Sport hilft vielen Menschen, Lebenskrisen zu überwinden. Klaus Jahnz ist dafür ein Musterbeispiel. „Von 2005 bis 2010 sind sieben nahestehende Verwandte, unter anderem meine Frau, verstorben“, berichtet der 74-Jährige. Regelmäßig schlüpft er in seine Laufschuhe und absolviert lange Läufe. „Wenn ich nicht laufen würde, hätte ich die Schicksalsschläge wohl kaum verwunden und ich wäre vielleicht daran kaputt gegangen“, meint der Sportler aus Reudelsterz. „Man zeigt als Mann nach außen hin Stärke, innen drinnen sieht es jedoch anders aus.“ Ein Laufvater von ihm habe mal gesagt: „Lauf in den Wald und schrei es raus.“
Er war bei fast 2000 Läufen am Start
Klaus Jahnz frönt schon lange dem Laufsport. 1906 Volksläufe, unzählige Trainingskilometer und 162 Marathonläufe – so lautet aktuell seine Bilanz. Zum Laufen ist der ehemalige Fußballtrainer und -spieler im Jahre 1995 gekommen. „Damals bin ich in die Laufgemeinschaft Laacher See eingestiegen.“ Zunächst war Jahnz als Beisitzer für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Seit dem 19. März 2007 leitet er als Vorsitzender die Geschicke der Laufgemeinschaft, die mit dem Lohners-Vulkan-Marathon und dem Volkslauf rund um den Laacher-See weit über die Grenzen des Kreises Mayen-Koblenz hinaus bekannt ist.
Vor der Königsdisziplin, dem 42,195 Kilometer langen Marathon, schreckte er nicht zurück. 1996 nahm er in Monschau erstmals die magische Distanz unter seine Füße. Mittlerweile hat er in dem Eifelstädtchen 16-mal an dem Lauf teilgenommen – in diesem Jahr mit einer Zeit von 6 Stunden, 23 Minuten und 45 Sekunden. Richtig auf den Geschmack kam Jahnz zwei Monate nach dem Lauf in Monschau beim Marathon in Frankfurt.
Jeder Marathon ist für Jahnz etwas Besonderes
Bestzeiten sind ihm nicht wichtig. „Ich habe früher immer versucht unter vier Stunden zu laufen“, sagt er. „Doch das Ergebnis ist für mich zweitrangig. Mittlerweile nehme ich mir fünf bis sechs Stunden Zeit, um das Ziel zu erreichen.“ Seinen 100. Marathon lief der Ausdauersportler in Hoppstätten-Weiersbach an Heiligabend 2012, seinen 150. – den Rursee-Marathon – im November vor fünf Jahren im Simmerather Ortsteil Einruhr. Auch beim Berlin-Marathon ist Jahnz mehrfach an den Start gegangen.
Jeder Marathon ist für ihn eine Besonderheit. „Wenn einer sagt, dass er ab der zweiten Hälfte der langen Distanz keine Schmerzen verspürt, dann glaube ich ihm das nicht. Man muss sich quälen.“ Froh ist der langjährige Vorsitzende der Laufgemeinschaft, wenn er auf der Strecke jemanden findet, der in etwa das gleiche Tempo wie er läuft. „Manchmal führe ich auch Selbstgespräche und verarbeitete Dinge in meinem Kopf, die mich schon länger beschäftigen. Fünf bis sechs Stunden sind ne verdammt lange Zeit. Ich sage immer: Böser Schweinehund verschwinde.“
Er will noch lange nicht aufhören zu laufen
Eigentlich wollte Klaus Jahnz nach dem 50. und dann nach dem 100. Marathonlauf aufhören. Heute sagt er: „Solange ich gesund bleibe, laufe ich auch künftig die 42,195 Kilometer.“ Ans Kürzertreten denkt der Laufwart des Leichtathletikverbands Rheinland noch lange nicht. Trotz seiner Vorliebe für Marathonläufe ist Jahnz in seinem Herzen ein typischer Volksläufer geblieben. „Es ist schön, wenn wir an den Wochenenden mit unserer Laufgemeinschaft unterwegs sind und nach dem Lauf bei Kaffee und Kuchen gemütlich zusammensitzen“, sagt er.
In diesem Jahr hat der passionierte Sportler vier Marathons absolviert, unter anderem den Hunsrückmarathon in einer Zeit von 5 Stunden, 16 Minuten und 52 Sekunden. Kurz nach dem zweiten Advent zieht Jahnz sein persönliches Fazit: „Ich bin in meinem Leben locker um den Globus gelaufen.“ Die Umrundung der Erdoberfläche entspricht ungefähr 40 075 Kilometer – rund 35 000 Kilometer davon ist Jahnz im Wettkampf gelaufen. „Sport ist gesund und motiviert mich.“ Er treffe bei den Läufen viele Teilnehmer, die mit 75 oder 80 Jahren immer noch laufen.
Im Frühjahr stehen bei der Laufgemeinschaft Neuwahlen an. Dann will Klaus Jahnz nicht mehr als Vorsitzender kandidieren.