Gleich dreimal verwandelte sich die Schützenhalle vor den Toren von Obermendig in einen Partydschungel. Unsere Zeitung ist am vergangenen Samstagabend der Frage nachgegangen, ob die Aktiven der Karnevalsgesellschaft Obermendig 1903 (KGO) unter dem Motto: „Ejal ob Löwe, Affe oder Hummel, Owemennesch würd zom Partydschungel“ ihr Publikum tatsächlich mit närrischen Höchstleistungen begeistern können. Die Antwort lautet: Ja! Nach dem Einmarsch des Elferrates und der Kellbach-Funken und schallenden „Mennesch Ahoi“-Rufen begrüßte Sitzungspräsident Nico Junglas die bunt kostümierten Jecken. Seine Worte ließen aufhorchen. Er sei der König im Affenstall, „dat is hier wohlbekannt. De Rest vom Joahr, dat is doch kloar, werd ich Spargeltarzan jenannt.“ Ob es sich bei der Bezeichnung Spargeltarzan um den Dschungelhelden in den Büchern von Edgar Rice Burroughs handelt oder ob der Sitzungspräsident damit wohl eher seine eigenen (sehr) schlanken Beine gemeint hat, davon konnten sich die Besucher selbst ein Bild machen. Junglas machte in seiner Rede auch vor der Politik nicht halt. Schließlich gehe es um Werte, und Freiheit stehe auf dem Spiel steht, betonte er.

Der Sitzungspräsident unterstrich: „Mir sin politisch neutral. Dat is Tradition. Os Farwe – schwazz un rut – stinn für Kooperation. Doch seijn mir weijl och noch grön? Dat fänd de Habeck sicher schön. Grön wejen osm Motto – dat is düs Joahr Dschungel. Bo sich Schlange, Panter un Bäre tummeln. Doch et däht och off die Poltik joht passe. Denn allzo oft seijn Politiker de grüßte Affe. Änte seijn mir net – blau. Obwohl, wenn ich so in die Runde schau. Vielleicht blau von zo vill Sprit. Awe politisch blau – dat seijn mir net.“
Um ihren karnevalistischen Nachwuchs braucht sich die KGO keine Sorgen zu machen. Den Programmreigen eröffneten die Kindergarde und die Jugendtanzgruppe in Clownskostümen. Die jüngsten Akteure werden von Angi und Andreas Müller trainiert. Anschließend folgte eine Premiere: Mit 68 Lenzen wagte sich Bruno Zengler als spät berufener Debütant auf die Narrenbretter. Er hatte bislang die Sitzungen der KGO als Zuschauer verfolgt und entpuppte sich nun auf Anhieb als absolute Stimmungskanone und närrischer Lyriker. Dabei gab er zur Freude des Publikums zum Teil auf Obermendiger Platt so manches Geheimnis preis. Letzte Woche sei er in Niedermendig gewesen und das, obwohl sein Freund Herbert immer sage, Niedermendig müsse man sich nicht antun. Da würde er ihm ja prinzipiell recht geben. „Wenn ich in Niedermendig bin und durch die Straßen schlendere, dann bin ich immer unheimlich glücklich, dass ich in Obermendig wohne.“ In Niedermendig habe er auch den neuen Stadtbürgermeister getroffen. Er habe Achim Grün gefragt: „Wie viele Leute arbeiten eigentlich in der Stadtverwaltung? Der Stadtchef habe daraufhin geantwortet: „So ungefähr die Hälfte.“

Dann hieß es Bühne frei für den flotten Gardetanz der Jugendgarde und der Kellbachfunken. Die Darbietung trug die Handschrift der Trainerinnen Sarah Uelmen (Jugendgarde) und Sophia Strahl und Chirara Centonze (Kellbachfunken). Nicht wegzudenken ist der jährliche begeisternde Auftritt des Bänkelsängers Andre Niederelz, der unter anderem mit dem Mega-Hit „Von vorne nach hinten ... von links nach rechts“ dem Publikum eine gymnastische Showeinlage bescherte.

Und dann war es wieder so weit: Die furchterregend aussehende Hex´ von Obermendig (Annette Tiede), eine Kultfigur der KGO, erschien im Rampenlicht. Als aufmerksame Beobachterin der lokalen Szene ist ihrem scharfen Auge auch im 25. Jeckejoar ihres Hexenbühnendaseins wieder einmal nichts und vor allem niemand entgangen. Mit dabei hatte sie zwei Friedenskleber (Thomas Alef und Frank Neideck). Die beiden etwas merkwürdig anmutenden Gestalten hatten sich als „hauptverufliche Akte-visten“ selbstständig gemacht. Sie hatten sich mit einem Prittstift an eine Tür geklebt, um keinen hereinzulassen, und betonten: „Jeder, der klebt un mit kifft, kauft sich en große Pritt-Stift, gell?“

Zu berichten wusste die Hex´ auch von dem Projekt „Jugend forscht“, an dem sich Alfred Schomisch, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Vordereifel, und Jörg Lempertz, Mendigs Verbandsgemeindebürgermeister, beteiligt haben. Auch die Sexshop-Dichte in Deutschland hat sich die Hex´ zur Brust genommen. „Wussten Sie schon, dass das sexistische Landesamt bundesweit Daten zur Erotik und Sexshops ausgewertet hat? Dabei wurde festgestellt, wie viele der außergewöhnlichen Geschäfte auf wie viele Einwohner fallen.“ Bei nur 9834 Einwohner rangiere die Vulkanmetropole „im erotischen Städte-Vergleich mit nur einem Sex-Shop unangefochten auf Platz eins.
Beim anschließenden Einmarsch des Husarencorps „Jack von der Wasserschöpp“ gab es kein Halten mehr. Tolle Choreografien und waghalsige Hebefiguren boten die Highstone Dancers in himmlischer Mission, gefolgt von den Owemagics als Piraten sowie zu später Stunde das Herrenballett Johannishöfer mit seiner Performance vom „Märchen vom verwunschenen Prinzlein“.

Mit dem Vortrag „De Blöd un de Herr Jescheut“ brillierten Ruth Franzen-Furch und Lukas Furch, während Michael und Caroline Hamann ihre Bühnenpräsenz mit persönlichen Anekdoten unterstrichen. Vor dem Finale heizten die Selweknäin mit ihrer Musik dem Publikum ein. Für sein außerordentliches Engagement wurde Elferratsmitglied Hajo Steinmann mit dem närrischen Orden der Rhein-Zeitung ausgezeichnet.