Wie viele andere Tierheime leidet auch das Tierdomizil in Mayen nicht nur unter den gestiegenen Energiekosten. Die Verantwortlichen wissen oftmals auch nicht, wie sie Futter- und Tierarztkosten stemmen sollen. Von den Kommunen erhalten sie zwar jährlich 80 Cent pro Einwohner. Doch das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn seit der Einführung der neuen Gebührenordnung (GOT) für Tierärzte im November 2022 hat sich die finanzielle Situation drastisch verschärft. Die Behandlungskosten sind in die Höhe geschnellt.

So berechtigt die Erhöhung auch sein mag – die Letzte war zum Zeitpunkt der Erhöhung 20 Jahre her –, so stellt diese manche Tierhalter, aber eben auch die Tierheime vor eine große finanzielle Herausforderung. Wenn eine Operation nun statt 2000 Euro plötzlich fast 4000 Euro kostet, so reißt diese ein riesiges Loch in die Kasse.
Die Mayener Tierheimleiterin Kristina Wagner ist voller Sorge, dass die hohen Tierarztkosten für vermehrte Aussetzungen und Tierheim-Aufnahmen sorgen könnten. Die 35-Jährige ist seit vielen Jahren im Tierheim beschäftigt, war dann Stellvertretende Leiterin und hat am 1. Februar die Leitung übernommen. „Wir haben im letzten Jahr richtig viel Geld bei den Tierärzten gelassen, also doppelt so viel wie im Jahr 2023. Es waren knapp 140.000 Euro. Eine noch nie da gewesene Zahl, seit es das Tierheim gibt. Was wir jetzt Anfang März schon ausgegeben haben, ist enorm. Haustiere werden Luxus“, sagt sie. „Wir wissen gar nicht, wie sich die Privatpersonen das noch leisten können und haben auch Sorge, dass sie ihre Tiere aus Geldnot unbehandelt lassen.“ Das Team des Mayener Tierheims bittet deshalb dringend um finanzielle Unterstützung. Im Interview erklärt die Tierheimleiterin, wie dramatisch sie die Situation bewertet.
Wie viele Tiere haben Sie im Moment in Ihrem Tierheim?
Kristina Wagner: Im Durchschnitt betreuen wir 20 bis 25 Hunde und bis zu 20 Katzen, ausgenommen die Tiere, die in Pflegestellen untergebracht sind und die vielen Katzenmütter mit Jungtieren, die in den Sommermonaten zu uns stoßen werden.
Wie finanziert sich Ihr Tierheim?
Als privates Tierheim sind wir auf Spenden, Erbschaften und Mitgliedsbeiträge angewiesen.
Können Sie uns anhand eines Beispiels aufzeigen, wie sich die Kosten seit November 2022 für eine Behandlung verändert haben?
Tierärztliche Behandlungen sind nun 20 bis 30 Prozent teurer geworden. Für drei demnächst anstehende Zahnsanierungen unserer Katzen rechnen wir mit 800 bis 1000 Euro pro Tier. Hinzu kommen ein CT und eine Gehörgangentfernung unserer Hündin Aysa, aufgrund von Einwucherungen ins Innenohr. Wieder 2000 Euro weg.
Welche Forderungen richten Sie an die Politik?
Humane Preise, die sich jeder Tierbesitzer noch leisten kann! Das Tier wird zum Luxusgut, und das sollte es nicht sein. Wo damals ein Antibiotikum und ein Schmerzmittel gereicht haben, um einen Magen-Darm-Infekt zu behandeln, wird nun noch Blut genommen und Röntgenbilder gemacht. Und man ist schnell wieder 800 Euro los.
Sehen Sie einen Ausweg aus der finanziellen Misere?
Unser Tierheim ist weiterhin auf Spenden von Privatpersonen angewiesen, um uns die Behandlungskosten in den nächsten Jahren weiterhin leisten zu können.
Wie viele Fälle gibt es, wo Tiere von ihren Haltern nach der Behandlung an Tierärzte übereignet werden und von diesen an Tierheime abgegeben werden?
Im letzten Jahr haben wir allein vier Katzen aus einer Tierarztpraxis übernommen, deren Halter die Kosten für Behandlung und Operation nicht zahlen konnten.
Wann sind voraussichtlich ihre Kapazitäten erreicht - und was passiert dann?
Letztes Jahr waren wir kurz davor, einen Aufnahmestopp auszurufen. Doch dann fanden sich liebe Pflegestellen, die uns bei der Katzenflut unter die Arme gegriffen haben. Eine Lösung hätten wir für dieses Problem aktuell keine.
Wer das Tierheim Mayen, „In der Pluns“ 1, unterstützen oder sich informieren möchte, kann dies im Internet unter www.tierheim-mayen.de oder unter Telefon 02651/77438 tun.
