Münstermaifeld
Mordlustiger Abend: Sieben Tote fesseln die Zuhörer

Sieben Krimiautoren lasen aus ihren Werken vor.

Julia Heinrich

Münstermaifeld. Tatort Münstermaifeld, sieben Tote an einem einzigen Abend: Normalerweise Stoff für die Schlagzeilen des gesamten restlichen Jahres, in diesem Fall jedoch Inhalt eines erlebnisreichen und unterhaltsamen Abends. Sieben Mitglieder der Autorengruppe "Faust", alle aus dem Kölner Raum stammend, lasen unter dem Motto "Mörderisch böse" eigene Werke.

Aktualisiert am 13. Oktober 2014 15:14 Uhr

Von unserer Mitarbeiterin Julia Heinrich

Und diese hatten es in sich. Den morbiden Reigen eröffnete Rolf Polander. Humorig-gereimte Anekdoten über Begegnungen mit dem Tod, dem realen oder dem am Bildschirm beim Fernsehkrimi, führten ins Thema ein. Kunstvoll, an Stabreimen reich, die anschließenden Betrachtungen über „träumende Messer“, eher sachlich die Schilderung einer „Beziehungstat“. Aus einem zunächst harmlos erscheinenden Streit eines Paares wird tödlicher Ernst. Das Keifen der Frau wird zur unerträglichen Stimme im Kopf des Mannes. Er will die verzerrten Töne und Gesichtszüge aus ihr herausschütteln – und schüttelt das Leben gleich mit raus.

Atmosphärisch-dichte Sprache

Eine Beziehungstat ist auch in Regina Schlehecks Kurzgeschichte „Liebes Nest“ Thema. Knapp, aber detailreich entwirft sie das Setting und fesselt das Publikum mit atmosphärisch-dichter Sprache. Der Versuch einer jungen Frau, ihr altes Leben samt verheiratetem Geliebten – und Chef – hinter sich zu lassen, ihr Rückfall in alte Verhaltensmuster, aus dem sie sich nur mit einem gewaltsamen Akt der Verzweiflung befreien kann, fasziniert.

Eine andere junge Frau stellte Thomas Geduhn in „Totgeburt“ vor. Der Zuhörer nimmt durch eine Art inneren Monolog, der über weite Strecken eher sachlich, fast abgeklärt wirkt, Anteil an ihrem Schicksal. Die Flucht vom Land in die Stadt funktioniert als Vergangenheitsbewältigung nicht. Die treibende Stimme im Kopf, die sie schließlich zum Äußersten zwingt, ist allgegenwärtig.

Margit Hähner bringt im Anschluss wieder Leichtigkeit mit und fordert das Publikum: Die Frage, um wen es sich in ihrer Erzählung „Nemesis mit Stricknadeln“ handelt, galt es zu beantworten. Es winkte ein Buchpreis für den, der wusste, wen sie mit der harmlos wirkenden, weiß-haarigen älteren Dame meint, die detektivisch aktiv wird und mörderische Abgründe hinter biederen englischen Landhausfassaden freikratzt.

Viel Applaus für Stefan Kuntz

Eine weitere ältere Dame stellte Gastautorin Gabriele Keiser (Andernach) vor. Ihr „Lockvogel“ fügte sich thematisch und stilistisch aufs Beste ein. Hörbares Augenzwinkern und leichter bis mittelschwerer Sarkasmus machten die Geschichte um den etwas anderen Umgang mit dem „Enkeltrick“ zum Genuss. Genießen durfte man danach die Vorstellung von Stefan Kuntz. Frei deklamierend, unter Einbeziehung einzelner Zuhörer, entwarf er die Begegnung einer zunächst braven Hausfrau und Gattin und einem zufällig auftauchenden Mann. Die heile, aber frustrierend langweilige Welt gerät ins Wanken und muss mit allen Mitteln wieder hergestellt werden. Das gelingt auch – zunächst. Wie Kuntz das innere Drama der Protagonistin darbietet, das tiefe Berührtsein durch den Wildfremden und die daraus resultierende Verwirrung, die sich ins Absurde entwickelnden Gedanken, ist großartig und begeistert. Szenenapplaus und „Zugabe“-Rufe sind der Dank.

Kein leichter Stand für die folgenden Beiträge. Aber sowohl Tanja Schurkus als auch Petra Reategui gelang es, den Spannungsbogen zu halten. Schurkus las aus dem historischen Roman „Der Dichter des Teufels“ und fesselte mit einem „Cliffhanger“ an der spannendsten Stelle, Reategui beschloss den Abend mit einer sich mörderisch entwickelnden Dreiecksgeschichte auf dem „Römerlay“. Zurück blieb ein fasziniertes Publikum und ein mit Agatha-Christie-Buch und englischer Schokolade bedachter Gewinner des Preisrätsels. Die Lösung? Natürlich Miss Jane Marple!

Top-News aus der Region