Andernacher Modellbaufreunde investierenTausende Stunden in ihr Hobby
Liebe zum Detail für eine heile Miniaturwelt: Modellbaufreunde investieren Tausende Stunden in ihr Hobby
Elvira Bell

Andernach. Die Zeiten, in denen fast in jedem Kinderzimmer oder auf dem Dachboden eine Modelleisenbahn stand, sind längst vorbei. Die modernen Medien haben die Miniaturweltenbauer und Hobbybahner zurückgedrängt – dennoch ist die Faszination, das ewige Basteln an einer heilen Welt, bei vielen bis heute geblieben. Es ist eine Begeisterung, welche den Andernacher Achim Etscheid, seine drei Söhne Raphael, Raymond und Johnny sowie sieben weitere Modellbaufreunde seit Jahren nicht loslässt.

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Der jüngste Hobbyeisenbahner ist acht, der älteste ist 75 Lenze alt. Das Ansteckende an diesem generationsübergreifenden Hobby ist die große Leidenschaft, die sie allesamt bei der Gestaltung einer mehr als 85 Quadratmeter großen Panoramalandschaft verbindet. Das Besondere: Der Betrachter kann fast komplett um die Märklin-H0-Anlage herumlaufen und sich alles genau anschauen.

Seit 25 Jahren wird jeden Mittwochabend und jetzt in Zeiten des Coronavirus auch am Wochenende an der Anlage gearbeitet. Hier ist nichts von der Stange. Das Gebälk des Unterbaus wurde in Kastenbauweise errichtet. „Rein theoretisch wäre die Anlage, die aus 14 Segmenten besteht, auch transportabel“, erklärt Bauherr Achim Etscheid. In jeder seiner Erklärungen ist zu spüren: Die Modelleisenbahn ist seine Passion.

Mehr als 1300 Meter verlegte Gleise, annähernd 40 Züge und 50 Trafos bilden die riesige Nucktalbahn, die über drei Schattenbahnhöfe verfügt, will heißen: Im Unterbau der Eisenbahnanlage warten weitere Züge auf ihre Abfahrt. „Der Computer ruft die Züge automatisch ab“, erklärt der 60-jährige Andernacher. Er ist seit 40 Jahren begeisterter Modelleiser, sagt Etscheid.

Wie viele Zigtausend Stunden der Bestattermeister, in dessen Keller in der Salierstraße die riesige Anlage steht, seine Söhne und auch seine Freunde bisher in den Bau der Anlage investiert haben, kann er nicht sagen. „Es ist unbeschreiblich – auch wie viel Geld darin hängt.“ Die Züge sind bei Weitem nicht alles, es sind vielmehr das gemeinsame Interesse, das die Generationen zusammenbringt, das Fachsimpeln, der Austausch und auch die Geselligkeit.

Sobald die Tür zum Keller den Blick freigibt, fallen auf Anhieb das Kernstück der Konstruktion – der Bahnhof – und eine mit vielen Details nachempfundene markante Burganlage ins Auge. Auf dem großen exakt nachgebildeten Bahnhof tummeln sich Hunderte Fahrgäste, einige beobachten die Fahrplananzeigen, während sie ihre Koffer in der Hand halten. „Diese Reichsburg steht im Original in Österreich. Sie mutet aber auch ein wenig wie die Burg in Cochem an“, erklärt Etscheid mit Blick auf das Prunkstück. Die Burg ist von 15.000 in liebevoller Handarbeit gefertigten Rebstöcken und Felsen umgeben. Jeder einzelne künstliche Rebstock wurde in akribischer Kleinarbeit aus eingefärbten Zahnstochern und einer speziellen Mischung aus Streu angefertigt.

Die Miniaturwelt versetzt den Betrachter ins Staunen. Das eigentliche Leben hauchen der Bahn zweifelsohne die vielen hübschen modellierten Kleinigkeiten ein. Bis ins Detail haben die „Eisenbahner“ eine komplette Schwarzwaldlandschaft mit Tausenden Fichten und Tannen, mit Hügeln, Viadukten, Schluchten und unzähligen Fachwerkhäusern gebaut. „Die Landschaft der Gebirgsregion mit ihren immergrünen Wäldern und malerischen Dörfern fasziniert uns ganz besonders“, erklärt Tanja Etscheid, die Gattin von Achim Etscheid. Viele Menschen sind in der künstlichen Welt geschäftig unterwegs. Einen reizvoll kontrastierenden Touch verleihen Passanten, die in aller Ruhe an den selbst gebauten Fachwerkhäusern vorbeibummeln oder sich abseits des Trubels im Gras niederlassen und picknicken. Realistisch dargestellt sind zudem auch die kleinen Seen mit gut gelaunten Badegästen, Bachläufe und auch der schmucke Campingplatz, der sich finden lässt.

Was ist es, das Etscheid und sein Team antreibt? „Es ist unter anderem die Geselligkeit, die den Bau der Nucktalbahn begleitet. Mittwochsabends nuckeln wir, das heißt, wir Männer genehmigen uns auch schon mal das ein oder andere Bierchen.“ An der Vollendung der Anlage wird, wenn es nach Etscheid und seinem Team geht, wohl noch lange gearbeitet. Auch wenn an drei Tischen in einem eigenen Arbeitsbereich weiterhin gelötet und geleimt wird – eine unnachahmliche Schönheit hat die Modelleisenbahn längst erreicht. Im Übrigen haben die meisten der Männer auch zu Hause noch eine eigene, allerdings deutlich kleinere Modelleisenbahnlandschaft stehen. „Wir suchen noch technisch Versierte, die uns gern beim Bau der Märklin H0 unterstützen würden“, so Etscheid.

Von unserer Mitarbeiterin Elvira Bell

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