Die Verbandsgemeinde (VG) Pellenz und die Ortsgemeinde Kruft planen seit geraumer Zeit, in Kruft ein medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) einzurichten. Hintergrund ist, dass eine von drei örtlichen Hausarztpraxen bereits Ende März ihre Pforten schließen wird, ohne dass sich bislang jemand gefunden hat, der die Praxis weiterführen wird. Das MVZ soll die ärztliche Versorgung in der Pellenz auch in Zukunft sichern. Gleich zu Jahresbeginn gibt es ausgesprochen gute Nachrichten, verkündet die VG in einer Pressemitteilung. Demnach kamen alle an dem Projekt Beteiligten sowie die Hausärztinnen zum Austausch zusammen.
Als Projektentwickler will Serjoscha Hellinger, geschäftsführender Gesellschafter bei Doetsch & Hellinger Immobilien, das Vorhaben begleiten. Das ehemalige Firmengelände von RHI Magnesita in Kruft, auf dem das MVZ entstehen soll, sei der ideale Standort, betont dieser: „Das MVZ soll mittelfristig zu einem Gesundheitszentrum ausgebaut werden. Das Areal bietet mit seinen rund 4,8 Hektar viel Raum und hat eine optimale Anbindung an den ÖPNV.“
St.-Nikolaus-Stiftshospital bringt Know-how als Träger mit
Als Träger käme das St.-Nikolaus-Stiftshospital infrage, das in Andernach bereits ein MVZ betreibt und das notwendige Know-how einbringen würde. „Für alle Beteiligten könnten sich Synergieeffekte ergeben. So würde die gesicherte ambulante Versorgung vor Ort durch das MVZ die zentrale Notaufnahme unseres Krankenhauses entlasten. Das MVZ könnte zum Beispiel auch in die Weiterbildung von Assistenzärzten eingebunden werden“, erläutert Sina Prangenberg, kaufmännische Leiterin des MVZ St.-Nikolaus-Stiftshospitals.
Die drei Ärztinnen in Kruft versorgten zuletzt rund 4600 Einwohner. Gesucht wird jetzt eine Nachfolge für die Praxis von Dr. Monika Plate-Tries. Auch für das geplante MVZ werden Allgemeinmediziner oder Internisten gesucht. Ihren Sitz können die Krufter Ärztinnen in das MVZ einbringen, müssten dann aber noch für mindestens drei Jahre dort angestellt sein. „Wir sind teilweise mehr oder weniger in einem Alter, in dem man über den Ruhestand nachdenkt. Gleichzeitig möchte man aber auch seine Patienten, die man zum Teil über Jahrzehnte betreut hat, weiterhin in guten Händen wissen“, betont Dr. Helga Niermann.

Planungen für MVZ in Kruft weit fortgeschritten
Die Altersstruktur der Pellenzer Hausärzte lässt befürchten, dass bald Praxen schließen werden. Dem drohenden Hausärztemangel will die Verbandsgemeinde mit der Schaffung eines medizinischen Versorgungszentrums begegnen.
Die Vorstellung vom Berufsleben hat sich bei der jungen Ärztegeneration gewandelt. Sie wünschen sich heute häufig eine gute Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf. „Hier bietet das MVZ sehr flexible Möglichkeiten, da eine Vollzeitstelle mit bis zu vier Teilzeitstellen ausgefüllt werden kann. Zudem bietet das Angestelltenverhältnis jungen Ärzten, die das wirtschaftliche und finanzielle Risiko einer eigenen Arztpraxis nicht eingehen möchten, mehr Sicherheit“, fasst die Fachärztin für Allgemeinmedizin, Christine Kempkes, die Vorteile für Ärzte zusammen.
Nach dem Start des MVZ ist ferner angedacht, neben der Allgemeinmedizin weitere Fachrichtungen anzudocken. „Wir möchten aus dem MVZ ein Gesundheitszentrum machen, das neben der hausärztlichen Versorgung auch andere Bereiche, etwa Fachärzte oder weitere Gesundheitsberufe einschließt. Wir bitten alle Interessierten, mit uns in Kontakt zu treten“, ruft Ortsbürgermeister Walter Kill auf. Die VG unterstützt, vorbehaltlich der Zustimmung des Rates, Praxisübernahmen oder auch die Niederlassung neuer Arzt- und Facharztpraxen in der Pellenz mit einem Förderbetrag in Höhe von bis zu 20.000 Euro.
Viele Details sind noch zu klären
VG-Bürgermeister Busch zieht ein positives Fazit: „Mit ein bis zwei interessierten Ärztinnen haben wir für den Start ins MVZ eine Basis, die die Umsetzung erleichtern könnte. Hinzukommen könnten mit dem St.-Nikolaus-Stiftshospital und Doetsch & Hellinger zwei kompetente und erfahrene Partner. Dass es auf diesem Weg noch jede Menge Details zu klären gilt, hat das Gespräch klar gezeigt. Wir möchten aber nun an den Start gehen.“
Interessenten können sich bei Ortsbürgermeister Walter Kill melden. Tel. 02652/6592, E-Mail verwaltung@ortsgemeinde-kruft.de