Was ist der Stand der Dinge in puncto Radverkehr mit besonderem Blick auf die Elektromobilität? Lars Möller vom Trierer Fachbüro Raumkom zog ein Zwischenfazit nach fünf Monaten intensiver Untersuchung. Und legte den Finger in manche Wunde. So habe er zufällig auf dem Markt gut 20 Pedelec-Touristen getroffen, die „verzweifelt eine Abstellmöglichkeit für ihre Räder“ gesucht hätten. Parkeinrichtungen, radfahrerfreundliche Wege, klare Beschilderungen – das sind nur drei Aufgabenfelder, in denen die Stadt einiges nachzuholen hat.
Was kann die Stadt, was können die Akteure in der Stadt alles tun? Mayen habe, so Experte Möller, eine „Gunstlage“: Die Eifelstadt liege inmitten beliebter und etablierter touristischer Ziele zwischen Ahr, Rhein, Mosel und der gesamten Eifel. Alle Akteure müssten inklusive der Organisationseinheiten an einem Strang ziehen, um Mayen als Radfahrerstadt ins Bewusstsein zu bringen. „Ohne das wird es nicht erfolgreich sein“, sagte Möller. Den „einheitlichen“ Radler gebe es im Übrigen nicht, unterwegs seien im Wesentlichen Touren-, Etappen-, Rundreisen- und Wochenradler.
Wie sieht der Befund aus, und was sollte sich ändern? Ein Radwegekonzept hat der Landkreis bereits auf den Weg gebracht. Verfolge man dessen digitalisierten Routen, reiche keine bis in die Mayener Innenstadt. Eine Verbindung dorthin werde nur unzureichend angezeigt. Möller sprach sich dafür aus, die Innenstadt besser anzubinden und auch den Außenbereich nicht zu vernachlässigen. Wünschenswert wären Schutzstreifen, auf denen sich Zweiradfahrer bewegen können. Bisher habe er nur einen Flickenteppich davon gesehen.
Kurios: Möller und sein Team haben während der fünfmonatigen Recherche einen Radweg zu einem alten Eisenbahntunnel entdeckt. „Der liegt tatsächlich nah zur Innenstadt, mich würde interessieren, wie präsent er im Bewusstsein der Mayener ist.“ Ebenfalls bemerkenswert: Das Waldhotel Kurfürst in Kaisersesch biete Radtouren dorthin an – das sei ein Vorbild für Vermarktungschancen. So etwas lasse sich auch von Mayener Akteuren nutzen.
Die Beschilderung vom Ostbahnhof in die Stadt sei lückenhaft. So bestünden dort nur ein Piktogramm und zwei Schutzstreifen. „Dort muss auf jeden Fall etwas passieren, um den Straßenraum abzubilden“, verlangte Möller. Es existiere nur ein Wegweiser in Richtung Innenstadt, danach sei der Radler auf sich allein gestellt. Anhand von Negativbeispielen zeigte er auch, dass die Parkmöglichkeiten in der City beschränkt sind. Ebenso müsse mehr dafür getan werden, dass Radler gegenläufig in die eine oder andere Einbahnstraße fahren dürften – das ist anderenorts gang und gäbe. Problematisch seien hier und da die Straßenbeläge. Er schlage immer die Devise vor: Wenn eine Straße baulich angepackt werden müsse, dann müsse die Gelegenheit beim Schopf gepackt werden, um im Sinne der Radler etwas zu verbessern.
Die Abstellanlage am Ostbahnhof sei „vorbildlich“, sagte Möller. Dagegen finde man in der Innenstadt einen „Felgenkiller“: eine Abstellanlage, die Schäden an Felgen hervorrufen könne. Möller plädierte dafür, den Parkplatz im Keutel miteinzubeziehen.
Welche Fragen hat der Ausschuss? In der Diskussion fragte Martin Reis (CDU), ob es sinnhaft sei, weitere Schilder aufzustellen. In Zeiten von Navigeräten und Apps sei man weniger darauf angewiesen. Zwar werde das Handy immer dominanter, aber wichtig seien großflächige Infotafeln für Radler, entgegnete Lars Möller. Anne Schnütgen (Grüne) warnte davor, den „großen Katalog“ zu schnüren, der aufgrund der Masse nicht umzusetzen sei. Es sei wichtig, die Straßen auch für Einheimische mit Kindern sicherer zu machen. Hans-Peter Siewert (CDU) zeigte sich überrascht, dass „all diese Dinge, die wir in Permanenz seit 2011 an die Stadtverwaltung in Briefen fordern, jetzt auf den Tisch kommen.“ Siewert ist Vorstand der Initiative Pro Rad, er und seine ehrenamtlichen Mitstreiter seien „seit zwölf Jahren immer wieder ignoriert“ worden. Die Analyse jetzt bestätige, dass „unser Verein nicht umsonst tätig war“.
Walter Scharbach (AfD) verwahrte sich dagegen, dass „Radfahren grundsätzlich einen eigenen Bedarf“ definieren dürfe. Das Miteinander im Straßenverkehr müsse hervorgekehrt werden. Dies löste den Protest anderer Ausschussmitglieder hervor. Bürgermeister Bernhard Mauel (CDU) betonte, dass es jetzt nur um den Einstieg in eine Konzeption gehe.
Experte Möller skizzierte die nächsten Schritte: Zwei Workshops, mit der kommunalen Familie und Gastronomie, Hotellerie, Einzelhandel und Stadt, seien geplant. Danach könnten konkrete Maßnahmen entwickelt werden.