Das Regenwetter lässt das große Finale in Nickenich anders enden, als ursprünglich geplant
Nickenich explosiv: Vulkanparty setzt auf Kraft der guten Laune
„Bei diesem Mistwetter muss man zwei Dinge im Gepäck haben: gute Laune und nette Leute.“ So bringt es eine Besucherin auf den Punkt.
Elvira Bell

Die "Nacht der Vulkane" endete in Nickenich anders, als ursprünglich geplant. Ein explosives Programm gab es trotz widriger Wetterbedingungen.

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Ein siebentägiger Kraftakt der „Arbeitsgemeinschaft Laacher See“ mit Alleinstellungsmerkmal, der sich mit einer enormen Vielfalt ganz deutlich von anderen abhebt, hätte am Samstag eigentlich mit großem Erfolg ein krönendes Finale finden sollen. Obwohl Schätzungen von Sarah Stein zufolge, der Geschäftsführerin des Zweckverbandes Laacher See, trotz widriger Wetterbedingungen über den ganzen Samstag verteilt immerhin etwa 1000 Besucher das Festgelände bevölkert hatten, sorgte Sebastian Busch am frühen Abend dann für eine Überraschung. Die „Nacht der Vulkane“ ging, wie der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Pellenz vor Ort und in den sozialen Netzwerken signalisierte, spontan in eine Verlängerung.

Die Veranstaltung wurde am gestrigen Sonntag ab 10 Uhr bei freiem Eintritt in einer etwas abgespeckten Version fortgesetzt. Das heißt: Für Essen und Trinken war gesorgt. Für die jüngsten Besucher gab es eine Hüpfburg und Kinderschminken.

Der Steinhauerverein Weibern bot Kindern unter fachgerechter Anleitung das Bearbeiten des Tuffsteins an.
Elvira Bell

Heute kaum mehr vorstellbar, erschütterte die Kraft des größten Vulkans Mitteleuropas vor 13.000 Jahren die hiesige Region. An die Naturgewalten, den Feuer speienden Laacher-See-Vulkan, der sich mit magmatischer Gewalt erhob und an die Ströme glühender Lava, die zu fester Basaltlava erkalteten und unsere herrliche steinreiche Landschaft formten, erinnern die Organisatoren und Macher der „Arbeitsgemeinschaft Laacher See“ mit der Kultur- und Veranstaltungswoche „Nacht der Vulkane“. Der Erfolg spricht für sich. Dank Besuchern, auch aus weiten Teilen Deutschlands, hat sich die Eventwoche, die mannigfaltige Veranstaltungen in der sagenhaften Laacher-See-Region bündelt, als Wirtschaftsfaktor längst etabliert.

Nach einem fulminanten Eröffnungskonzert im Schlosspark Burgbrohl am Sonntag vergangener Woche und einer Vielzahl von Events für alle Altersgruppen an verschiedenen Orten rund um den Laacher See, über die ganze Woche verteilt, bot die „Vulkanparty“ am Samstag in Nickenich die passende Location für den Höhepunkt der nunmehr 17. Auflage der „Nacht der Vulkane“.

Den Countdown für den krönenden, mit Licht- und Akustikspektakel gigantisch simulierten „Vulkanausbruch“ bildete ab dem frühen Samstagnachmittag ein vielfältiges Kinder- und Familienangebot, mit zahlreichen Angeboten. Tuffsteinhämmern, Basteln, Ballonkünstler, Kinderschminken sowie die Waldschule waren nur einige der angebotenen Attraktionen.

Der Bürgermeister von Nickenich Detlev Leersch (links), die Verbandsbürgermeister Johannes Bell (Brohltal), Jörg Lempertz (Mendig) und Sebastian Busch Pellenz (rechts) und Mendigs Bürgermeister Achim Grün (2. von rechts) präsentierten sich mit Laachus, dem Maskottchen der sagenhaften Laacher See Region und seines Zeichens ein schwimmender Stein.
Elvira Bell

Darüber hinaus gab es für Freunde von alten landwirtschaftlichen Schätzen, ein Traktortreffen. Auf der liebevoll gestalteten Festwiese boten zahlreiche Pavillons und kleine Zelte Schutz vor dem teils heftigen Regen. Auf Betriebstemperatur wurden die Besucher auf dem Festgelände zunächst von der, aus der Region stammenden Coverband „Die Flaschenkinder“ gebracht, ehe im Anschluss die Schlagerband „Donnerloch Boyz“ die RPR1-Bühne rockte und dem Publikum mächtig einheizte.

Die Konzerte erinnerten ein wenig an Woodstock. Das legendäre Festival ging als liebevolle Schlammschlacht in die Weltgeschichte ein. „Es ist alles eine Sache der Einstellung“, meinte eine Besucherin. Man solle bei solchem Mistwetter zwei Dinge im Gepäck haben: „Gute Laune und nette Leute.“

Herzstück der „Nacht der Vulkane“ war der simulierte Ausbruch eines Vulkans, auf den gefesselte Augenpaare gebannt blickten. Darüber hinaus gab es im Anschluss daran ein spektakuläres Abschlussfeuerwerk. Weil es unentwegt in Strömen regnete, war der Höhepunkt des Abends eine halbe Stunde vorgezogen worden.

Thomas Fischer hatte es sich mit knapp einem Dutzend seiner Mitarbeiter zur Aufgabe gemacht, mit pyrotechnischen Simulationen die extremen Kräfte des Vulkans auf spektakuläre Art und Weise zu demonstrieren und bei den Menschen eine Explosion der Gefühle auszulösen. Er lässt seit 2008, immer dann, wenn Nickenich Gastgeber der Vulkanparty ist, die Inszenierung zu einem abenteuerlichen Gemeinschaftserlebnis werden. So also auch am Samstagabend.

Pyrotechniker Thomas Fischer
Elvira Bell

Insgesamt eine Woche liefen die Vorbereitungen für das magmatische Spektakel – zunächst in Freudenstadt und dann zwei Tage in Nickenich. Wegen des Regens hatte der Inhaber des gleichnamigen Unternehmens die komplette Technik mit einer speziellen Folie eingepackt, sodass bei der computergesteuerten Schau möglichst nichts schiefgehen konnte. Diese blieb glücklicherweise von technischen Aussetzern verschont.

Während Fischer und sein Team völlig durchnässt wurden, konnten die Besucher die einmaligen Momente, die schöne Tiefe und den künstlerischen Aspekt des Vulkanausbruchs mit den vielen, mit Musik unterlegten Explosionen am Boden, mit den Bengalfeuern und den vielen Lichteffekten verfolgen. Den außergewöhnlichen kraftvollen Sound, das Grollen, Scheppern und Knallen, hatte Thomas Fischer selbst komponiert. Diese Geräusche werden in einem „natürlichen“ Vulkan erzeugt, wenn Wasser, Dampf, Gas oder Magma durch kleine Risse und Brüche im Gestein drängen.

Thomas Fischer ist Vorreiter in puncto Umweltfreundlichkeit. „Die Effekte, die bei dem getakteten Vulkanausbruch in die Luft fliegen, sind um etwa 5000 Euro teurer. Aber sie verursachen deutlich weniger CO2-Emissionen. Und wir müssen uns nicht hinterher nicht sagen lassen, wir haben die Umwelt verschmutzt.“ Der Fachmann schwärmte gerade zu vom Ort des Geschehens, einer Sandhalde im Steinbruch oberhalb der Pellenzgemeinde. „Es ist etwas ganz Besonderes.“

Nach dem imposanten Vulkanausbruch spielten die „Donnerloch Boyz“ noch einen Song. „Das Publikum wollte die Band gar nicht gehen lassen und just in dem Moment hat der Regen dann tatsächlich aufgehört“, resümiert Sarah Stein.

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