Die Eifelgemeinde Monreal hat zwar nur 770 Einwohner, aber ihre Strahlkraft ist groß. Oberhalb des Ortes liegen die Ruinen der Löwen- und Philippsburg, das Dorf selbst wird geprägt von rot-weißen Fachwerkhäusern, dem Viergiebelhaus aus dem 15. Jahrhundert und der Nepomukbrücke über dem Elzbach. Jedes Jahr schlendern viele Touristen aus aller Welt durch den historischen Ortskern – und sind begeistert von dieser malerischen Idylle.
Begeistert ist auch Martin Schmitt (Grüne), als er 2021 Ortsbürgermeister wird. Er hält sich anfangs den Dienstagnachmittag von beruflichen Verpflichtungen frei, um eine Bürgersprechstunde anzubieten und die Büroarbeit für die Gemeinde zu erledigen. Schnell merkt er: „Das ist mit einem halben Tag nicht zu bewältigen.“ Was also tun? Zur Entlastung engagiert er jemanden – und bezahlt ihn privat auf Minijobbasis. Doch die Verbandsgemeindeverwaltung Vordereifel pfeift ihn zurück: Rechtlich sei das nicht haltbar. Es gebe Datenschutzgründe, heißt es. „Das konnte ich nicht nachvollziehen“, sagt Martin Schmitt. Aber er hält sich dran. Dann muss es eben wieder ohne Minijobber gehen.
Im Jahr 2022 nimmt sich Ortschef den ganzen Dienstag und zusätzlich einen weiteren Nachmittag frei von seinen beruflichen Verpflichtungen als Ergotherapeut. „Insgesamt kommen 20 Stunden in der Woche für die Gemeinde zusammen“, sagt er. Ein Halbtagsjob im Ehrenamt. Und es gibt jede Menge zu tun.
„Der Sanierungsstau in Monreal ist groß“, sagt Martin Schmitt. Die Friedhofskapelle, ein Denkmal aus dem Mittelalter, muss samt Schiefereindeckung renoviert werden. Die Maßnahme kostet mehr als 100.000 Euro. Dank der guten Kooperation mit der Kirchengemeinde klappt es, gemeinsam Fördergelder zu beantragen.
Aber auch die historischen Brücken im Dorf brauchen Aufmerksamkeit: Sie müssen in der Substanz sorgfältig restauriert werden. Und dann ist da noch der 16 Kilometer lange Rundwanderung „Traumpfad Monrealer Ritterschlag“, der 2011 zum schönsten Wanderweg Deutschlands gewählt wurde. Seine Pflege hält die Gemeindearbeiter auch im Jahr 2024 ganz schön auf Trab.
Ein Herzensprojekt von Martin Schmitt ist (oder war) das Viergiebelhaus, das im Rahmen von „Smarte Region“ zum RegioHub umgebaut wird. Das bedeutet Fördermittel in Höhe von 300 000 Euro für mehrere Jahre. Dort soll ein Dorfzentrum entstehen: Räume für Vereine und Ehrenamtliche, Co-Working-Spaces und ein Bürgercafé. „Es soll ein sozialer Treffpunkt werden“, sagt Martin Schmitt. „Doch der bürokratische Aufwand ist riesig. Im Moment ist nicht absehbar, wann es auf die Zielgerade geht.“
Bei aller Begeisterung für die Projekte: Der 60-Jährige spürt erste Anzeichen einer Überlastung. Er wird krank. Hinzu kommt, dass sich die berufliche Situation erheblich verschärft. Er ist Mitinhaber von drei Ergotherapiepraxen – in Mayen, Cochem und Adenau. Ein Drittel der 30 Mitarbeiter fällt innerhalb kurzer Zeit aus, unter anderem weil Mitarbeiterinnen schwanger werden. „Aufgrund des Fachkräftemangels ist auf absehbare Zeit keine Entlastung in Sicht“, sagt Martin Schmitt. Er muss sich entscheiden.
Dies führt dazu, dass ich meinen Rückzug vom Amt als gegeben erachte. Leider sehe ich zurzeit keine andere Möglichkeit.“
Martin Schmitt
Am 30. Oktober teilt er seinen Beigeordneten mit, dass er am 31. Oktober als Ortsbürgermeister aufhören wird. In einer Pressemitteilung schreibt er: „Diesen Schritt gehe ich nicht gerne, muss jedoch anerkennen, dass meine berufliche Situation als Selbstständiger mit Personalverantwortung nicht die notwendige Zeit für die Ausübung der eigentlich ehrenamtlichen Tätigkeit als Ortsbürgermeister lässt.“ Dies habe in letzter Zeit auch zu Reibungen im Ablauf innerhalb der Ortsgemeinde wie auch im Beruflichen geführt.
„Schlussendlich werde ich aufgrund der Sachlage meine Tätigkeit als Ortsbürgermeister nicht im von mir selbst gesteckten Umfang und Sorgfalt führen können“, erklärt Martin Schmitt weiter. „Dies führt dazu, dass ich meinen Rückzug vom Amt als gegeben erachte. Leider sehe ich zurzeit keine andere Möglichkeit.“
Seine Mandate im Verbandsgemeinderat Vordereifel, wo er Fraktionssprecher der Grünen ist, und im Kreistag MYK behält er. Nur Monreal muss sich auf die Suche nach einem neuen Ortsbürgermeister machen – ab sofort.