Gedenktafel erinnert an Nickenicher Pfarrer, der einst Hermann Göring begegnete
Mutige Geste mit großer Auswirkung: Als der Nickenicher Pfarrer Hermann Göring begegnete
Klaus Bell (2. von rechts), Detlev Leersch (links), Horst Schmitz (2. von links) und Pfarrer Norbert Missong (rechts) gedachten des mutigen Johannes Schulz.
Katholisches Pfarramt Nickenich

Nickenich. Ein Nichtgrüßen als Protest: Am Mittwoch ist es 80 Jahre her, dass der damalige Pfarrer von Nickenich, Johannes Schulz, der mit dem Wassenacher Pfarrer Josef Zilliken auf eine Tasse Kaffee im Lokal Waldfrieden in der Gemarkung Nickenich unterwegs war, den Generalfeldmarschall Hermann Göring absichtlich nicht grüßte. Die damit für ihn verbundenen Folgen nahm er in Kauf. Zum 80. Jahrestag trafen sich Verbandsgemeindebürgermeister Klaus Bell, Ortsbürgermeister Detlev Leersch, Pfarreienratsvorsitzender Horst Schmitz und Pfarrer Norbert Missong an der Tafel.

Pfarrer Schulz hatte in Predigten und bei anderen öffentlichen Gelegenheiten zu erkennen gegeben, dass er das menschenverachtende Unrechtsregime ablehnte. Deshalb wurden auch seine Predigten mitgeschrieben und ein Anlass gesucht, ihn festzunehmen. Man befürchtete, seine aufrechte Haltung würde weite Kreise ziehen.

Als er den Generalfeldmarschall nicht grüßte, war dieser in seiner Eitelkeit so gekränkt, dass er Johannes Schulz festnehmen ließ. So wurde Schulz zum Häftling in den Konzentrationslagern Buchenwald, Sachsenhausen und Dachau sowie Opfer der NS-Willkür. Qualvoll, aber nicht verbittert, denn er spendete vielen Gefangenen Trost, starb er im KZ Dachau. Am Lokal Waldfrieden erinnert seit dem 70. Jahrestag dieser folgenreichen Begegnung, also seit zehn Jahren, eine Basalttafel an das mutige Glaubenszeugnis von Schulz. Der damalige Nickenicher Pfarrer musste damit rechnen, dass sein Tun Konsequenzen haben würde.

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