Für die Lebenshilfe ist der Neubau aus zwei Gründen wichtig, wie Geschäftsführer Josef Brodam erläutert. Zum einen geht es darum, bezahlbaren Wohnraum für 14 Menschen mit Behinderung zu schaffen. Das war laut Brodam im Jahr 2014 der ausschlaggebende Grund, warum die Lebenshilfe das Grundstück gekauft hat. „Schon damals war ersichtlich, dass wir diese Wohnform brauchen werden, um Menschen mit Beeinträchtigung unterbringen zu können.“
Zum Teil werden diese Menschen bereits tagsüber von der Lebenshilfe betreut, verbringen den Abend und die Nacht aber in ihrem eigenen Zuhause. „Aber irgendwann werden sie dazu nicht mehr in der Lage sein“, sagt Brodam. Dann sollen sie in dem geplanten Neubau am Heckenberg leben können. Außerdem sollen Menschen mit einer erworbenen Beeinträchtigung, etwa nach einem Unfall oder einem Schlaganfall, dort eine bezahlbare barrierefreie Wohnung finden.
Zum anderen möchte die Lebenshilfe in dem Neubau auch Raum für drei integrative Kindergartengruppen schaffen. Zu einer solchen Gruppe gehören jeweils fünf Kinder mit besonderem Förderbedarf und zehn sogenannte Regelkinder. „Wir erfüllen damit also auch eine Pflichtaufgabe der Stadt“, hebt Brodam hervor. Mit dem Neubau möchte die Lebenshilfe nun einen Engpass beheben, der in der integrativen Kindertagesstätte an der „Alten Hohl“ auf sie zukommt. Dort kann der Raumbedarf, der aufgrund gesetzlicher Anforderungen für integrative Gruppen besteht, mittelfristig nicht mehr erfüllt werden. „Wir möchten die Plätze aber erhalten“, sagt Brodam. Deswegen sollen zwei Gruppen in den Neubau umziehen, wo dann zudem noch Platz für eine weitere Gruppe wäre.
Für die Wohneinrichtung und die Räume der Kindertagesstätte ist ein dreigeschossiges Gebäude geplant. Zudem soll es eine Tiefgarage mit 18 Stellplätzen geben, in der alle Beschäftigten der Einrichtung parken können. Damit am Heckenberg ein Gebäude dieser Größenordnung hochgezogen werden kann, hat der Stadtrat Anfang Dezember einen entsprechenden Bebauungsplan aufgestellt. Die Entscheidung fiel mit großer Mehrheit bei einer Enthaltung und vier Gegenstimmen seitens der Freien Wähler Mayen (FWM).
Deren Vorsitzender Hans-Georg Schönberg engagiert sich in der Interessengemeinschaft Heckenberg, die den geplanten Neubau der Lebenshilfe kritisch sieht. „Das passt da nicht hin, das ist komplett überdimensioniert“, sagt er. „Hier soll das Maximale aus dem Grundstück herausgeholt werden.“
Schönberg hält auch das gewählte Verfahren für falsch. Er kritisiert, dass der geänderte Bebauungsplan in der Zeit vom 16. Dezember 2020 bis zum Freitag, 8. Januar, in der Offenlage war, damit Interessierte sich die Planung ansehen und Anmerkungen dazu machen können. „Dass man den Anwohner so etwas über die Feiertage zumutet, ist kein guter Stil.“
Zudem ist Schönberg überzeugt, dass der Neubau die ohnehin schon problematische Verkehrssituation in dem Viertel weiter verschärft. So werde der Schotterplatz, der nun bebaut werden soll, derzeit als Parkplatz genutzt. „Und wo parken die Leute, die ihr Auto jetzt dort abstellen, in Zukunft?“
Dass die Situation am Heckenberg schwierig ist, räumt auch Josef Brodam ein. „Aber sie ist es mit uns, und nicht durch uns“, betont er. In dem Viertel habe es unter anderem durch das Neubaugebiet am Barwinkel eine Verdichtung gegeben, „und die Auswirkungen sieht man jetzt“. Brodam verweist auch auf den Verkehr zum Gymnasium. „Der ist riesig, aber das ist nicht unsere Schuld.“ Die Lebenshilfe sei Teil der Entwicklung in dem Viertel, aber nicht Verursacher allen Übels. „Alle müssen helfen, damit es besser wird. Das geht nur gemeinsam“, betont Brodam.
Der Interessengemeinschaft wirft er vor, mit falschen Aussagen zu arbeiten. „Es schmerzt, wenn man so etwas erlebt: dass man mit Argumenten nicht mehr durchkommt.“ Er sei bereit für eine sachliche Diskussion. „Wir wollen in einer guten Nachbarschaft leben.“ Davon sind Hans-Georg Schönberg und die Interessengemeinschaft jedoch alles andere als überzeugt.