Welling
Landwirte im Kreis MYK sollen selbstbewusster auftreten

Der langjährige Kreisvorsitzende Rudolf Schneichel (rechts) wurde mit der Goldene Ehrennadel des Bauern- und Winzerverbandes ausgezeichnet. Mit ihm freuten sich (von links): Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbands, Leo Blum, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, der neue Kreisvorsitzende Tobias Fuchs, Schneichels Ehefrau Irmgard und Kreisgeschäftsführerin Ursula Krupp.

Heinz Israel

Welling - In der Generalversammlung des Kreisbauernverbands Mayen-Koblenz hat der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, die Landwirte aufgefordert, sich massiv in gesellschaftspolitische Diskussionen einzumischen, damit der Satz "Landwirtschaft hat Zukunft" auch für die Bauernfamilien in Deutschland gilt.

Von unserem Mitarbeiter Heinz Israel

„Ich befürchte, dass die Diskussion um die Landwirtschaft noch zunehmen wird“, so der Bauernpräsident. Er kritisierte die Nivellierung der Düngeverordnung und sieht in ihren Auflagen eine Wettbewerbsverschlechterung. Der Bauernverband kämpfe darum, dass die Regelung praktikabel und gerecht bleibe. Beim Thema Pflanzenschutz wolle die EU in Brüssel die Kriterien verschärfen und über das Ziel hinausschießen.

Für Rukwied steht fest: Die Landwirte müssen viel stärker offensiv für ihren Berufsstand werben. Der Präsident berichtete von Sprühattacken von Aktivisten bei der Eröffnung der Grünen Woche in Berlin, die mit Sprüchen wie „Massentierhaltung stoppen“ auftraten. Er hielt dagegen, dass der Bauer einer der bestangesehensten Berufe in Deutschland sei und die Lebensmittel aus deutschen Landen einen hohen Stellenwert besäßen.

Aus der Zuhörerschaft kam der Vorschlag, doch mit eigenen Werbespots den Attacken zu begegnen. In diesem Zusammenhang wurde die TV-Serie „Bauer sucht Frau“ kritisiert, in der die moderne Landwirtschaft oft mit drei Schweinen, zwei Kühen und fünf Hühnern dargestellt werde. „Alles was darüber ist, wird schon als Massentierhaltung angesehen“, meinte ein Zuhörer. Ralf Hickmann, Landwirt aus Plaidt, sagte, man habe nicht das Problem, dass Bauern in der Bevölkerung schlecht dastünden, sondern nur in der veröffentlichten Meinung. Er forderte seine Berufskollegen deshalb auf, sich hin zu den Neuen Medien zu bewegen und ein schlagkräftiges Netzwerk aufzubauen. Der Präsident des Bauernverbandes konnte dazu bereits eine „Mitmachplattform“ benennen, die unter der Adresse www.meine-bauernfami lie.de„ im Internet ist. Joachim Rukwied wollte aber auch die Folgen von Vorgaben aufzeigen, die von Politikern verantwortet werden: “Mit jeder neuen Auflage beschleunigen die Politiker den Strukturwandel und zwingen die kleinen Betriebe auszusteigen.„ Man wolle künftig verstärkt in den Schulen aktiv sein und auch mit den Schulbuchverlagen reden, denn dort werde noch die Landwirtschaft der 60er-Jahre propagiert. “Lasst uns gemeinsam dafür kämpfen, dass es nicht zu schlimm kommt„, so schloss der Bauernpräsident seine Rede.

Der Kreisbauerverband Mayen-Koblenz hat die Weichen für die Zukunft sichtbar neu gestellt. Seit drei Wochen ist Tobias Fuchs aus Kehrig dessen Vorsitzender und damit Nachfolger von Rudolf Schneichel, der durch seinen Verzicht auf eine Wiederwahl einen Generationswechsel auslöste. Der 32-jährige Vollerwerbslandwirt führt zusammen mit seinen Eltern den Gertrudenhof, einen Betrieb mit Ackerbau und Schweinehaltung. Er war zuvor in der Landjugend aktiv und zuletzt stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbands. Zu seinem Herzensanliegen gehört der Kampf gegen den “Flächenfraß„. Kritisch setzt er sich mit den kommunalen Planungen der Heimatregion auseinander. Als besonders eklatant nannte er die Ansiedlungspolitik von Mendig, das in der Nachbarschaft des ehemaligen Flugplatzgeländes ein neues Gewerbegebiet erschließe. “Wenn wir 100 Jahre so weitermachen, bleibt nicht viel Ackerfläche übrig„, prognostizierte Fuchs.

In seiner Laudatio für Rudolf Schneichel, seinem Vorgänger im Amt des Kreisvorsitzenden, lobte er dessen ausgleichende Art. Schneichel habe es bei allen Themen immer verstanden, die Wogen zu glätten. Ein Dankeschön für eine 15-jährige Zusammenarbeit im Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau gab es vom Präsidenten Leo Blum. Es sei eine hervorragend gute Zeit gewesen. “Wir schätzen deine Verlässlichkeit und dein Engagement", sagte Blum zu Schneichel. Dieser habe seine Ziele mit Nachdruck verfolgt, dabei aber immer versucht, einen Ausgleich zu finden. Schneichel erhielt in Anerkennung seiner Leistungen die Goldene Ehrennadel des Verbandes.

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