Viele Fragen gestellt
Kretzer Logistikzentrum: In Kruft wächst der Widerstand
Mehr als 200 Menschen versammeln sich bei der Info-Veranstaltung in der Vulkanhalle in Kruft zum geplanten Logistikzentrum in Kretz.
Wolfgang Lucke

Viele im Ort sind sich einig: Das große Logistikzentrum im Nachbarort Kretz würde vor allem Kruft mit Lkw-Verkehr belasten. Der Widerstand wächst – das wurde bei einer Infoveranstaltung in der Vulkanhalle gleich in mehrerlei Hinsicht deutlich.

Eine mit mehr als 200 Besuchern gut gefüllte Vulkanhalle in Kruft und das Anwachsen der Bürgerinitiative (BI) Tubag-Allee von zehn Gründungsmitgliedern auf mehr als 600 Unterstützer in kurzer Zeit belegen, dass es ein Problem gibt, das vielen Kruftern auf den Nägeln brennt. Das geplante „Logistikmonster” im Nachbarort Kretz, wie BI-Mitglied Andreas Lung es am Informationsabend bezeichnete, werde die Lebensqualität von ganz Kruft einschränken.

Auf einem Gelände von 82.000 Quadratmetern soll in Kretz eine Lagerfläche von 32.500 Quadratmetern entstehen. Eine Gebäudebreite von bis zu 300 Metern sei möglich, eine Höhe von 16,50 Metern. Ein entsprechender Bebauungsplan sei im Jahre 2016 aufgestellt worden und habe drei Jahre später Rechtskraft erlangt. Die Anfahrt zu diesem Gelände führt durch die Tubag-Allee in Kruft.

Andreas Lung sagte: „Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass es hier nicht um ein Problem geht, das nur einige Ecken von Kruft betrifft, sondern wirklich den ganzen Ort.” Jürgen Heilmayer, stellvertretender Sprecher der BI, ergänzte: „Wenn das Projekt eines Logistikzentrums Am Schwimmelberg realisiert wird, müssen wir von einem Lkw-Verkehr 24/7 ausgehen.” Das habe ein Gutachten eines Koblenzer Verkehrsplanungsbüros gezeigt. Es sei mit rund 350 zusätzlichen Lkw pro Tag zu rechnen, was in der Praxis rund 700 An- und Abfahrten bedeute. Dazu kämen der bestehende Verkehr und Mitarbeiteranfahrten.

Nach Ansicht der Bürgerinitiative ist die Tubag-Allee jetzt schon mit Verkehr überfordert. Zudem sei in der Umgebung des Geländes ein Kindergarten geplant, der weiteren Verkehr und weitere Gefährdung von Personen verursache. Man befürchte zudem, dass im Zuge der Ansiedlung des Logistikzentrums das Gebiet verkehrsmäßig insgesamt so unattraktiv werde, dass auch der Einzelhandel bestandsgefährdende Einbußen erleben könne. „Ein Ort ohne Grundversorgung hat keine Lebensqualität“, sagte BI-Sprecher Florian Frings.

Erst im Februar 2025 gegründet, hat die Bürgerinitiative Tubag-Allee schon viele Aktionen gestartet und viele Unterstützer gefunden.
Wolfgang Lucke

Er berichtete weiter: „Schon jetzt fahren die Lkw in diesem Bereich wegen der beengten Verhältnisse regelmäßig über Rad- und Fußweg.“ Außerdem würden viele Lkw unrechtmäßig geparkt. „Wir wollen nie das Horrorszenario erleben, dass ein Lkw ausweichen muss und auf dem Rad- und Fußweg eine Mutter mit Kind unterwegs ist“, so Frings.

Wachsende Luftverschmutzung und Lärmbelästigung seien weitere Begleiterscheinungen des Bauvorhabens. Zudem werde der Sinn der erst im Jahr 2014 eingeweihten Umgehungsstraße konterkariert, wenn jetzt der Lkw-Verkehr wieder in den Ort käme. Die schnellere Abnutzung der Tuba-Allee verursache weitere Kosten für Kruft. Eine einstweilige Verfügung der Ortsgemeinde Kruft gegen das Projekt sei abgelehnt worden, bei einem fristgerecht eingereichten Normenkontrollverfahren warte man auf das Ergebnis.

Viele Fragen bei Diskussionsrunde

Die BI bemüht sich weiterhin, Gespräche mit den zuständigen Stellen zu führen, eine eigene Verkehrszählung auf den Weg zu bringen, Petitionen einzureichen und gegebenenfalls weitere rechtliche Schritte einzuleiten. Bei einer lebendigen Diskussionsrunde in der Vulkanhalle kamen viele Fragen auf: Warum muss die Gemeinde Kretz nicht selbst für eine eigene Anbindung sorgen? Warum wird vonseiten der Behörden nicht mehr gegen die falsch parkenden Lkw unternommen? Wie sehen die weiteren rechtlichen Schritte aus?

Ein Anlieger teilte die Einschätzung der BI zum Verkehr in der Tubag-Allee: „Da passen definitiv keine zwei Lkw aneinander vorbei.“ Falschparken sei derweil in dem Zusammenhang Sache der Verbandsgemeinde, hieß es auf eine der Fragen. Um rechtliche Schritte zu initiieren, bemühe man sich um die noch fehlenden Einblicke in die Aktenlage.

Bernd Schumacher, Erster Beigeordneter der Gemeinde Kruft, stellte fest, man habe versucht, durch Poller die Kurvenfahrten zu erschweren. Das habe aber nur dazu geführt, dass permanent umgefahrene Poller ersetzt werden mussten. Gespräche über die Gesamtproblematik mit Kretz seien ins Leere gelaufen. „Das Spiel läuft seit zwei Jahren.“ Man hoffe weiter auf eine Verständigung.

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