Keine Veranstaltungen in Sicht, aber Mendiger Unternehmer nutzt Krisenzeit sinnvoll
Null Einnahmen: Wie Mendiger Firmenchef den Kopf über Wasser hält
Trotz völligen Einnahmeausfalls hat Daniel Ebke dieses Projekt gestemmt: den Bau einer neuen Halle im Gewerbegebiet Mendig. Foto: Thomas Brost
Thomas Brost

Mendig. Vor einem Jahr stand Daniel Ebke am Beginn einer Krise, von der er hoffte, dass sie 2021 ihr Ende finden werde. Null Euro Umsatz erwirtschaftete der junge Unternehmer in den ersten Wellen der Pandemie – und machte sich selbst Mut, indem er ein ehrgeiziges Projekt anschob: den Neubau einer großräumigen Firmenzentrale mit Lager, Konferenzraum und Bar. Da ahnte Ebke noch nicht, dass auch die Saison 2021 für die Katz sein würde – sein Equipment für Veranstaltungstechnik wird – auch aufgrund der Corona-Auflagen – nur ganz selten benötigt. „Der Terminkalender für 2021 ist praktisch tot“, sagt er. Wie hält Ebke seine Firma über Wasser?

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Eines fällt gleich auf, wenn man mit Ebke spricht: Er hat seine Zuversicht nicht verloren. Im März 2020 sagte er, dass seine Firma noch fünf Monate ohne einen Cent an Einnahmen durchhalten könne. Gut ein Jahr später hat sich die Lage kaum verbessert – es werden nur kleine Events gebucht, die großen Einnahmebringer wie Rock am Ring oder Nature One fehlen. „Wir haben die Zeit aber gut genutzt“, sagt Ebke und spricht an, dass er zum einen kostenlos Ausrüstung für Testzelte und Fieberambulanzen bereitgestellt hat. Eine viel beachtete Aktion – so 98.000 Kontakte über die Onlineplattform Facebook zustande. „Die Benefizgeschichte hat Wellen geschlagen, das sehe ich auch als Investition in die Zukunft.“ Zwar habe die Firma kein Geld verdienst, aber, so Ebke, „diese Ungewissheit hat viele getroffen“.

Überbrückt hat er die Zeit seit März 2020 mit einem Projekt, das seit Langem bei ihm auf der Tagesordnung stand: dem Bau einer neuen Halle – geräumiger als die alte. Entstanden ist ein Gebäude auf 1225 Quadratmetern Grundfläche, davon sind 850 Quadratmeter ein modernes Hochregallager mit einer Höhe von 7 Metern. Davon abgetrennt ist ein Tagungs- und Konferenzraum mit Empfangsbar. Ebke und seine beiden Mitarbeiter entdeckten ihre handwerklichen Fähigkeiten, vom Mauern über die Elektrik und die Böden machten sie vieles selbst. „Anfangs machte ich mir meine Gedanken, ob der Staat uns in der Krise hilft“, erinnert sich Ebke. Das war ein Faktor, der andere: Seine Firma hat gut gewirtschaftet und Rücklagen gebildet, damit die Investition gestemmt werden konnte. „Wir hatten auch einfach viel Spaß dabei und waren voll beschäftigt.“ Besser als in der Pandemie Däumchen drehen oder negativen Gedanken nachhängen.

Geschäftlich hat sich dann aber dennoch etwas getan, wenn dies auch nur ein kleiner Neuanfang ist. Ebkes Firma hat im Rennsport ein Geschäftsfeld entdeckt, beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring war sie hautnah bei einem Rennstall dabei. „Wir sind dankbar, dass wir so unterstützt werden. Wir haben uns als externer Dienstleister sofort integriert geführt.“ Ein zartes Pflänzlein.

Der Politik stellt Ebke ein positives Zeugnis mit kleinen Kratzern aus. So hätten die November- und Dezember-Hilfen ansatzlos funktioniert. „Der Staat hat keinen schlechten Job gemacht.“ Einzig die fehlende Öffnungsperspektive in den Planungen des Staates nerven. „Die Veranstaltungsbranche ist gar nicht erwähnt worden.“ Sie existierten keine verbindlichen Aussagen, wann es mit Events weitergehen darf. Und alles andere, auch Streaming, ist nichts für Ebke: „Wir sind Live-Bühne, wollen die Massen begeistern und den Leuten bei Festivals ein Lächeln aufs Gesicht zaubern.“

Die gesamte Branche hat es zwar hart erwischt, aber die Lieferketten sind nicht unterbrochen. Es habe zwar bei Zulieferern Insolvenzen gegeben, aber seine Kundschaft habe überwiegend von der Staatshilfe profitiert. Was Probleme bereitet, ist – ähnlich wie in der Bauindustrie – die Knappheit an neuem Material.

Erste Anfragen sind für 2022 eingetrudelt, der Veranstaltungsprofi hofft, dass vom 1. Januar an alles wieder möglich sein wird, auch Großveranstaltungen. „Das muss auch endlich kommen und funktionieren.“ Aber erst wenn der erste Lkw rollt, glaubt Daniel Ebke an das Ende seiner langen Durststrecke.

Von unserem Chefreporter Thomas Brost

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