Das mit dem Élysée-Vertrag verfolgte Ziel, die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich nicht nur durch enge politische Zusammenarbeit, sondern insbesondere durch die Zivilgesellschaft zu stärken, wird in Nickenich seit mittlerweile 50 Jahren mit Leben erfüllt. Durch die Partnerschaft zwischen Nickenich und dem 30 Kilometer von Versailles entfernten Ort Montfort-l’Amaury haben sich freundschaftliche Beziehungen entwickelt, die seit Jahrzehnten lebendig gestaltet werden.
Auch wenn die Gemeindepartnerschaft unter der Corona-Zwangspause etwas gelitten hat, wird auf Einladung des Freundeskreises Nickenich – Montfort-l’Amaury das Jubiläum in Nickenich Ende Mai gebührend gefeiert. Nachdem 2023 lediglich eine kleine Gruppe von Nickenich aus ins 530 Kilometer entfernte Montfort-l’Amaury gefahren ist, steht nun der Gegenbesuch in der Pellenz an, dem beide Seiten entgegenfiebern.

Am Donnerstag, 29. Mai, wird eine rund 30-köpfige Delegation, die die deutsch-französische Freundschaft lebt, erwartet. Nach einem Empfang verbringen die Gäste den Abend in den Gastfamilien. Am Freitag, 30. Mai, gibt es eine Busfahrt nach Koblenz, eine Schiffstour nach Braubach sowie ein Essen im Winzerkeller Philippsburg. Abends wird der Tag im Rittersaal bei Thomas Müller in Nickenich ausklingen.
Am Samstag stehen eine Führung in Maria Laach sowie ein Festkommers in der Pellenzhalle mit musikalischer Unterhaltung auf dem Programm. An diesem wird auch der Musikverein Harmonie der französischen Partnergemeinde mitwirken. Zu der Festveranstaltung ist auch die Bevölkerung eingeladen.
Feierlicher Gottesdienst auf Deutsch und Französisch geplant
Ehe die Gäste am Sonntag ihre Heimreise antreten, feiert Pastor Norbert Missong im Pellenzdom in deutscher und französischer Sprache einen feierlichen Gottesdienst. Zudem wird, falls die Gäste das möchten, das Grab von Gottfried Busch, dem verstorbenen Bürgermeister von Nickenich, besucht. „Er war 2018 zum letzten Mal mit in Frankreich“, berichtet Christine Schneichel-Gräf, seit 1999 Schriftführerin des Freundeskreises. Nach einem anschließenden Empfang und Aperitif im Pfarrheim werden die französischen Freunde verabschiedet.
Zuvor erhalten sie einen Jubiläumsschirm sowie einen Karnevalsorden, der an das Jubiläum erinnert. „Neben dem Festwochenende ist auch der jährliche Jugendaustausch geplant“, berichten Ortsbürgermeister Detlev Leersch, Christine Schneichel-Gräf und Hans-Egon Schwarz, langjähriges Gemeinderatsmitglied. „Uns fehlt für die Jugendlichen allerdings noch ein Betreuer.“ In den vergangenen 50 Jahren fanden Besuche auf privater und auch offizieller Ebene statt. Sie halfen, Vorurteile auf beiden Seiten abzubauen.

Zum 25-jährigen Jubiläum der Freundschaft wurde ein Europabaum in Montfort gepflanzt. Zum 40-jährigen Jubiläum wurde die Glockengießerei in Maria Laach besucht. Das Gastgeschenk in Form einer Glocke wurde nach einem gemeinsamen Gebet gegossen. Unter dem Motto „Wir säen Freundschaft, und die Partnerschaft blüht auf“ nahmen die Freunde aus Frankreich auch öfters an den Fastnachtsveranstaltungen und Weihnachtsmärkten teil.
Ein besonderer Glanzpunkt in der Geschichte war ein Benefizlauf von Nickenich nach Frankreich im Jahr 1989. Hierbei konnte der örtliche LST-Club weit über 20.000 Mark an Spenden erzielen. Startpunkt des Laufs, dessen Erlös einem SOS-Kinderdorf in der Bundesrepublik und einem in Frankreich zugutekam, war die Gemeindeverwaltung. Sie war mit einer deutschen und einer französischen Nationalflagge geschmückt. Ein Alleinunterhalter spielte auf, und die rund 150 Schüler der Grundschule schwenkten deutsche und französische Fähnchen. Schräg gegenüber des Verwaltungsgebäudes in der Kirchstraße hatte der LST-Club sogar ein Modell des Eiffelturms aufgestellt. Die Hälfte des Spendenbetrags wurde noch während des Laufs im französischen SOS-Kinderdorf Plaisier – es liegt in der Nähe von Montfort-l’Amaury – übergeben.

Begleitet wurden die zehn Läufer aus Nickenich von vier Begleitfahrzeugen und neun Betreuern. Der Nickenicher Ortsbürgermeister Franz Nillius wertete den Lauf als ein Zeichen dafür, wie eng der Kontakt zwischen Nickenich und dem rund 2790 Einwohner zählenden Partnerstädtchen geworden ist.
Die Idee für die Partnerschaft ging einst von Jean-Yves Malabard aus. Dieser war laut Aufzeichnungen von Johannes Andernach fasziniert von dem Gedanken einer Jumelage zwischen seinem Wohnort und einer deutschen Gemeinde. Lange bevor Malabard mit Nickenich Kontakt aufnahm, kam er schon mit seinen französischen Freunden aus Paray zu deren Treffen in den Nachbarort Kruft. Von dort aus suchte er den Kontakt mit Nickenich. Er tat dies seit 1971 zusammen mit seinem Freund Roger Adolph-Bérard, dem Mitbegründer der Krufter Partnerschaft, und unter Mitwirkung des damaligen Krufter Bürgermeister Paul-Werner Kohns.
Nickenicher genießen französische Gastfreundschaft
Ab 1972 setzte Jean-Yves Malabard die Suche nach Kontakten allein fort. Er führte einen lebhaften und umfangreichen Schriftwechsel über den Besuch einer französischen Delegation, zu dem es dann unter der Leitung des Montforter Stadtbürgermeisters Georges Labadie im Juni 1973 kam. Im Oktober des gleichen Jahres erfolgte der Gegenbesuch einer Gruppe von Gemeinderatsmitgliedern aus Nickenich mit dem damaligen Ortsbürgermeister Franz Nillius. Sie bekamen die Herzlichkeit und die französische Gastfreundschaft zu spüren.
Die Idee eines Partnerschaftsverbundes reifte. Der Verbriefung erster Teil fand vom 28. bis 30. September 1974 in Nickenich statt. Der zweite Austausch der Urkunden erfolgte bereits zwei Wochen später in Montfort-l’Amaury. Ab dem Zeitpunkt der Unterzeichnung gedieh die Partnerschaft zum Wohle beider Gemeinden und ihrer Einwohner.