Als Folge der Demonstration für Demokratie wurde in Mayen die Bürgerinitiative "Sei ein Mensch" gegründet
Miteinander reden, statt auszugrenzen – Bürgerinitiative „Sei ein Mensch“ in Mayen gegründet
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Zur Gründung der BI „Sei ein Mensch“ haben sich entschlossen: Sandra Wüstemann, Dr. Alois Engels, Dorothee Geishecker, Hans Geishecker, Eva Klee, Natascha Lentes und Wolfgang Mai.
Brigitte Meier

Als Folge der Demonstration für Demokratie wurde in Mayen die Bürgerinitiative „Sei ein Mensch“ gegründet.

Die in Potsdam geschmiedeten Pläne von AFD-Mitgliedern und anderen rechtsextrem gesinnten Personen, Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland zu vertreiben, hat viele bislang an Politik uninteressierte Bürger und Bürgerinnen aufgeweckt. Sie haben begriffen, dass Demokratie, Freiheit und Vielfalt in Gefahr sind und gehen zu Tausenden zur Verteidigung dieser hohen Werte auf die Straße, so auch in Mayen. Dort trafen bei der Kundgebung auf dem Marktplatz unter den etwa 1000 Teilnehmenden sieben Personen aufeinander, die jetzt die Bürgerinitiative (BI) „Sei ein Mensch“ gegründet haben.

Die Gruppe sitzt im Wohnzimmer von Dr. Alois Engels in Mayen zusammen und erweckt den Eindruck, als würden sich die Frauen und Männer schon lange kennen. Selbst überrascht über die gemeinsame Wellenlänge und Vertrautheit sagt die Diplom-Pädagogin und Autorin Natascha Lentes: „Wir haben uns tatsächlich erst bei der Kundgebung kennengelernt. Anschließend beschlossen wir spontan, noch einen Kaffee trinken zu gehen, und da kam sofort ein gutes Gespräch zustande.“

„Wegducken ist keine 
Option mehr.“

Dorothee Geishecker

Allen ist klar, dass die Demonstration auf dem Mayener Marktplatz nur der Beginn einer besonderen Bewegung sein kann. Das gemeinsame Bekenntnis zu Demokratie und Vielfalt soll nicht als Eintagsfliege enden. Die Frauen und Männer erinnern sich: „Nach der Kundgebung sind wir alle mit einem so guten Gefühl nach Hause gegangen.“ Das soll bleiben und weiterhin stark machen beim Eintreten für die eigene Meinung, die sich gegen Ausgrenzung, Hass und Fremdenfeindlichkeit richtet. Der neu gegründeten BI ist allerdings wichtig: „Wir möchten nicht als eine Gegeninitiative wahrgenommen werden, sondern für eine friedliche, vielfältige Gesellschaft werben.“ Daher möchten die sieben Gründungsmitglieder weitere Mitstreiter und Mitstreiterinnen möglichst aus allen Bevölkerungsschichten und Generationen gewinnen. Sie betonen zudem: „Die Bewegung hat keinen parteipolitischen Hintergrund. Alle Demokraten sind willkommen.“

BI: AFD soll aus Parteienlandschaft verschwinden

Natürlich möchte die BI, dass die AFD aus der Parteienlandschaft verschwindet. Engels sagt: „Das erreichen wir aber nicht, indem wir die Partei bekämpfen. Wir müssen vielmehr die Menschen zurückholen, die den Versprechungen nach einfachen Lösungen auf den Leim zu gehen drohen.“ Alle aus der Gruppe erleben mit großem Bedauern, dass Familienangehörige oder gute Bekannte dabei sind, den demokratischen Boden zu verlassen oder sogar schon ins rechtsradikale Lager abgedriftet sind. „Diese Menschen können wir nur zurückgewinnen, indem wir immer wieder mit ihnen reden, statt sie auszugrenzen“, erklärt Hans Geishecker. Der kaufmännische Angestellte ist sicher, dass nur der Zusammenhalt in der Gesellschaft die Demokratie stärken kann.

„Wegducken ist keine Option mehr“, findet Dorothee Geishecker. Die Diplom-Sozialarbeiterin möchte die Menschen ermutigen, ihre demokratische Gesinnung zu verteidigen, auch wenn man einmal allein rechtsradikalen Andersdenkenden gegenübersteht. Umso wichtiger ist die Gründung der BI: „Denn je mehr wir sind, umso mehr können wir überzeugen.“ Dass einige potenzielle AFD-Wähler auch mit guten Worten nicht mehr zurückzugewinnen sind, gibt Lentes zu bedenken. Doch diejenigen, die nicht aus politischer Überzeugung, sondern nur aus diffuser Unzufriedenheit diese Partei wählen möchten, könnten mit guten Argumenten umgestimmt werden.

Weitere Kundgebung unter dem Titel „Tag der Vielfalt“

Was genau plant denn nun die BI „Sei ein Mensch“? Zunächst soll eine weitere Kundgebung unter dem Titel „Tag der Vielfalt“ am Karsamstag, 30. März, die Menschen zum Mitmachen anregen. Für April sind zwei Nachfolgeveranstaltungen in Vorbereitung. Außerdem sammeln die BI-Mitglieder Ideen für Aktionen, Vorträge, Ausstellungen, Treffpunkte oder Gesprächskreise. Gleichzeitig sollen demokratische Institutionen, Vereine, Organisationen und Gruppierungen sowie Kitas und Schulen angeworben werden. „Einige freie Träger haben bereits zugesagt, dass sie sich beteiligen möchten“, berichtet Dorothee Geishecker.

Studentin Eva Klee, die Jüngste in der Runde, möchte ihren Bekanntenkreis fürs Engagement motivieren, und Wolfgang Mai, der beruflich international unterwegs war, wird seine zahlreichen Kontakte nutzen, um die Idee der BI zu verbreiten. Für diese Idee brennen auch Diplom-Pädagogin Sandra Wüstemann und Matthias Klein aus Mayen. Letzterer ist Initiator der Demokratie-Bewegung, kann jedoch an der Gründungsversammlung der BI nicht teilnehmen.

Nähere Informationen unter E-Mail sei.ein.Mensch@gmx.net

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