Im August ist Start in Polch
Neue Montessori-Schule sucht noch Lehrer
Schulgründerin Ramona Erwen ist überzeugt von der Montessori-Pädagogik, die davon ausgeht, dass Kinder aus eigener Motivation lernen wollen - nach dem Motto "Hilf mir, es selbst zu tun".
Birgit Pielen

Seit 2018 gibt es für Grundschulkinder eine Montessori-Schule in Mendig. Nach den Sommerferien sollen sie nach Polch wechseln, wo ein neues Montessori-Zentrum entsteht – mit einer Montessori-Realschule plus. Derzeit werden noch Lehrer gesucht.

Die Freie Montessori-Schule Sonnenschein in Mendig bietet Grundschülern seit 2018 einen Bildungsstart im Sinne der Montessori-Pädagogik. Vonseiten der Eltern gibt es schon seit längerer Zeit den Wunsch, die Montessori-Pädagogik an einer weiterführenden Schule fortzusetzen. Jetzt rückt das Ziel in greifbare Nähe. Wenn alles gut geht, kann die Montessori-Realschule plus nach den Sommerferien in Polch starten. Rund 50 Schüler sind vorangemeldet. Was aktuell noch fehlt, sind Lehrer, damit die Schulgenehmigung erteilt werden kann.

Derzeit sind noch 15 Lehrerwochenstunden unbesetzt. Gesucht werden daher Lehrkräfte mit zweitem Staatsexamen für das Lehramt an Real- oder Hauptschulen, die diese Stundenzahl vollständig übernehmen oder im Rahmen einer Nebentätigkeit stundenweise zur Verfügung stehen. Eine flexible Umsetzung ist möglich – etwa in Form von drei Teilzeitverträgen mit je fünf Wochenstunden, was auch für verbeamtete Lehrkräfte einen realisierbaren Umfang einer Nebentätigkeit darstellt. „Diese Stunden sind zwingend notwendig, damit wir die Schulgenehmigung erhalten“, sagt Ramona Erwen, Vorsitzende des Montessori-Zentrums Sonnenschein e.V. „Wir hoffen sehr, bald Lehrkräfte zu finden, die sich auf diesen Weg einlassen möchten – damit die Vision unserer Schulgemeinschaft im Sommer Wirklichkeit wird.“ Die Bezahlung ist angelehnt an den Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst der Länder.

In der Mathematik werden Zahlen auch durch Mengen begreifbar gemacht.
Birgit Pielen

Wie Ramona Erwen weiter erklärt, haben interessierte Lehrkräfte damit die Gelegenheit, die Montessori-Pädagogik in interdisziplinären Teams und in altersgemischten Klassen in der Praxis kennenzulernen. „Die dafür erforderlichen Grundlagen werden durch ein internes Fortbildungs- und Qualifizierungskonzept vermittelt“, betont Erwen. „Damit entsteht eine zukunftsweisende Perspektive: Während die Schule die formalen Anforderungen erfüllt, eröffnen sich den beteiligten Lehrkräften neue pädagogische Handlungsspielräume durch praxiserprobte Montessori-Ansätze.“

Der Trägerverein Montessori-Zentrum Sonnenschein hat bereits ein Grundstück in Polch gekauft – es liegt am Ortsrand und ist von Grün umgeben. Es bietet gute Voraussetzungen für den Bau der Schulgebäude und ausreichend Platz für Lernorte im Freien. Übergangsweise soll eine moderne Containerschule errichtet werden, sodass es kaum Unterschiede zu klassischen Schulräumen geben wird. Interessierte Eltern können ihre Kinder aktuell für die Realschule plus in den Jahrgängen 5, 6 und 7 anmelden. Auch in der Grundschule gibt es noch einige freie Plätze in den Klassenstufen 1 bis 3. Da die Montessori-Schule eine private Schule in freier Trägerschaft mit einem Trägerverein ist, bezahlen die Eltern abhängig von ihrem Einkommen einen Vereinsbeitrag.

Ramona Erwen (links) ist Vorsitzende des Montessori-Zentrums Sonnenschein e.V., Sandra Schäfer ist im Trägerverein engagiert und kümmert sich unter anderem um das Projekt Schulerweiterung.
Birgit Pielen

Die Montessori-Pädagogik ist ein reformpädagogischer Ansatz, der auf den Prinzipien der Eigenentwicklung, Selbstständigkeit und Individualität der Kinder basiert. Das Konzept wurde von der Italienerin Maria Montessori (1870–1952) entwickelt und geht davon aus, dass Kinder aus eigener Motivation lernen wollen. Man soll ihrer Ansicht nach Kindern ermöglichen, die individuellen Fähigkeiten und Talente zu entfalten. Den pädagogischen Fachkräften wird dabei eine unterstützende Rolle zuteil. Sie sollen Kinder durch Selbsttätigkeit zur Selbstständigkeit erziehen und helfen, Verantwortungsbewusstsein zu entwickeln. Montessori-Pädagogen sind der Meinung, dass Kinder am besten in ihrem eigenen Rhythmus und in ihrer eigenen Art lernen. Kinder werden dazu ermutigt, das Tempo, das Thema und die Wiederholung der Lektionen selbstständig zu steuern.

Maria Montessori beobachtete auch, dass Kinder in altersgemischten Gruppen besonders umfassend und effektiv lernen. Sie erleben sich in verschiedenen Rollen und erwerben dadurch ein breites Spektrum an sozialen Erfahrungen. Dieser Ansatz stößt auch in der Region zunehmend auf Interesse. „Zahlreiche Familien haben sich bereits über das pädagogische Konzept informiert und ihre Kinder zur Aufnahme an der geplanten weiterführenden Schule vorgemerkt“, sagt Ramona Erwen.

Das Foto zeigt die Pädagogin Maria Montessori (links), als sie von indischen Delegierten im Jahr 1949 auf dem 8. Internationalen Montessori-Kongress begrüßt wird.
picture-alliance / dpa

An Montessori-Schulen gelten übrigens die üblichen rheinland-pfälzischen Lehrpläne. Das heißt: Die Lernergebnisse sind gleich, sie werden nur auf anderem Weg erzielt. Allerdings gibt es bei Montessori weder Hausaufgaben noch Klassenarbeiten oder Schulnoten. Halbjahreszeugnisse erfolgen in Schriftform. Darin wird der Lernfortschritt sehr genau dokumentiert.

Am Mittwoch, 14. Mai, 19 Uhr, gibt es einen Infoabend für Eltern von (werdenden) Grundschulkindern. Am Montag, 19. Mai, 19 Uhr, gibt es einen Infoabend für interessierte Eltern von Schülern ab der kommenden 5. Klasse. Treffpunkt ist die Freie Montessori-Schule Sonnenschein, Bahnstraße 27, in Mendig. Außerdem gibt es die Möglichkeit, an der Montessori-Grundschule Sonnenschein in Mendig zu hospitieren. Damit können Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern die Montessori-Pädagogik im Schulalltag kennenlernen und alle offenen Fragen vor Ort besprechen. Weitere Informationen gibt es unter https://www.sonnenschein-montessori.schule/

Top-News aus der Region