Dass gleich drei Versorger in das Andernacher Glasfasernetz investieren, klingt zunächst verlockend – so als könne man sich als Hausbesitzer oder Mieter einfach den günstigsten Tarif herauspicken und zeitnah mit einer deutlich höheren Geschwindigkeit als zuvor lossurfen. Doch ganz so paradiesisch ist die Lage derzeit noch nicht: „Ich bin bei Weitem noch nicht zufrieden“, erklärt Heller, der Unternehmen wie Bürgern bei offenen Fragen zum Glasfaserausbau als Ansprechpartner zur Verfügung steht.
Stadt erteilt lediglich Genehmigungen
Zwar hat die Stadt selbst keinen Einfluss auf den Glasfaserausbau, sie erteilt lediglich die Genehmigungen für die erforderlichen Baumaßnahmen und kontrolliert, dass die betroffenen Bereiche wieder in den vorherigen Zustand gebracht werden. Man biete sich interessierten Versorgern allerdings als Partner an: „Jeder, der investieren will, ist willkommen.“ Dabei müsse man zwischen dem öffentlich geförderten und dem eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau unterscheiden.
Um die Industrie- und Gewerbegebiete sowie einige wenige Sonderstandorte, wie beispielsweise Schulen, mit Glasfaseranschlüssen versorgen zu können, hatte Andernach sich erfolgreich für einen Fördertopf des Bundes beworben. Koordiniert von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises konnte der Glasfaserausbau in den jeweiligen Gebieten finanziert mit Bundesfördermitteln und einem nicht unerheblichen städtischen Eigenanteil umgesetzt werden.
Öffentlicher Ausbau fast abgeschlossen
Die Deutsche Glasfaser hatte das Los für den öffentlichen Ausbau zugeteilt bekommen. Aufgrund der Förderung ist die Bereitstellung eines Glasfaseranschlusses für die Betriebe in diesen Bereichen kostenlos, eine Verpflichtung, bei der Deutschen Glasfaser einen Versorgungsvertrag abzuschließen, gebe es darüber hinaus nicht, informiert Heller.
Was den privatwirtschaftlichen Ausbau in der Kernstadt und den Stadtteilen angeht, ist die Lage komplexer: Im Frühjahr 2022 war zunächst die Deutsche Glasfaser mit dem Angebot vorgeprescht, die Stadtteile Namedy, Eich und Kell mit Glasfaseranschlüssen versorgen zu wollen – wenn sich jeweils 30 Prozent der Haushalte bereit erklären, einen Vorvertrag mit dem Unternehmen abzuschließen. Dieser sollte der Deutschen Glasfaser Planungssicherheit ermöglichen und Hauseigentümern finanzielle Vorteile im Vergleich zu einer späteren Entscheidung für Glasfaser bieten.
Vorverträge bereits 2022 unterzeichnet
Nachdem in den drei Stadtteilen genügend Haushalte einen Vorvertrag unterzeichnet hatten, sollten Ende 2022 die Arbeiten an den Hausanschlüssen beginnen. Passiert ist allerdings bis heute: nichts. „Es gab darüber viel Unmut in der Bevölkerung, und das kann ich auch verstehen“, sagt Heller. Bei einer Infoveranstaltung in Eich Mitte Oktober habe die Deutsche Glasfaser erklärt, warum es zu den Verzögerungen kam und angekündigt, noch vor Jahresende Termine mit den Hauseigentümern machen zu wollen.
Das sei bis heute nicht geschehen. Auf Hellers Nachfrage hieß es nun, dass man seitens der Deutschen Glasfaser plane, in den kommenden zwei bis vier Wochen Termine vor Ort zu machen. „Es ist sehr ärgerlich, dass das mit so viel Verzögerung geschieht“, betont Heller.
In Miesenheim geht es zügiger voran
Im Stadtteil Miesenheim, wo die Telekom Interesse an einem Glasfaserausbau bekundet hat, gehe es indes deutlich zügiger voran. Auch in der Kernstadt ist die Telekom derzeit in Sachen Glasfaser aktiv, beschränkt sich dabei aber auf bestimmte Gebiete.
Im Bereich der Historischen Altstadt, in den Wohngebieten zwischen Rhein und Bahntrasse sowie zwischen Breite Straße und B 9 zeichnet die Telekom für den Ausbau verantwortlich. Jenseits der B 9 sowie in der Südstadt wird E.ON/Westconnect interessierte Haushalte mit Glasfaseranschlüssen versorgen. „Dieses Stückwerk war eigentlich nicht in unserem Sinne“, betont Heller. Die Entscheidung, wo die verschiedenen Versorger investieren, liege allerdings nicht bei der Stadt.
Unterteilung der Gebiete nicht trennscharf
Dazu sei die Unterteilung zwischen den Gebieten, in denen die Telekom und E.ON/Westconnect den Ausbau vorantreiben, nicht ganz trennscharf. So mancher Andernacher Haushalt habe zunächst nicht gewusst, welcher Versorger für den eigenen Glasfaseranschluss zuständig ist. Inzwischen bietet E.ON unter www.eon-highspeed.com/andernach einen Verfügbarkeitscheck für potenzielle Kunden an.
Immerhin: Wenn der Glasfaserausbau so wie derzeit geplant umgesetzt wird, hätten nahezu alle Andernacher Haushalte und Unternehmen die Möglichkeit, einen solchen Anschluss zu erhalten. Dabei wolle man die Bürger seitens der Stadt keineswegs dazu ermutigen, einen Vertrag mit einem der drei Versorger abzuschließen, betont Heller. Die Entscheidung, ob sich ein Glasfaseranschluss lohnt, müsse jeder Haushalt für sich treffen. „Es gibt Haushalte, in denen der bisherige Anschluss völlig ausreicht.“ Für Hausbesitzer, die mit dem Gedanken spielen, ihre Immobilie in den kommenden Jahren zu veräußern, könnte eine Investition in Glasfaser allerdings sinnvoll sein: „Beim Hauskauf ist das schon ein Faktor.“
Seitens der Wirtschaftsförderung der Stadt hoffe man nun darauf, dass der Glasfaserausbau nach einem hier und da ziemlich holprigen Start nun zügig vorangeht. „Wenn das abgeschlossen ist, bin ich zufrieden.“
Die Stadt Andernach informiert unter www.andernach.de über die Ansprechpartner für den Glasfaserausbau im Stadtgebiet.