Andernach
Landstromanbindung für Schiffe in Andernach: Jetzt muss es ganz schnell gehen
Unweit des Bollwerks am Andernacher Rheinufer befinden sich die zwei Schiffsanleger, die mit einer Landstromanlage ausgestattet werden.
Martina Koch

Lange wurde in den vergangenen Jahren in den städtischen Gremien um eine Landstromanlage für die städtischen Schiffsanlegestellen gerungen. 2017 hatte die FWG-Fraktion erstmals beantragt, eine Stromversorgung für die anlegenden Fahrgastschiffe zu prüfen. Jetzt steht fest: Zwei Anlegestellen am Rheinufer bekommen eine Landstromanlage. Bei der Umsetzung des Projekts muss es jetzt ganz schnell gehen.

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Mit der Einrichtung einer Landstromversorgung für die sechs städtischen Anlegestellen, an denen in der touristischen Saison zahlreiche Kabinenfahrgastschiffe Station machen, wollte die FWG die Belastung durch die Abgase und den Lärm für die Anwohner reduzieren. Derzeit decken anlegende Fahrgastschiffe ihren immensen Strombedarf durch Dieselgeneratoren, die teilweise stundenlang laufen. Dadurch gelangt viel CO₂ in die Atmosphäre.

Eine Versorgung aller städtischen Steiger mit klimaschonendem Landstrom hätte nach Berechnungen der Verwaltung aus dem Jahr 2018 indes aber 1,7 Millionen Euro gekostet – eine Summe, die der städtische Haushalt nicht hergibt, befanden die Gremien übereinstimmend. Seitens der FWG gab man das Vorhaben aber noch nicht verloren: Mit einer Landesförderung in Höhe von 80 Prozent der inzwischen auf 2,5 Millionen Euro kalkulierten Kosten, könne man das Vorhaben umsetzen, hieß es im Frühjahr 2022.

Projekt stand mehrmals vor dem Aus

Die Einreichung eines entsprechenden Förderantrags beim Land brachte allerdings ein ernüchterndes Ergebnis: Die Stadt solle mit dem Antrag eine Genehmigungsplanung einreichen, erst dann könne man eine Entscheidung fällen, hieß es seitens des zuständigen Landesbetriebs Liegenschaft und Baubetreuung (LBB). Da der Zeithorizont für eine Umsetzung des Projekts bis Ende 2024 ohnehin zu knapp erschien, entschied man sich gegen die Ausarbeitung einer Genehmigungsplanung.

Im Herbst 2023 wendete sich das Blatt dann ein weiteres Mal: Antragstellende Kommunen hätten bis Ende 2025 Zeit, eine vom Land geförderte Landstromversorgung einzurichten, hieß es nun aus dem Wirtschaftsministerium. Dieser Zeithorizont reiche aus, um zumindest die beiden umsatzstärksten Anlegestellen in Andernach unweit des Bollwerks mit Strom zu versorgen, befand die Stadt und beantragte für die Gesamtkosten in Höhe von rund 1,1 Million Euro Fördermittel des Landes – mit Erfolg.

Land übernimmt 818.000 Euro

Das Land fördert die Landstromanlage für Fahrgastschiffe in Andernach mit 818.000 Euro, teilte Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) kürzlich per Pressemitteilung mit. Diese umweltfreundliche Energieversorgung leiste einen wichtigen Beitrag zu einer zukunftsfähigen und lebenswerten Innenstadt sowie zum Klimaschutz, heißt es darin. Die Fördermittel für die Anlage kommen jeweils zur Hälfte vom Land und vom Bund.

Die zwei städtischen Anlegestellen unweit des Bollwerks erhalten eine leistungsfähige Landstromanlage, die in der Lage ist, den hohen Energiebedarf der anlegenden Fahrgastschiffe zu decken: „Bei rund 500 Schiffsanläufen pro Jahr können künftig rund 340 Tonnen CO₂ pro Jahr eingespart werden. Das macht die Stadt auch für Einheimische und Touristen attraktiver“, erklärt Ministerin Schmitt laut Pressemitteilung. Als Förderbank des Landes setzt die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) das Programm um.

Halbe Million Euro muss noch 2024 fließen

Die Stadt Andernach stellt das Projekt bei aller Freude über die Landesmittel auch vor Herausforderungen: Der Zeitraum, in dem das Vorhaben jetzt umgesetzt werden muss, ist knapp bemessen: Bis September 2025 muss die Landstromversorgung eingerichtet sein. Eine halbe Million Euro müssten bereits bis Jahresende investiert werden, informierte der Leiter des städtischen Tiefbauamts, Rainer Schmitz, in der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses. “Wir müssen die benötigten Bauteile jetzt schnellstmöglich bestellen", betonte Schmitz.

Die Stadt müsse nun darauf hoffen, dass die einzelnen Komponenten zeitnah lieferbar sind. Immerhin: Der bauliche Aufwand ist dadurch, dass man sich auf die Anlegestellen in der Nähe des Bollwerks beschränkt, vergleichsweise überschaubar, da dort unweit der Anleger ein Anschluss ans Stromnetz erfolgen kann. Das erspart es, den Boden über weite Strecken für die Verlegung der Stromkabel aufreißen zu müssen.

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