgeschichte beizutragen.“ Dies steht auf der Webseite von Ontex Mayen zu lesen. Der Hersteller von Hygieneprodukten – insbesondere werden am Standort Mayen Babywindeln und -pants produziert – soll nach zuverlässigen Quellen zwischen 150 und 200 Arbeitsplätzen abbauen wollen. Hintergrund, so sagt Maarten Verbanck, Sprecher der Konzernleitung im belgischen Aalst auf RZ-Anfrage, seien „Schwankungen in der Nachfrage nach Hygieneprodukten“.

Umso überraschender kommt der Einschnitt, weil Ontex erst im Herbst 2019 angekündigt hatte, eine neue Produktlinie in Mayen etablieren zu wollen, weil die Kapazitäten im Werk Großpostwitz (Sachsen) erschöpft seien. Durch die Herstellung von Tampons sollten in Mayen bis zu 90 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt werden. Dafür wollte der Konzern, der weltweit auf fünf Kontinenten etwa 10.000 Mitarbeiter an 19 Standorten beschäftigt, mindestens 3 Millionen Euro in die Hand nehmen. In der Planungsphase vor Beginn der Pandemie war davon ausgegangen worden, dass die zusätzliche Produktion Ende ergangenen Jahres im Schichtbetrieb an sieben Tagen pro Woche anlaufen sollte. Jetzt kommt alles anders. Offenbar ist das Tamponage-Werk betroffen. Hat das Streichkonzert auch Auswirkungen auf den Standort Mayen? Das sei nicht abzusehen, sagt Konzernsprecher Verbanck: „Derzeit gibt es hierzu keine weiteren Pläne.“ Eingeschaltet hat sich auch die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). Sie will, so Gewerkschaftsbetreuer Tobias Paulus, darauf dringen, dass möglichst wenig Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren und dass der Standort gesichert werde. „Beides hat oberste Priorität“, betont Tobias Paulus.

Das Mayener Werk ist bislang der größte Windelproduzent der Ontex-Gruppe gewesen. Jährlich werden dort rund 3,5 Milliarden Windeln und Pants hergestellt. Außerdem befindet sich dort die Forschungs- und Entwicklungsabteilung für die Produktentwicklung in der Kategorie Babywindeln und -pants.

Wie Werkleiterin Ulla Budday erläutert, würden die Sozialpartner in Mayen und das lokale Management-Team „nun bestmögliche Lösungen für alle Parteien besprechen“. Es habe ein „erstes, konstruktives Treffen“ mit dem Betriebsrat gegeben, ergänzt Konzernsprecher Verbanck. Und: „Wir sind zuversichtlich, dass wir gemeinsam zeitnah gute Lösungen finden können.“

Von unserem Chefreporter Thomas Brost

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