Auswanderung Arbeitskreis Geschichte legt sein drittes Buch vor
Neues Werk vom Arbeitskreis: Wie viele Kottenheimer nach Amerika gelangten
Was einige Kottenheimer nach Nordamerika geführt hat, hat der Arbeitskreis in seinem neuen Werk herausgearbeitet. Foto: Elvira Bell
Elvira Bell

Kottenheim. Der Arbeitskreis Kottenheimer Geschichte hat seine dritte Publikation „Kottenheimer Auswanderer nach Amerika (1854– 1939)“ herausgebracht. Mit dieser Schrift greift Hartmut Nagel, der das Werk federführend geschrieben hat, einen bisher wenig beachteten, aber bedeutenden Aspekt aus der Vergangenheit des Dorfes auf.

Der Arbeitskreis wurde vor drei Jahren gegründet. Einmal im Monat trifft er sich in der Begegnungsstätte. Ihm gehören Günther Kugel, Horst Schlich, Peter Koll, Hartmut Nagel, Toni Schüller und Karl Gautsche an. Das Autorenteam hat dieses Mal die Absicht verfolgt, den nach Amerika ausgewanderten Kottenheimern nachzuspüren. Es werden nicht nur Namen und andere Daten aufgelistet, sondern es wird auch einiges über den Lebensweg von Kottenheimern in der „Neuen Welt“ erzählt.

Vom 19. Jahrhundert bis in das erste Drittel des 20. Jahrhunderts gab es mehrere Wellen der Auswanderung, die auch die Menschen aus Kottenheim in die Ferne führten. „Besonders die Auswanderung nach Nordamerika war in vielen unserer Familien ein Thema“, erklärt Toni Schüller im Vorwort des kleinen Buches. „Teilweise blieb es nur bei Überlegungen, sich jenseits des Ozeans bessere Existenzmöglichkeiten zu suchen. Gleichzeitig sah man im Dorf ab 1854 fast jedes Jahr Nachbarn oder Verwandte ihren Immobilenbesitz verkaufen und zu den westeuropäischen Atlantikhäfen abreisen“, so der Kottenheimer Ehrenbürger und Altbürgermeister.

Abgesehen von einigen Familien mit Kindern waren es ledige junge Männer und Frauen, die sich in Nordamerika eine bessere Zukunft erhofften, heißt es in dem Büchlein. Diese Menschen nahmen teilweise ein erhebliches Risiko auf sich, wie etwa bei der Überquerung des Nordatlantiks in unbequemen, engen Zwischendecks von Segel- und Dampfschiffen und bei dem Bemühen, sich ohne viel Vermögen in einem fremdsprachigen Land eine neue Existenz aufzubauen. Etwa 80 Männer, Frauen und Kinder machten sich zwischen 1854 und 1914 auf den langen Weg. Nach dem Ersten Weltkrieg führten mehrere Wirtschaftskrisen und die Verfolgung von Juden und politischen Gegnern durch die Nationalsozialisten zu weiteren Auswanderungen.

Fast alle Emigranten waren Arbeiter aus der Steinindustrie oder Handwerker. Auffallend viele Kottenheimer Bürger gingen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zunächst nach St. Louis im US-Bundesstaat Missouri. Zahlenmäßig stark ist bei dieser Kettenwanderung die Familie Pickel vertreten. Als erster erreichte der 20-jährige Jakob 1854 New Orleans im Süden der USA. Er reiste dann den Mississippi aufwärts nach St. Louis. Von 100 namentlich bekannten Kottenheimer Auswanderern gingen 30 zwischen 1854 und 1881 nach St. Louis. Danach wurde Chicago das vordringliche Ziel. Zwischen 1881 und 1927 reisten 20 Kottenheimer direkt dorthin.

Nach dem Ersten Weltkrieg gab es die „Kriegsbräute“. In dem Büchlein werden acht Kottenheimer Frauen genannt, die mit Amerikanern im Rheinland die Ehe eingingen oder ihren Verlobten zur Heirat in die USA nachreisten, erklärt Nagel. Die in den USA ansässigen gebürtigen Kottenheimer blieben mit ihren in unserer Region gebliebenen Verwandten häufig in brieflicher Verbindung. Manche besuchten auch nach Jahrzehnten noch einmal ihre alte Heimat.

Von unserer Mitarbeiterin Elvira Bell

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