Eine lebensgroße, weibliche Figur mit einem Stück Kuchen in der Hand sowie eine männliche Figur mit einer Eiswaffel in der Hand erinnern an Heinz und Christel vom einstigen Café Müller in Ettringen. Während die weibliche Figur eine gestreifte Hose mit einem cremefarbenen Oberteil trägt und dezent geschminkt ist, wurde der männlichen Figur, passend zu ihrem Outfit, eine moderne Jeans auf den Leib geschneidert.
Die Mienen der Betonfiguren sind versteinert, dennoch hat der Blick der Frau etwas Berührendes. Der Mann strahlt eine gewisse Beseeltheit aus. Beide Skulpturen blicken geradeaus, während der Mann mit seiner Hand vorbeigehenden Passanten zu winken scheint. Bei den beiden Ettringer Persönlichkeiten handelt es sich um von Anja Müller geschaffene Betonskulpturen.
Als Sekretärin im Betonlabor gearbeitet
Beim Wort Beton denken viele Menschen an versiegeltes Grün und triste Bauten. Doch der leblose Rohstoff eignet sich wunderbar, um Menschen oder Tieren in liebevoller Handarbeit Leben einzuhauchen. Die aus Eitelborn stammende Künstlerin hat die Leidenschaft für diese Art von Kunst vor mehr als 30 Jahren, als sie in einer Baufirma im Sekretariat und auch im Betonlabor arbeitete, für sich entdeckt. „Es war meine erste Stelle in einem Sekretariat“, erinnert sich Müller, die nach einer Ausbildung als Augenoptikerin ein Fernstudium für eine kaufmännische Ausbildung absolviert hatte.
„In dieser Firma habe ich die Arbeiten anhand von sogenannten Presswürfeln dokumentiert und so den Werkstoff Beton für mich entdeckt. Damals habe ich mit den ersten Figuren, die zum Teil noch sehr grob und dilettantisch waren, angefangen.“ Seither hat die Künstlerin viele weitere Erfahrungen mit dem Material gemacht und ihre Arbeiten stets weiterentwickelt.
Ein recht staubiges Hobby
Obwohl Müller auch der Werkstoff Ton angesprochen hatte, war die Faszination für Beton ausgeprägter. Während Müller aus der Mischung aus Zement, Sand, Glasfasern und Bewehrungsbestandteilen kein Geheimnis macht, ist das Innenleben der Skulpturen ein Betriebsgeheimnis. Selbstverständlich wird alles in Schichten modelliert. Ein nicht alltägliches, recht staubiges Hobby also.
Doch nicht nur Heinz und Christel, sondern auch ein „Mann ohne Namen“, dessen Miene auf seinen Betrachter ebenfalls versteinert wirkt, ist ein weiteres lebensgroßes Werk von Müller. Ihr Ziel ist es, weitere große Figuren zu kreieren. Von der Planung über die Statik braucht die 59-Jährige etwa drei Monate, um eine solch große Betonfigur fertigzustellen. Aktuell fehlt dem „Mann ohne Namen“ noch eine Lasur, die ihn dauerhaft vor Witterungseinflüssen schützt.
Charakterköpfe verfügen über hohe Aussagekraft
Er lehnt lässig an einem Zaun im Garten. Fast schon ein wenig geheimnisvoll, suchen unweit der imposanten Skulptur zwei Hände an einem Holzfass Halt, während Schaf „Määächthild“ auf der Wiese grast und Margot, ein Rauhaardackel, allem Anschein nach gerade Gassi geht. Auch Geißbock Hennes, Maskottchen des 1. FC Köln, lässt sich im Garten blicken. Sehr augenfällig sind indes zwei hohe Stelen aus altem Holz, auf denen ein Frauen- und ein Männergesicht mit großen Augen und einem langen Hals in Richtung Wohnzimmer blicken.
Die markanten Charakterköpfe verfügen über eine hohe Aussagekraft. Schon jetzt können sich Kunstfreunde auf den Ettringer Weihnachtsmarkt freuen. Am 1. Adventssonntag (1. Dezember) werden unter anderem Nikoläuse, Engel und Bengel aus Beton, geschaffen von Müller, dort ihre Aufwartung machen.