Kreis MYK
Landratswahl im Kreis MYK: Nur jeder Fünfte stimmte ab

Kreis MYK. Er ist am Sonntag mit einem Traumergebnis im Amt bestätigt worden: 88,3 Prozent der Wähler haben Alexander Saftig bei der Landratswahl das Vertrauen ausgesprochen.

Von unserem Redaktionsleiter Albrecht Kahl

Nur einmal seit dem Jahr 2000 hat ein Landrats-Amtsinhaber ein besseres Ergebnis eingefahren. 2011 war der damalige Rhein-Lahn-Landrat Günter Kern mit 90,9 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt worden. Saftig kann damit leben, sind beide doch befreundet.

Während Mayen-Koblenz es hier nicht auf Platz eins schaffte, gelang dies auf einem anderen – unrühmlichen – Feld: Noch nie seit dem Jahr 2000 sind bei einer Landratswahl in Rheinland-Pfalz weniger Bürger zur Wahlurne gegangen als am Sonntag. Ganze 20,8 Prozent der Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab. Bei der Wahl 2015 im Landkreis Cochem-Zell und bei der 2006 im Rhein-Hunsrück-Kreis – in beiden Landkreisen traten ebenfalls nur die Amtsinhaber an – ließen sich wenigstens noch 27,8 beziehungsweise 26,1 Prozent der Wähler zum Urnengang bewegen.

Die geringe Wahlbeteiligung macht auch den Politikern in MYK Sorgen. „Unabhängig von dieser Urwahl sollten wir mit Blick auf andere Urwahlen überlegen, ob diese im kommunalen Bereich das Nonplusultra ist“, meint CDU-Kreisvorsitzender Adolf Weiland. „Was bringt es, wenn nur ein kleiner Kreis sein Wahlrecht wahrnimmt?“, fragt der Landtagsabgeordnete. Die Urwahl sei mit einem hohen Aufwand verbunden, was Wahlhelfer und Kosten anbetreffe. Weiland regt an, Partei übergreifend nachzudenken, ob es nicht Alternativen gibt. „Es ist Demokratie, und keiner geht hin“, bedauert SPD-Kreisvorsitzender Marc Ruland. Auch für ihn ist es an der Zeit zu überlegen, welche Schlüsse daraus gezogen werden sollen. Die niedrige Wahlbeteiligung „macht einen betroffen“, denn noch unmittelbarer als im kommunalen Bereich könne man Politik nicht mitgestalten, so der Landtagsabgeordnete.

Landrat Alexander Saftig will sich Überlegungen nicht verschließen, den Bürgern die Stimmabgabe zu erleichtern, zum Beispiel durch Wählen via Internet. Allerdings, so schränkt er ein: „Wahlrecht ist Formalrecht, und das braucht strenge Regeln.“ Ansonsten, so Saftig, hilft nur, noch mehr mit dem Bürger in Kontakt zu treten. „Hinnehmen dürfen wir das nicht. Im Gegenteil, es muss Ansporn sein, noch mehr als bisher dafür zu werben, vom Wahlrecht Gebrauch zu machen.“

Im Dorf Lind ist dies wohl gelungen. Hier gingen die meisten Wahlberechtigten zur Wahl: 83,7 Prozent gaben dort ihre Stimme ab. Überhaupt war in der VG Vordereifel die Wahlbeteiligung mit 42,1 Prozent am höchsten, was allerdings nicht verwundert, wurde dort doch gleichzeitig der Bürgermeister gewählt.

Nach dem Wahlsieg wurde ausgiebig gefeiert: Landrat Alexander Saftig (Mitte) hatte Familie, Freunde und Unterstützer zur Wahlparty ins Hotel-Restaurant „Zur Post“ nach Welling eingeladen. Dabei waren auch Tochter Franziska (rechts neben ihm), sein Vater Franz-Josef (vorn, 2. von rechts) und Alexander Saftigs Partnerin Monika Hoffmann (vorn, rechts).

Heinz Israel

Den Negativrekord stellte die Stadt Weißenthurm auf, wo gerade mal 13,2 Prozent der Stimmberechtigten von ihrem Wahlrecht Gebrauch machten. Aber es gab noch andere Orte, wo viele Wahlberechtigten mit Abwesenheit glänzten: So zum Beispiel das Trio der verbandsfreien Städte Andernach, Bendorf und Mayen. Beispielsweise auch in Urbar, Sankt Sebastian und Mülheim-Kärlich, Polch und Ochtendung lag die Wahlbeteiligung unter dem Durchschnittswert für den Landkreis. Und in manchen Stimmbezirken war sie sogar nur einstellig!

Trotz des Wermutstropfens der geringen Wahlbeteiligung: Alexander Saftig hat sich „riesig über die hohe Zustimmung von 88,3 Prozent gefreut. Damit habe ich nicht gerechnet, damit kann man auch nicht rechnen.“ Er könne jetzt nur allen Danke sagen, die dieses Ergebnis ermöglicht haben.

In keinem der kreisweit insgesamt 185 Stimmbezirke gab es mehr Nein- als Ja-Stimmen. In 57 Stimmbezirken schaffte Saftig sogar den Sprung über die 90-Prozent-Marke. Auch das Gesamtergebnis der VG Vordereifel und der VG Pellenz liegt über 90 Prozent. In Keldung (98,3), Lind (97,2) und Andernach (97,9 Prozent, Wahlbezirk 116) erreichte er die höchste Zustimmung. Die meisten Nein-Stimmen kassierte er – wenn man die verbandsfreien Städte und die Verbandsgemeinden betrachtet – in Bendorf: 16,6 Prozent.

Und auch in manchen Stimmbezirke im Landkreis fiel die Zustimmung nicht so hoch aus: Die meisten Nein-Stimmen wurden mit 30,6 Prozent in Wierschem registriert. Auch in Küttig (28,6) und Andernach (27,5 beziehungsweise 25 Prozent, Wahlbezirke 115 und 114) war die Ablehnung höher als in anderen Stimmbezirken.

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