Millionen sparen beim ÖPNV
Kreis MYK wird im Busverkehr umsteuern
Unnütze Buslinien sollen abgespeckt oder ganz gestrichen werden. Das muss aber noch gutachterlich vorbereitet werden.
Thomas Brost

Millionenschwer belastet der angebotsorientierte öffentliche Nahverkehr die Kasse des Landkreises Mayen-Koblenz. Jetzt sollen unrentable Buslinien gestrichen oder - dort wo nötig - in der Taktung verringert werden.

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Die Kreisgremien sind auf der Zielgeraden: Der Busverkehr wird auf ein aus ihrer Sicht vernünftiges Maß gestutzt. Eine weitere Hürde hat der Kreisausschuss genommen, damit Buslinien aus dem Verkehrsangebot gestrichen werden sollen. Die Grünen hatten was dagegen, sie wollten das Thema nicht übers Knie brechen.

Wie Grünen-Fraktionschef Klaus Meurer ausführte, sei seine Fraktion nicht in der Lage gewesen, die kurzfristig versandten Vorlagen für den Ausschuss zu prüfen. „Außerdem besteht keine Dringlichkeit, das Thema heute zu beschließen. Es ist ausreichend, wenn der Fachausschuss das am 28. November macht“, meinte Meurer. Die anderen wollten da nicht mitziehen.

„Wenn wir noch mal alles vertagen, dann sind wir zu spät dran.“
CDU-Fraktionschef Georg Moesta zum Ansinnen der Grünen, das Thema zu verschieben.

Georg Moesta, der CDU-Fraktionschef, sagte, dass es am 30. Oktober im Kreistag auch dank der Experten Rüdiger Sterzenbach und Christoph Zimmer „eine sehr inhaltstiefe Diskussion“ um eine Reform des ÖPNV gegeben habe. Diese Beauftragten hätten die Möglichkeiten zur Grundlage des Umsteuerns aufgezeigt. Angesichts der Tatsache, dass eine Verzögerung auch die Abläufe im Verwaltungshandeln nach hinten schieben würde, sei eine rasche Entscheidung ratsam. Zumal jetzt das Mandat der beiden Experten beendet sei und ein neuer Gutachter beauftragt werden müsse, damit dieser eine praktikable Lösung im Busverkehr darstellen könne. „Wenn wir alles noch mal vertagen, dann sind wir zu spät dran.“ Allein die vorgeschriebenen Abläufe würden eine Entscheidungsreife erst für März oder April 2025 bringen - unter der Voraussetzung, dass dies im Kreisausschuss jetzt beschlossen werde. Berücksichtigt werden müsse auch ein Positionspapier des Verkehrsverbundes Rhein-Mosel (VRM), der die Verkehre für die Kreise organisiert.

Ins gleiche Horn stieß Maximilian Mumm, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Maifeld. Der SPD-Fraktionschef wandte sich aber auch gegen den VRM. „Ich lege keinen Wert darauf, dass das uns zugesandte Gutachten des VRM beachtet wird.“ Das Verhalten des VRM im Sommer sei „ernüchternd“ gewesen. Es habe ihn, Mumm, „massiv geärgert“. Der VRM habe den aufgeblähten Busverkehr „uns angeraten, und das war quasi einer zu viel über den Durst getrunken.“

Der Busverkehr in Koblenz wird durch die Streichungspläne des Landkreises tangiert. So werden Freizeitbuslinien wohl wegfallen.
Martin Boldt

Auch Ralf Schmorleiz, der FWG-MYK-Fraktionschef, machte sich für eine „Überarbeitung der Linienbündel ohne zeitlichen Verzug“ stark, wie er sagte. Das Gutachten des Fachbüros BBV Consult habe Vorschläge zum Ziel, die „wenig konkret und sehr allgemein geklungen“ hätten. Jetzt müsse ein neuer Gutachter her, der die von der Verwaltung in einer Beschlussvorlage skizzierten Änderungen konkretisiere. Dazu merkte Landrat Alexander Saftig an, dass der erste Gutachter aufgrund von Vergaberichtlinien nicht weiter beauftragt werden dürfe, ein anderer also ranmüsse. Klaus Meurer meldete sich nochmals zu Wort. Er sagte, dass man besonders die Freizeitlinien im Busverkehr nochmals genauer betrachten solle. „Sie sind wichtig für uns und für die Region.“ Diesen Gefallen tat ihm der Kreisausschuss nicht: Er beschloss gegen die beiden Stimmen der Grünen und der von Judith Lehnigk-Emden (FDP) bei zwei Enthaltungen, vier Freizeit-Buslinien von der Saison 2025 an zu streichen.

Grünes Licht hingegen gab der Ausschuss einmütig, dass die Verwaltung einen Beratungsauftrag mithilfe einer Ausschreibung vergeben darf. Ein Gutachter soll das vorgeschlagene Umstellungskonzept in Handlungsempfehlungen gießen.

Vier Freizeitbuslinien fallen ersatzlos weg

Vier Freizeitlinien sollen nach dem Willen des Kreisausschusses zur Saison 2025 ersatzlos wegfallen. Sie hatten im Schnitt 2,1 oder weniger Fahrgäste pro Fahrt. Das sind konkret die Linien 322 (Niedermendig-Maria Laach-Engeln-Kempenich), 333  (Saffig-Plaidt-Kruft-Niedermendig-Maria Laach), 355 (Münstermaifeld-Burg Pyrmont-Roes-Pillig-Polch) und 366 (Burgen-Brodenbach-Hatzenport-Münstermaifeld). Die Kreisverwaltung wird alle relevanten Akteure in den gesamten Prozess einbinden, neben anderen der Verkehrsverbund Rhein-Mosel (VRM) und der SPNV-Nord. Die Umstellungskonzepte für das Linienbündel in der Verbandsgemeinde Vordereifel, für die Regiolinien SPNV-Nord sowie für die Regiolinien beziehungsweise Taktlinien Landkreis MYK sollen von einem externen Gutachter bewertet und mit Handlungsempfehlungen versehen werden. bro

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