Zu diesem Zeitpunkt war die 32-Jährige im dritten und letzten Ausbildungsjahr ihres Modedesignstudiums. Dieses Jahr hat Vanessa Becker im Sommer ihr Studium mit „Cento/centensimi (100/100) e lode“, was einer „Eins plus“ entspricht, abgeschlossen. Dieser Abschluss war mit der Teilnahme an der „Fashion Graduate Italia“ in Mailand verbunden. Hier wurden die Modelle der gesamten Abschlussklasse der Modeschule „Next Fashion School by Carla Secoli“ mit Sitz in Bologna durch professionelle Mannequins vorgeführt, berichtet Vanessa Becker. Sie präsentierte fünf kreierte Modelle.
Für ihre Eltern, die im November nach Base Milano, dem Zentrum der Mode, reisten, war es, wie ihr Vater Werner Becker unserer Zeitung berichtet, äußerst interessant, zu sehen, welche Arbeit dahintersteckt. Und was sagt die junge Modeschöpferin aus der Pellenz zu ihrem Erfolg? „Nach so viel Arbeit, Höhen und Tiefen endlich die eigene Kollektion an professionellen Models zu sehen, ist eine unbeschreibliche Emotion. Das schönste Gefühl war es, als mein ausgesuchtes Lied für die Show spielte, mein erstes Model raus auf den Laufsteg ging und ich das aus dem Backstagebereich beobachten konnte. Es war eine riesige Erleichterung.“
“Vogue" veröffentliche Modelle
Mittlerweile sind die Modelle von Vanessa Becker in verschiedenen Modezeitschriften veröffentlicht worden, unter anderem in der „Falcon“ und in der italienischen Ausgabe der „Vogue“. Seither erhält Vanessa Becker laufend Nachfragen von Journalisten und Fotografen.
Einen weiteren Modecontest bei TFP-Talents, für den sie sich im November mit ihren Modellen ganz spontan beworben hatte, landete sie wieder auf Platz eins. Sie gilt nun als Designerin des Monats Dezember. „Bis ein Kleidungsstück oder besser gesagt ein komplettes Outfit reif ist für eine Modenschau, gibt es etliche Stufen, die es zu erarbeiten gibt“, berichtet Becker. Alles beginnt mit einer Inspiration, einer oder mehreren Ideen, die auf einem „Moodboard“ gesammelt werden.
Kreativer Prozess ist komplex
Diese Ideen und Inspirationen werden auch schriftlich durch Schlüsselwörter oder ein Konzept, eine Message, festgehalten, die der Designer durch seine Kollektion an andere Menschen weitergeben kann. „Es ist eine Möglichkeit seine ganze Kreativität rauszulassen.“ An die kreative Wand, an das sogenannte Moodboard, kommen die ersten Skizzen, die Stoffe und Farbwahlen. Zudem werden die ersten Stoffmusterideen mit einem Zeichenprogramm, Adobe Photoshop oder Illustrator hergestellt. Wenn nun aus den ersten Skizzen und Ideen die definitiven Zeichnungen aussortiert werden, wird für jedes Outfit ein technisches Datenblatt angefertigt, wo alle Details jedes Kleidungsstücks erklärt und beschrieben werden, ebenso wie Farbe und Stoffwahl.
Der komplette Ablauf bis zur Fertigstellung eines solchen Kleidungsstücks ist äußerst komplex. Soviel sei jedoch verraten: „Die ersten Musterproben werden auf Seidenpapier und/oder auf Leinwand an der Schneiderpuppe anprobiert, wenn nötig so oft, bis das Modell perfekt sitzt. Wenn am Ende alles fertiggestellt ist, muss die Musik für die eigene Show ausgesucht und bereitgestellt werden. Außerdem gibt es im Vorfeld einen Termin für ein Fitting. Hierunter versteht man die Anprobe der Modekollektion vor einer Show oder einem Shooting, so hat man die Möglichkeit die letzten Makel zu entfernen“, erklärt Becker.
Mode soll dem Planeten helfen
Die Botschaft, die sie durch ihre Kollektion vermitteln möchte, heißt „Reset-Mode“ – Mode, die dem Planeten hilft. „In meinem Konzept möchte ich mich an die Vergangenheit erinnern, als die Welt gesünder war, als noch draußen im Freien gespielt wurde und als die Luft, die man einatmete, noch sauber war. Meine Idee ist es, auf den Resetknopf zu drücken und noch mal von vorn anzufangen, die Vorteile zu nutzen, die uns die Natur schenkt und diese zum Regenerieren zu nutzen, die Ursachen der Probleme anzugehen. Auszuprobieren, ob Modewelt und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können, um so ideale Kleidungsstücke zu schaffen und Looks erstellen zu können, die zeitgemäß und austauschbar untereinander sind. Also Kleidungsstücke aus einem Mix an Materialien, recycelte Materialien, die die Seele erhellen. Kleider mit den Farben der Erde und des Himmels“, so die Designerin.
Die Investition in Forschung und Entwicklung sei von grundlegender Bedeutung. „Heute mehr denn je ist es wichtig, normgerechte Qualität zu erhalten.“ Ziel sei es, Garne von ausgezeichneter technischer Qualität zu erhalten, mit Struktur und auf der Höhe der aktuellen Trends, aus 100 Prozent recyceltem oder 100 Prozent natürlichem Material.
Mix aus Food und Fashion als Ziel
Vanessa Beckers Ziel und ihr größter Wunsch wäre es, sich etwas Eigenes aufzubauen. Auch in Verbindung mit dem Lokal, das ihr Mann betreibt. „Schön wäre ein Mix aus Food und Fashion, wie es uns in großen Städten wie Mailand oder Florenz schon vorgemacht wird. Ein Modegeschäft mit einem Lokal zu verbinden, wo ich meine Kreationen verkaufen kann und gleichzeitig einen Ort zu erschaffen, wo die Menschen von schönen Sachen umgeben sind und sich gleichzeitig verwöhnen lassen können.“
Aber das stehe noch in den Sternen. Erst mal konzentriert sich Vanessa Becker auf die kommenden Monate, in denen eine zweite Modenschau sowie Shootings in Zusammenarbeit mit Stylisten stattfinden, die an ihrer Kollektion interessiert sind.