Es hatte viel Familiäres, als sich die Christdemokraten im Landkreis Mayen-Koblenz zu ihrem Parteitag in Miesenheim trafen. Man nahm sich in den Arm, umarmte sich, tauschte freundschaftliche Worte aus. Von kritischen Sätzen keine Spur. Dabei stand eine Weichenstellung an: 118 Frauen und Männer aus dem größten Kreisverband in Rheinland-Pfalz wählten einen neuen Kreisvorsitzenden. Mechthild Heil (63), Mitglied des Bundestags (seit 2009),gab den Vorsitz nach sieben Jahren in jüngere Hände.
Torsten Welling ist nun neuer Kreisvorsitzender der CDU MYK. Der 40 Jahre alte Diplom-Volkswirt aus dem Maifeld erhielt 101 Jastimmen, bei drei Enthaltungen und 14 Neinstimmen. „Das ist das zweitschönste Amt der CDU in Rheinland-Pfalz“, sagte Welling, der seit Mai 2021 auch Landtagsabgeordneter ist, nach seiner Wahl. Das schönste habe Landeschef Gordon Schnieder. Das war für ihn auch das Stichwort, wohin die Reise für den CDU-Kreisverband geht. Mit Blick auf die Landtagswahl in neun Monaten gehe es darum, Schnieder zum Ministerpräsidenten zu machen.
„35 Jahre SPD-Regierung sind genug“, sagte Welling. Ministerpräsident Alexander Schweitzer habe schon zwei Verfassungsklagen am Hals – und sei nur Mittelmaß. Dafür erntete Welling den ersten lang anhaltenden Applaus. Der Ochtendunger streifte Themen, die wohl im CDU-Wahlkampf landesweit eine Rolle spielen werden. Ebenfalls starken Applaus erhielt er für die Ankündigung, dass die CDU die Friedhofspflicht erhalten wolle. Es dürfe sich kein „grenzenloser Individualismus“ durchsetzen, sagte er mit Verweis auf die von der Landesregierung betriebene Liberalisierung des Bestattungsgesetzes. „Wir wollen auch dort die Werte und Tradition unserer Gesellschaft erhalten.“

Er sei sich der Herausforderung des neuen Amtes als Kreischef bewusst. Die Schwerpunkte lege er auf die Breitenentwicklung, Finanzierung und Kampagnenfähigket. „Wir wollen die führende Rolle in Mayen-Koblenz verteidigen“, sagte er. Die CDU ist nach wie vor stärkste Kraft im Kreis – hat allerdings bei den hauptamtlichen Bürgermeistern Federn gelassen: Sie stellt nur noch drei von zehn Verwaltungschefs, hat nach mehr als 50 Jahren auch den Landratsposten abgeben müssen. Dennoch: Für Welling hat der CDU-Kreisverband mit fast 3000 Mitgliedern „so viel Potenzial wie kein anderer“. Das liege daran, dass alle möglichen CDU-Vereinigungen und Verbände in der CDU MYK aktiv seien. Es komme darauf an, als wichtigste Aufgabe die Kommunikation und Koordination zu bündeln, um Potenziale auszuschöpfen. „Vor Ort liegt unsere Stärke, auch damit wir in die Breite wirken können“, betonte Welling.
„Es muss von Herzen kommen, was von Herzen wirken soll.“
Mechthild Heil, die scheidende CDU-Kreisvorsitzende
Zuvor hatte Mechthild Heil ein Resümee ihrer Amtszeit gezogen. Sie sagte, dass man im Land auf den CDU-Kreisverband MYK schaue. „Wir sind quasi Experimentierfeld: Man schaut auf uns, wie stabil und modern wir die Partei aufstellen.“ Bei den Finanzen stehe die CDU gut, sie würde sich wünschen, dass mehr Stadt-, Orts- und Gemeindeverbände ihre Kasse in den Kreisverband überführen mögen – ohne finanzielle Nachteile. In puncto soziale Medien habe man sich verbessert: In der Kreisgeschäftsstelle in Andernach, die mit drei Kräften besetzt ist, kümmert sich eine Mitarbeiterin um den Auftritt im Internet. Ein Augenmerk müsse der Gewinnung von Mitgliedern gelten. Das Ziel: wieder 3000 Christdemokraten in den Reihen zu haben. Heil sagte, dass es darum gehe, „Menschen zu finden, die kreativ und kommunikativ sind“. Tagungsleiter Martin Busch dankte Heil für ihr jahrelanges Engagement an der Spitze der Partei.

Ohne Gegenvorschlag oder Kampfabstimmung ist der komplette CDU-Kreisvorstand gewählt. Den inneren Zirkel stellen die drei Stellvertreter Jörg Lempertz (96,6 Prozent Jastimmen), Anette Moesta, MdL (79,6), und Peter Moskopp (93,2), MdL, sowie Kreisschatzmeister Jörg Meurer (98,2).